Die Zweierbeziehung
Beziehungswünsche auch Ängste aus. Diese Ängste werden zu neurotischen Ängsten, wenn ihre Wurzeln in früheren konflikthaften Erfahrungen gründen, die bis in die aktuelle Beziehung die Wünsche vertiefen, aber ebenso die Ängste.
Die Beziehungsthemen in den vier Kollusionsmodellen 1975
Entsprechend den vier Kollusionsmodellen weist die narzisstische Kollusion den Wunsch nach Verschmelzung mit dem Partner auf, aber gleichzeitig die Angst vor deren Verwirklichung. Bei der oralen Kollusion geht es um den Wunsch und die gleichzeitige Angst vor mütterlicher Fürsorge. In der anal-sadistischen Kollusion zeigt sich der Wunsch nach sicherheitspendender Abhängigkeit, gepaart mit der Angst vor deren Erfüllung, und in der phallischen Kollusion geht es um den Wunsch nach Imponieren mit Sozialprestige, verbunden mit der Angst, dabei zu versagen.
Diese Grundthemen decken sich weitgehend mit den Themen der frühkindlichen Entwicklungsstufen der Libido, wie sie von der Psychoanalyse herausgearbeitet wurden. Ich habe deshalb die Kollusionsmodelle zunächst nach diesen benannt:
Das narzisstische Beziehungsthema:
Es kreist um die Liebe als Einswerden und Verschmelzen in Harmonie. Dies gelingt am ehesten, wenn der eine Partner in progressiver Rolle das idealisierte, gemeinsame Selbst verkörpert und der andere Partner in regressiver Rolle sich mit dem Selbst des progressiven Partners identifiziert.
Das orale Beziehungsthema
kreist um die Liebe als Hilfe, Pflege und Fürsorge, was am ehesten gelingt, wenn der eine, regressive Partner hilfebedürftig ist und deshalb einen Partner braucht, der ihm helfen und ihn verwöhnen will. Der progressive Partner vermag seine Selbstunsicherheit zu überwinden, wenn er sich vom Regressiven als Helfer benötigt fühlt.
Das anal-sadistische Beziehungsthema,
oder besser das Beziehungsthema der sicherheitspendenden Abhängigkeit, befasst sich mit der Frage, inwiefern ich als Führer und Kontrolleur benötigt werde, da mein Partner einen Bedarf an kompetenter Führung aufweist und mich als Beschützer braucht. Der progressive Partner will sich beweisen, dass er vom Regressiven in seiner Autorität bestätigt wird und der Partner bereit ist, sich seinen Richtlinien zu unterziehen. Er fühlt sich durch die Passivität und Folgsamkeit des Partners als Führer bestätigt.
Das phallische Beziehungsthema
handelt von Liebe als soziales Prestige und Bewundertwerden. Das gelingt am besten, wenn der Partner in progressiver Rolle Anlass zu Bewunderung gibt, für seine soziale Potenz und seinen Erfolg, was erhöht wird durch die Bewunderung, die er von seinem regressiven Partner erhält.
Kollusionsmodelle (Willi 1975)
Das Kollusionsmodell basiert auf einem gemeinsamen Thema der Liebe, das von den beiden Partnern in polarisierter Form inszeniert wird. Die beiden Partner stehen in polarisierten Positionen zueinander, in welchen sie sich ein Rollenverhalten zuweisen, das ihnen eine kontrollierbare Form von Liebe ermöglicht.
5.2. Die dyadische Kollusion Dyadische Kollusion
Erläuterung des Schemas der dyadischen Kollusion
Bei der Partnerwahl findet ein Partner mit regressiven Wünschen mit einem Partner mit progressiven Wünschen zusammen. Progressiv meint das Gegenteil von regressiv, nämlich eine überkompensierende, forcierte Form von Dominanz und Überlegenheit. So etwa in der
Helfer-Kollusion
, wo der eine Partner, der hilfebedürftig ist, mit einem Partner zusammenfindet, der sich fürsorglich um ihn kümmern will. Je hilfsbedürftiger der regressive Partner ist, desto mehr ermöglicht er dem progressiven Partner, sich pflegerisch zu bewähren. Beide sind also glücklich: Der eine fühlt sich als Pfleger gebraucht und bestätigt, der andere kann sich verwöhnen und pflegen lassen.
Bei der
Partnerwahl
ist jeder Partner aber auch von Ängsten beunruhigt, die er mit der Beziehung abwehren und verleugnen möchte. Der progressive Helfer braucht den regressiv Hilflosen, würde sich aber bedroht oder zumindest nicht angezogen fühlen von einem Partner, der sich ihm als Helfer anbietet. Würde der Partner ihm Hilfe anbieten, so würde er befürchten, bei Annahme dieses Angebots selbst zu regredieren und dadurch vom Partner abhängig zu werden. Der regressive Partner wehrt seine an sich vorhandenen, jedoch uneingestandenen Wünschen nach progressivem Verhalten ab.
Der Umschlag zum kollusiven Konflikt ergibt sich aus folgenden Umständen:
Meist geht der Konflikt vom regressiven Partner aus. Er
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