Dienstags ist sie nie da - Roman
sind
Papier und Stifte. Ihr habt ein paar Minuten Zeit, um alles auszuarbeiten, dann diskutieren wir in der Gruppe.« Matthew stand auf und griff, ohne ein Wort zu sagen, nach Stift und Papier, ging quer durch den Raum und setzte sich in die Ecke, die vom Rest der Gruppe am weitesten entfernt war.
Katy trottete hinter ihm her.
»Warum hast du die Frage nicht beantwortet?«, konnte sie sich nicht verkneifen zu fragen, als sie sich hinsetzte.
»Welche Frage?«, sagte er verdrossen.
»Die Frage, die Charlene dir gestellt hat.«
»Weil ich eine Scheißangst hatte. Sie hätte mir das verdammte Auge ausstechen können!«
»Verstehe«, sagte Katy und faltete in schneller Folge das Papier, das sie in der Hand hielt, zusammen und wieder auseinander.
»Und überhaupt, wen kümmert schon Charlene«, murmelte Matthew. »Was zum Teufel ist am Samstag passiert? Warum seid ihr so schnell gegangen?«
»Weil Ben dein Tattoo gesehen hat, du Idiot«, antwortete Katy und faltete das Papier in noch schnellerem Tempo.
»Ach du meine Güte!«, rief Matthew und schlug sich die Hand auf den Mund.
»Genau!«
»Wie konnten wir nur so dämlich sein? Was hat er gesagt? Was hast du gesagt?«
»Ich musste zugeben, dass wir während der Schulzeit miteinander gegangen sind, und natürlich wollte er wissen, warum ich ihm nichts davon erzählt hatte. Ich habe es damit begründet, dass Alison sehr eifersüchtig ist und du sie in ihrem Zustand nicht aufregen wolltest. Ich hätte
ihm nichts davon gesagt, damit er nicht auch lügen müsse.«
»Hat er dir das abgenommen?«
»Ich glaube schon. Aber wir haben seitdem kaum mehr miteinander geredet. Ben führt keine Beziehungsgespräche, somit habe ich keine Ahnung, was er wirklich denkt.«
»Das ist eine Katastrophe. Was, wenn er versucht, Kontakt zu Alison aufzunehmen? Er könnte alles kaputt machen«, sagte Matthew und warf einen beunruhigten Blick zu Alison hinüber, die gerade auf den stummen Luke einredete.
»Ben könnte alles kaputt machen? Das ist doch wohl kaum sein Fehler, oder?«, zischte Katy. »Wir selbst haben uns in diese beschissene Lage gebracht, Matthew. Ben würde niemals absichtlich etwas so Fieses tun, wie mit Alison zu reden. Du brauchst dir also keine Sorgen machen. Es ist meine Beziehung, die hier auf der Kippe steht, nicht deine.«
»Katy, Menschen machen einen Blödsinn, wenn sie glauben, dass sie enttäuscht worden sind. Und Ben ist ja wohl kaum ein Musterbeispiel an Reife, oder?«
»Was soll denn das nun wieder heißen?«
»Komm schon, Katy. Er ist doch noch ein Junge, oder? Und es tut mir leid, aber das muss ich dir jetzt sagen: Es ist einfach nicht zu fassen, dass er auf diesen Junggesellenabschied gehen will, wenn du kurz vor der Entbindung stehst. So viel zum Thema Reife. Meinst du wirklich, dass er rechtzeitig erwachsen wird, um Vater zu sein?«
»Das ist total unfair«, erwiderte Katy, als ihr die Tränen erneut in den Augen brannten. Echt unfair, dachte sie, ganz besonders jetzt, da sie Matthew in all seinem Glanz als »perfekten Versorger«, gesehen hatte. Sie musste zugeben,
dass sie sich bei dem Gedanken ertappt hatte, dass einen solchen Mann zu haben, durchaus seinen Reiz hatte – trotz all der Jahre verbissener Unabhängigkeit und ihrer Entschlossenheit, auf eigenen Füßen zu stehen. Vielleicht sogar mehr Reiz als ein Mann, der es sich am Ende des Monats oft gerade noch leisten konnte, sie zum Billiginder am Ende ihrer Straße einzuladen, das nicht einmal eine Lizenz für Alkohol hatte, wo er ihr dann unbekümmert eine mitgebrachte Flasche Bier, die Eigenmarke des Supermarkts, aus der Plastiktüte reichte. Obwohl: Ben und sie hatten dort ein paar nette Abende verbracht, erinnerte sie sich, insbesondere, als sie die technisch hochanspruchsvolle Kunst des Maskengestaltens mit Naan-Brot erfunden hatten.
»Du hast kein Recht, über ihn zu urteilen«, sagte sie und versuchte, sich selbst ebenso zu überzeugen wie Matthew. »Vielleicht hat er deinen Standard an Erfolg nicht erreicht, aber er wird seinen Weg machen, das weiß ich gewiss.«
»Aber ich kann einfach nicht anders – ich mache mir Sorgen um dich«, erklärte Matthew und blickte erneut nervös zu Alison hinüber. »Pass auf, ich habe nachgedacht. Du weißt: Wenn du irgendwann etwas brauchst, dann kannst du mich jederzeit anrufen.«
Er griff in die Tasche seines Jacketts und zog eine silberne Visitenkartenbox mit Gravur heraus. Dann nahm er eine Karte und hielt sie Katy hin.
Sie starrte auf
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