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Diese eine Nacht mit dir

Diese eine Nacht mit dir

Titel: Diese eine Nacht mit dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ABBY GREEN
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sie hatte sich beherrscht. Jetzt war sie mit ihrer Kraft am Ende.
    Immer noch wunderte es sie, dass Rico keine Sekunde lang an seiner Vaterschaft zweifelte. Die Vorstellung, dass Lola in diesem Augenblick zufrieden mit ihm spielte, weckte ganz eigenartige Gefühle in ihr.
    Sie nahm sich zusammen und ging ins Kinderzimmer, um für Lola ein Lätzchen zu holen. Nachdem sie die Tür geöffnet hatte, schnappte sie hörbar nach Luft. Die geringschätzigen Blicke fielen ihr wieder ein, die Rico am Morgen auf ihre schäbige Kleidung geworfen hatte. Danach hörte sie ihn mehrmals telefonieren. Aber sie hatte sich keine Gedanken darüber gemacht. Bis jetzt …
    Wie versteinert betrachtete sie die vielen Kleider, die überall im Zimmer hingen. Kleider für sie und Lola. Was sie da sah, musste Tausende gekostet haben.
    Plötzlich überfiel sie die Erinnerung an ihren Vater. Sie war sechzehn gewesen und hingerissen vom Anblick der vielen Kleider, die er ihr gekauft hatte. Bis sie beschämt und entsetzt feststellte, dass sie ihr alle zu groß oder zu klein waren. Und er hatte sie nicht aus väterlicher Zuneigung gekauft, oh nein. Er hatte sie gezwungen, die Kleider zu tragen, wenn sie mit ihm in der Öffentlichkeit auftrat. Ihre tiefe Verlegenheit legte er ihr auch noch als Undankbarkeit aus. Gypsy kochte vor Wut.
    Rico handelte nicht viel anders. Warum hatte er nicht vorgeschlagen, mit ihr gemeinsam einkaufen zu gehen? Nicht, dass sie eingewilligt hätte, aber immerhin wäre es doch ganz nett von ihm gewesen! Er wollte sie und Lola kaufen. Er wollte das Problem mit Geld lösen.
    Gypsy griff sich einige Babyhemdchen mit protzigen Designeretiketten und stürmte in den Salon. Rico stand mit Lola auf dem Arm am Fenster und zeigte auf etwas. Seine grauen Augen leuchteten, als er sich umdrehte. Doch das Leuchten erlosch, als er Gypsy zornbebend vor sich stehen sah.
    „Was soll das heißen?“ Sie hielt ihm die Babysachen hin.
    „Ihr beide braucht dringend etwas zum Anziehen“, gab er zurück. „Und ich kann dafür sorgen, dass ihr es bekommt.“
    „Wir brauchen dich und dein Geld nicht. So viel Geld für Kleider auszugeben ist die reine Verschwendung. Damit kann man die Babys eines ganzen Dorfes einkleiden! Außerdem wächst Lola so schnell, dass sie das meiste gar nicht wird anziehen können.“
    Ricos Gesicht versteinerte. Ein Muskel zuckte an seiner Wange. Gypsy hatte das unbestimmte Gefühl, ihn verletzt zu haben, und kam sich schäbig vor.
    „Keine Diskussion! Ich werde für meine Tochter sorgen. Und während du unter meinem Dach lebst, wirst du nicht wie eine Pennerin herumlaufen.“
    „Gott behüte, dass wir den großen Rico Christofides in Verlegenheit bringen“, murmelte Gypsy. Sie legte die Babysachen auf den Tisch und streckte die Arme nach Lola aus, die schon heftig strampelnd zu ihr wollte. „Sie muss jetzt gefüttert werden.“
    Die Luft zwischen ihr und Rico schien vor Spannung zu vibrieren. Nach einem endlosen Moment gab er ihr das Kind. „Für den Rest des Abends bin ich in meinem Arbeitszimmer“, knurrte er. „Wenn du dir wegen der ungeheuren Verschwendung Sorgen machst, kannst du das, was Lola nicht braucht, aussortieren. Ich lasse es dann zurückgehen.“
    Er ging hinaus. Gypsy kam sich seltsamerweise wie ein Spielverderber vor.
    Einige Stunden später saß sie an Lolas Bettchen und sah zu, wie die Kleine gegen den Schlaf ankämpfte. Ihre Lider wurden schwerer und schwerer. Und Gypsy kämpfte immer noch gegen ihre Schuldgefühle an. Rico bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen und warf sie im selben Moment auch schon wieder über den Haufen. Sie sah ihn immer noch mit Lola auf dem Arm vor sich. Was sie wirklich bei diesem Anblick fühlte, hatte sie sich nicht eingestehen wollen. Weil sie zu feige war. Sie wusste auch, dass ihre Reaktion auf die Kleider mehr mit ihren schmerzlichen Erinnerungen zu tun hatte, als mit der augenblicklichen Situation.
    Zur selben Zeit griff Rico in seinem Arbeitszimmer wütend nach dem Telefonhörer. Als eine Stimme sich meldete, befahl er schroff: „Gypsy Butler. Finden Sie alles über sie heraus. Geld spielt keine Rolle.“
    Nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, nahm er noch einen Schluck Whisky aus einem schweren Kristallglas und strich sich erschöpft mit der Hand übers Gesicht. Normalerweise spielten Frauen in seinem Leben keine besonders wichtige Rolle. Sie waren eben da und bereit, mit ihm ins Bett zu gehen. Er suchte sich immer die Schönste aus und fühlte

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