Die Zucker-Fett-Falle
»intuitiven Essens« bleibt jedoch unsere genetisch-urzeitliche Programmierung außer Acht, die uns dazu verführt, vor allem möglichst nahrhaft zu essen (siehe ab > ). Für die Entstehung von Hunger und das Gefühl, wirklich satt zu sein, ist vor allem unser Gehirn verantwortlich, aber auch unsere Gefühle. Beides ist ineinander verschränkt, schließlich entstehen unsere Gefühle nicht im Bauch, sondern in unserer Steuerzentrale im Kopf und hier in einer der entwicklungsgeschichtlich gesehen ältesten Regionen des Gehirns – im sogenannten limbischen System.
Die Seele isst mit
Natürlich wissen wir tief in unserem Innern, dass ein Apfel eigentlich mehr zu bieten hat als ein Schokoriegel. Aber: Wir essen nicht nur, wenn wir Hunger haben. Wir essen vielmehr auch dann, wenn unser Herz Hunger hat, denn dann übersetzen wir negative Gefühle wie Einsamkeit, Traurigkeit, Langeweile, Frust, Angespanntheit oder Ohnmacht in Appetit. Und was könnte uns da mehr Freude machen als etwas süßes Fettes wie unsere Lieblingspralinen oder ein schönes Wiener Schnitzel mit Pommes? Nach der Mahlzeit fühlen wir vielleicht eine leichte Völle, aber doch insgesamt Entspannung und Wohlbehagen. Nichts kann uns erst einmal etwas anhaben. Wir sind gut genährt und innerlich gegen die Unbill der Welt gepolstert.
Auch bei angenehmen Gefühlen kann Essen dabei helfen, den schönen Zustand aufrechtzuerhalten. Der Glücksmoment verfliegt dann nicht so rasch. Essen hat in diesen Fällen nichts mehr mit unserer Biologie zu tun. Das heißt, wir essen nicht, um leere Energiespeicher aufzufüllen, sondern um unsere Seele wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Hier wird gegen eine emotionale Leere angegessen – nur lässt sich dieser Hunger leider nicht durch Essen stillen. Das Problem liegt auf der Hand: Egal ob Kummer- oder Freude-am-prallen-Leben-Speck – die Gewichtsprobleme, die daraus entstehen können, sind die gleichen, die gesundheitlichen Risiken leider auch.
Von Kindheit an erlernt
Beim Essen geht es für uns Menschen also nicht nur um das reine Ernähren. Essen ist weit mehr als das Auffüllen von leeren Energiespeichern und die optimale Versorgung mit Nährstoffen, sodass alles im Körper bestens funktioniert. Essen wird, wenn wir durch unsere Erfahrungen gelernt haben, dass wir damit unsere Gefühle beeinflussen oder kontrollieren können, zu einer Verhaltensweise, die mit bestimmten Situationen verknüpft ist. Deshalb ist es auch so wichtig, dass uns unsere Seelennahrung gut schmeckt. Und hier sind wir wieder bei unseren Lieblingsgeschmacksrichtungen süß in Kombination mit fettig.
Erlernt haben wir das Verhalten »Essen« schon sehr früh. Ernährungsmediziner wissen heute, dass die früheste Prägung bereits im Mutterleib stattfindet. Sowohl stark untergewichtige wie stark übergewichtige Schwangere sorgen so – ohne es zu wollen – dafür, dass ihre Kinder später verstärkt Lust auf Süßes und Fettes haben und leichter zunehmen als andere Gleichaltrige. Das ist die biologische Seite, der man allerdings mit einer Ernährungsumstellung, wie wir es Ihnen ab > genauer präsentieren, durchaus beikommen kann.
Die andere Seite betrifft unser Verhalten, das wir seit frühester Kindheit erlernt haben.
Essen kann Geborgenheit vermitteln durch die frühkindliche Erfahrung des Stillens, aber eben auch Beruhigung, wenn ein schreiendes Baby mit einem schönen Fläschchen zur Ruhe gebracht wird. Essen kann auch zur Belohnung eingesetzt werden, weil ein Kind beispielsweise schön brav war. Die meisten Menschen kennen diese Funktion des Essens und wie sie auf ihr Gefühlsleben wirkt. Bei dem einen hilft Lakritze besonders gut aus einem Seelentief, beim anderen ein Grillhähnchen. Jeder Mensch lernt so gesehen sein eigenes Essverhalten und wählt bei bestimmten Gefühlen bestimmte Lebensmittel oder auch Gerichte, weil er sie als besonders gute Tröster oder als Lustverstärker schon als Kind kennengelernt hat.
Info Geschickt verpackt
Die Tatsache, dass bei uns Menschen Gefühle und Essen Hand in Hand gehen, wird von der Nahrungsmittelindustrie geschickt ausgenutzt. Sie bringt uns Essen durch entsprechende Werbebotschaften und Verpackungen so nahe, dass wir oft mehr essen, als wir eigentlich benötigen, und dabei zu den Lebensmitteln greifen, bei denen bereits kleine Mengen dick machen.
Essen macht nicht nur satt ...
Die Psychoanalytikerin Charlotte Babcock beschrieb schon vor über 50 Jahren die vier Arten von Erfahrungen, die
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