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Die Zweierbeziehung

Die Zweierbeziehung

Titel: Die Zweierbeziehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürg Willi
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dritte bis sechste Lebenswoche stellt sich das erste Lächeln des Kindes ein. Dieses ruft bei der Mutter in der Regel große Freude hervor. W OLFF stellte fest, dass die Dauer, während der die Mutter mit ihrem Kind spielt, sprunghaft zunimmt, sobald sich Lächeln als Antwort einspielt. Es ist die erste Form einer wechselhaften Verständigung, die bei der Mutter wie beim Kind Lust hervorruft. Allmählich tritt das Lächeln ganz allgemein beim Erscheinen von vertrauten Dingen oder Reizen auf oder in Situationen des Wohlbefindens.
    Als Nächstes stellen sich nun die Anfänge primitiven Erkennens und Vorausahnens ein und damit auch die Fähigkeit zu warten. Das Kind vermag nach ERIKSON (1968) zwischen die Entwicklung eines Bedürfnisses und dessen Befriedigung einen Aufschub einzuschalten. Dieser Aufschub wird ihm erleichtert, wenn es das Mutterbild als gut introjiziert hat und das Kind durch die Erfahrung das Vertrauen entwickelt hat, dass sein Bedürfnis zu gegebener Zeit zuverlässig befriedigt wird. Das Kind lernt, die Mutter aus seinem Gesichtsfeld zu entlassen, ohne deswegen von übermäßiger Wut oder Angst erfüllt zu werden. Das Kind inkorporiert die Attribute der Mutter, die der Verminderung von Spannung und der Befriedigung von Bedürfnissen dienen. Weil vieles davon in Verbindung mit den Erfahrungen des Nährvorganges geschieht, ist die erste Beziehungsform zur Umwelt eine einverleibende. Was in der Umwelt gut, wünschenswert und spannungsvermindernd ist, gelangt ins Innere. Das ist die orale Beziehungsmodalität.
    Das Kind lernt allmählich, sich bevorstehende Befriedigungen vorzustellen, und kann für sich sogar einige Arten von Befriedigungen nachahmen, für die es vorher total von der Umgebung abhängig war, zum Beispiel mittels Fingerlutschen oder Schaukeln. Die Erinnerungsspuren sind verinnerlichte Teile der Außenwelt, die eine teilweise Befriedigung und das Vorausahnen von weiterer Befriedigung ermöglichen. Die verinnerlichte Vorstellung einer «guten Mutter» ist verbunden mit Gefühlen der Bedürfnisbefriedigung. Die Mutter wird so zu einem Teil des sich entwickelnden kindlichen Ichs.
    Das Ich beginnt seine integrierende Funktion zu erfüllen. Es bilden sich die ersten Abwehrmechanismen, um Angenehmes zu sichern und Unangenehmes zu vermeiden. Das Kind entwickelt die Auffassung, dass eingenommen, festgehalten und umklammert werden muss, was Befriedigung verschafft (Introjektion), und ausgeworfen, draußen gehalten und weggestoßen, was unbefriedigend und mit schlechten Gefühlen verbunden ist (Projektion). Ist die Mutter nicht befriedigend, versucht das Kind sich der dabei aufkommenden schlechten Gefühle zu entledigen, indem es die Mutter als «bös», nämlich als die Quelle seiner eigenen «schlechten» Gefühle empfindet. Vermag darauf die Mutter das Kind zu beruhigen, introjiziert es wieder die gute Mutter. Möglicherweise sind die Vorstellungen der guten und bösen Mutter zunächst voneinander getrennt.
    Die Funktionsfähigkeit dieser Ich-Strukturen darf aber nicht überfordert werden, sondern muss, um die Entwicklung zu bestärken und zu fördern, durch reale, positive Erfahrungen bekräftigt werden. Das Lernen, wie man sich Lust sichert und Unlust vermeidet, findet durch die Wechselbeziehung zwischen Mutter und Kind statt. Der Mechanismus der Introjektion und Projektion legt den Grund für spätere Identifikationen. Sie gewinnen eine relative Integrierung nur durch eine befriedigende Beziehung zwischen mütterlich betreuenden Erwachsenen und dem betreuten Kinde. Nur durch das Erlebnis dieser grundlegenden Gegenseitigkeit gewinnt das Kind den sicheren Pol des Selbstgefühls, von dem aus es zu dem anderen Pol, dem ersten Liebesobjekt, hinüberreichen kann.
    In der 8-Monats-Angst beginnt das Kind die Mutter-Kind-Einheit aufzulösen, was Angst und Schrecken auslöst. Diese Auflösung ist aber für seine Entwicklung notwendig und steht in Korrelation mit der motorischen Entwicklung, Sprachentwicklung und all den andern Kommunikationsmöglichkeiten. Das Kind lernt gegen Ende des ersten Lebensjahres klarer zwischen Ich und Nicht-Ich zu unterscheiden. Die Subjekt-Objekt-Spaltung etabliert sich allmählich. Das Kind merkt, dass dieselbe Mutter befriedigend und frustrierend ist, und erst ganz allmählich lernt es, die Mutter als ein Individuum wahrzunehmen, das selbst Bedürfnisse hat.
    Der Hauptfaktor in der Entwicklung des psychischen Apparates ist die Arbeitsweise des Lustprinzips. Im Allgemeinen

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