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Die Zeitreisenden in Callahans Saloon

Titel: Die Zeitreisenden in Callahans Saloon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spider Robinson
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veränderte, möglicherweise den Zeitstrom unterbrechen und ähnlich komplizierte Dinge verursachen würde, und verbot ihm, die Zeitmaschine jemals zu benützen.
    In diesem Augenblick behandelt er Jahre später in der Zukunft sein schmerzendes Kinn und fragt sich, ob ich das Gewebe der Zeit zerstören werde. Ich frage mich das gleiche.
    Ich bin zwei oder drei Tage lang in eurer Zeit herumgewandert. Ich wollte in dieser Zeit Pläne machen, aber ich bin eigentlich ruhiger geworden. Und jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll. Vielleicht hat mein Bruder recht gehabt, er weiß wesentlich mehr als ich. Aber ich kann sie doch nicht leiden lassen, nicht wahr?
    Ach ja, noch etwas: die Razzia findet heute nacht statt. In etwa vier Stunden.
    Was konnten wir sagen? Wir mußten ihm glauben – die Technologie seiner holographischen Kugel übertraf bei weitem unsere heutigen Kenntnisse. Aber vor allem: Wenn es diese Stimme in unserer Zeit gegeben hätte, hätten wir schon längst von ihr gehört. Es war unmöglich, dieser Stimme nicht zu glauben.
    Callahan faßte unsere Gedanken zu einer Frage zusammen.
    »Was wollen Sie unternehmen, Bruder?«
    Der Weltverbesserer antwortete nicht, und
    plötzlich begriff ich, sei es durch die Art, wie er die Lippen zusammenpreßte, sei es, weil er Tommy Janssen einen Blick zuwarf.
    »Ich habe so eine Ahnung, Mike«, sagte ich
    leise. »Er hat mit Tommy gesprochen, während ich spielte, und Tommy hat ihn abblitzen lassen. Irgendwo draußen muß er jemanden getroffen haben, der ihm erzählt hat, wo er einen Jungen finden kann, der früher einmal Heroin gespritzt hat und der bestimmt weiß, wie er an eine Kanone herankommen kann. Er wird Polizist Duffy erschießen. Habe ich recht, mein Freund?«
    Der Weltverbesserer nickte.
    »Sie sind fest dazu entschlossen?« fragte Callahan. »Ein Mord, und alles ist in Ordnung?«
    »Ich verhindere dadurch die Narbe«, antwortete der Weltverbesserer. »Außerdem kann es kein Mord sein, wenn man ein solches Vieh umbringt. Ich brauche keine Kanone, ich kann mühelos so nahe an ihn ran kommen, daß ich ihn erstechen kann – niemand ist darauf gefaßt, und mir ist es gleich, was nachher mit mir geschieht.« Er richtete sich auf und sah Callahan in die Augen. »Wollen Sie mich daran hindern?«
    »Ich weiß nicht recht, Sohn«, knurrte Callahan, »ob ich das Recht habe, mich in eine solche Angelegenheit einzumischen. Außerdem stehen Sie vermutlich nicht zufällig zwischen uns und der Tür. Aber ich muß Sie darauf aufmerksam machen …«
    Er unterbrach sich und starrte zur Tür. Wir folgten seiner Blickrichtung. Vor einem Augenblick hatte sich noch niemand an der Stelle befunden, jetzt stand ein Mann dort. Er sah aus wie eine ältere, müdere Ausgabe des Weltverbesserers, hatte auch die gleiche Figur, nur trug er keinen Mantel, und deshalb sah man, daß der Spitzbauch in Wirklichkeit ein riesiger Gürtel war, den er sich um den Bauch geschnallt hatte. Offensichtlich handelte es sich dabei um eine Zeitmaschine; offensichtlich war er ihr Erfinder; offensichtlich wollte er seinen Bruder daran hindern, die Geschichte zu beeinflussen.
    Aber unsere Aufmerksamkeit richtete sich nicht so sehr auf die Maschinerie an seiner Taille als auf einen viel kleineren Apparat in seiner rechten Hand. Er bestand aus Glas, wirkte sehr zerbrechlich und konnte eigentlich nur der Revolver sein, den man in den neunziger Jahren benützte. Er hielt ihn in eindeutig respekteinflößender Art auf uns gerichtet. Mir fiel das Wort »Laser« ein, und ich wich zurück, bis ich an den Verstärker stieß.
    »Ich kann nicht zulassen, daß du es tust, John«, sagte der Neuankömmling, ohne sich um die übrigen Anwesenden zu kümmern.
    »Du kannst mich nicht daran hindern«, widersprach der Weltverbesserer.
    »Ich kann dich töten«, stellte sein Bruder richtig.
    »Ich stürze mich nicht blindlings in ein Abenteuer«, erklärte der Weltverbesserer verzweifelt. »Ich weiß, was ich tue.«
    »Das bildest du dir ein.« Sein Bruder lachte. »Du verdammter Narr hast nicht die leiseste Vorstellung davon, was du unter Umständen anrichtest, wenn du diesen Polizisten umlegst. Vielleicht hätte er einen Verbrecher eingelocht, der jetzt weiterhin unschuldige Menschen umbringt. Vielleicht genügt es, daß du ihn aus der Geschichte entfernst, um den Zeitstrom unwiderruflich zu unterbrechen. Du tötest vielleicht mit ihm alle Menschen deiner Zeit, John.«
    »Glaubst du denn, daß ich das nicht weiß?« rief der Mann

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