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Dieser Sonntag hat's in sich

Dieser Sonntag hat's in sich

Titel: Dieser Sonntag hat's in sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Stichwort »Baumund Pflanzenschulen — Einzelhandel« fand ich vier Spalten
und zahlreiche Werbeanzeigen. Dies war wahrscheinlich das andere Blatt, das
Wilkonson in seiner Jackentasche gehabt hatte.
    Nachdem ich das Telefonbuch
zurückgelegt hatte, überlegte ich, ob ich hoch gehen und die Fahndungen in
Angriff nehmen oder ob ich mir in meiner Lieblingstacqueria einen Burrito holen
sollte. Beides war nicht besonders verlockend.
    Der Fall Goldring hat mit dem
Blumenhandel zu tun. Aber was? Und warum? Und ging mich das überhaupt noch
etwas an? Ich hatte meinen Bericht für Rudy Goldring abgeschlossen; diesen
Nachmittag wollte ich ihn abgeben. Und das wär’s dann gewesen, vorausgesetzt,
er nähme meinen Bericht entgegen und erklärte die Sache für beendet. Wenn er
weitere Informationen haben wollte, könnte ich die verschiedenen Gartencenter,
die Wilkonson besucht hatte, abklappern und herauszufinden versuchen, wonach er
die Angestellten gefragt hatte. Aber bevor ich weiter für Goldring arbeitete,
müßten wir zuerst besprechen, was er mir verschwiegen hatte. Ich würde mehr
Informationen über Wilkonson brauchen. Vielleicht wäre es klug, die Hebel in
Bewegung zu setzen, bevor ich zu meiner Verabredung mit Goldring ging. Ich
hatte Wilkonsons Autokennzeichen; ich könnte ihn durch eine Freundin bei der
Zulassungsstelle überprüfen lassen. Oder vielleicht wäre es noch besser,
jemanden, den ich bei der Polizei kannte, zu bitten, festzustellen, ob etwas
über ihn vorlag...
    Die Eingangstür öffnete sich, und Rae
Kelleher kam herein.
    Rae ist klein, etwa einssechzig, mit
kurzen, lockigen, kastanienbraunen Haaren, einem runden, sommersprossigen
Gesicht und einem athletisch gebauten Körper. An diesem Nachmittag trug sie
Jeans, einen schäbigen braunen Mantel, dessen Machart mit Sicherheit bereits
Anfang der sechziger Jahre aus der Mode gekommen war, und einen blau-gold
gestreiften Schal, wie der, den ich zu den Fußballspielen in Berkeley getragen
hatte. Sie begann, sich den Schal vom Hals zu wickeln, entdeckte dann mich,
erschrak und machte eine entschuldigende Handbewegung. Ich schaute auf die Uhr,
es war Viertel vor eins. Schweigend wartete ich auf eine Erklärung.
    Sie sagte: »Ich habe keine
Entschuldigung.«
    »Toll.«
    »Ich meine, ich kann es schon erklären,
aber es ist nicht annehmbar.«
    »Versuch es doch mal.«
    Der Schal glitt zu Boden, und sie
begann ihren Mantel aufzuknöpfen. »Ich glaube nicht, daß du es hören willst.«
    »Laß mich das mal entscheiden.«
    »Also gut, Doug hatte...«
    »Du hast recht. Ich will es wirklich
nicht hören.«
    »Sharon, er brauchte...«
    »Spar es dir, Rae.«
    Ich hatte das mehr oder weniger
erwartet und war nicht wirklich wütend auf sie. Aber es nervte mich, wie sie
ihre eigene Zukunft aufs Spiel setzte, indem sie pausenlos Dougs Wünschen
nachgab. War denn dieser Frau nicht klar, daß sie genauso wie ihr Mann ihren
Weg gehen mußte? Wußte sie denn nicht, daß Ehemänner bleiben oder gehen
konnten, daß aber ein Beruf, in dem sie aus ihren Begabungen Nutzen ziehen
konnte, ihr das ganze Leben lang zustatten kommen würde?
    Rae schaute mich an. Ihr Gesicht war
verkniffen, ihre Sommersprossen hoben sich von ihrem blassen Gesicht ab. Ich
nahm an, sie rechnete damit, daß ich sie hinauswarf.
    Schließlich sagte ich. »Hör mal, wir
sollten uns mal unterhalten.«
    »Ja, ich weiß. Jetzt?«
    Ich zögerte. Ich war müde und gereizt.
In der Verfassung wollte ich kein heikles Gespräch anfangen. »Nein, nicht
jetzt. Ich muß dir ein paar Akten übergeben, und dann habe ich selbst zu tun
und dazu noch einen Termin gegen vier.«
    Sie schien erleichtert. »Danach
vielleicht?«
    »Ja. Ich sag’ dir was: Es gibt da eine
alte All-Souls-Tradition, in die ich dich einführen möchte. Zumindest ist es
eine McCone-Zahn-Tradition. Treffen wir uns um halb sechs in der Remedy
Lounge?«
    »Die schmierige Bar unten an der
Mission Street?«
    »Richtig.«
    Die meisten Leute hätten mit
Widerwillen oder zumindest zaudernd reagiert. Aber wieder erwies sich, daß Rae
meine Kragenweite hatte. Ihr rundes Gesicht verzog sich zu einem erfreuten
Grinsen, und sie sagte: »Junge, Junge. Ich hab’ mich schon gefragt, wann einer
von euch mich mal einladen würde!«
    »Also dann um halb sechs. Und keine
Ausreden — auch wenn Doug anruft und etwas will.«
    »Versprochen.« Nun streckte sie doch
glatt die Finger der rechten Hand zum Pfadfindergruß.
    »Gut, dann heb den Schal auf, leg den
Mantel ab und

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