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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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Nachtschatten,
fürchteten. »Hör zu. Es tut mir leid, daß ich
das ausgerechnet jetzt sagen muß, nachdem…«
    Er unterbrach sich und holte tief Luft, um einen neuen Anlauf zu
nehmen. »Erst einmal, meine erwählte S’danzofrau, bin
ich kein S’danzomann. Ich bin ein Ilsiger aus dem Volke Ils, des
Tausendäugigen. Ich tue, was ich will, was ich tun muß.
Niemand sonst kann für Hanse entscheiden, was Hanse tun
muß. Wenn ich mich entscheide, Mignureal, dann sage mir nicht,
daß es dafür keinen vernünftigen Grund gibt. Für
mich ist es ein vernünftiger Grund, und das reicht aus. Ich
liebe dich, und ich möchte dich bei mir haben. Du mußt nur
damit aufhören, dich über mich und meine Götter lustig
zu machen.«
    Ihre Augen, die die Farbe von Mahagoni hatten, waren riesig und
traurig, und die dunklen Ränder stammten jetzt nicht von
Lidschatten. »Hanse – o Hanse, ich mache mich nicht lustig
über dich. Ich würde mich nie über dich lustig machen.
Ich liebe dich.«
    Der Blick seiner Augen und sein Gesichtsausdruck veränderten
sich, bis er genauso schmerzerfüllt wirkte wie sie.
    »Ich habe nicht vor, loszugehen und mich umbringen zu lassen,
wie du gesagt hast. Ich habe vor, loszugehen und mir mein Geld, meine
Pferde und meine Selbstachtung zurückzuholen. Wenn für dich
nichts davon ein vernünftiger Grund ist, dann tut es mir
wirklich leid. Es tut mir wirklich leid, o ihr Götter meiner
Vorfahren, es ist der falsche Zeitpunkt, das zu sagen – aber du
hast einen Fehler gemacht, als du mit mir gekommen bist, und ich
entschuldige mich dafür, dich mitgenommen zu haben.«
    Sie blickte für eine lange Minute zu Boden. Als sie den Blick
wieder hob, um ihn anzusehen, waren ihre Augen klar. Sie sprach sehr
deutlich und langsam in einer Sprache, die er nicht verstehen konnte.
Ihr Tonfall und der Rhythmus ließen ihn vermuten, daß es
nicht nur die Sprache ihres Volkes war, sondern daß es sich
dabei um ein Ritual aus ihrer langen Geschichte handelte. Er
fühlte, daß diese Worte schon von anderen gesprochen,
wahrscheinlich rezitiert worden waren.
    Er sah sie an und wartete. Wie er vermutet hatte, sprach sie jetzt
wieder in seiner Sprache, die ihre Eltern zu ihrer Muttersprache
gemacht hatten. Er war sicher, daß sie nun wiederholte, was sie
zuvor in der anderen Sprache gesagt hatte, die niemand außer
den S’danzo beherrschte.
    »Ich bin eine S’danzo. Du bist mein Mann. Ich bin deine
Frau. Eine Frau tut, was eine Frau tun muß. Ein… ein
M-mann muß tun, was ei-ein Mann tun muß.«
    Hanse nickte und schluckte. »Ist es das, was du gerade in der
Sprache deiner Väter gesagt hast?«
    Sie nickte. »Und meiner Mütter«, fügte sie
hinzu.
    Er griff nach ihr und drückte ihre Hand. »Ich habe dich
verstanden. Ich liebe dich, Frau.«
    Er hielt ihre Hand fest, damit sie sich nicht gegen ihn pressen
konnte. Sie verstand. Sie sahen einander lange an, und dann
ließ er ihre Hand los, drehte sich um und schnalzte dem Onager
zu.

 
Der Wald
     
    Allmählich ging der sandige Wüstenboden in einen immer
festeren Untergrund über. Das struppige, verkümmerte Gras,
das auf ihm wuchs, wurde schon sehr bald zu einem Gras, das diese
Bezeichnung auch verdiente. Weiter voraus im Norden konnten sie
Büsche und vereinzelte Bäume erkennen. Dahinter hob sich,
vom klaren Mondlicht beschienen, ein Wald von der Dunkelheit ab. Sie
hatten keine Ahnung, wie tief dieser Wald war, aber sie hatten schon
von der Düne aus gesehen, daß er sich weit ausbreitete und
die nördliche Grenze der Wüste bildete. Enas wurde etwas
störrisch und mußte mit fester Hand am Halfter
geführt werden; er wollte etwas von dem leckeren Gras
probieren.
    »Bald, Enas, verdammt noch mal!« fluchte Hanse.
»Hör jetzt endlich damit auf, den Kopf zur Seite zu
reißen, sonst verpassen wir dir Wunder als
Führer!«
    Eine Zeitlang konnten sie nicht ein Anzeichen von menschlichem
Leben entdecken. Dann stießen sie auf die Straße, die
Hanse hier vermutet hatte.
    »Jetzt, da wir wissen, wo sie ist, sollten wir die
Straße verlassen. Es ist besser, wenn wir uns näher bei
den Bäumen halten.« Nur für alle Fälle, fügte er in Gedanken hinzu.
    Mignureal betrachtete den dunklen Wald voller Besorgnis.
»Glaubst du, es gibt da drinnen Tiere? – Wilde Tiere, meine
ich.«
    »Das bezweifle ich. Ich dachte an Menschen auf der
Straße, nicht an Tiere in den Wäldern. Das hier ist der
äußerste Rand des Waldes. Raubtiere folgen den
Weidetieren, und diese dünnen Grashalme

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