Dinner mit Rose
beruht, dass ich ihm nicht von meinem Liebesleben erzähle und er nicht danach fragt. Diese Dinge fallen in Mums Zuständigkeitsbereich, und sie erzählt Dad nur, was er ihrer Meinung nach wissen muss. »Ähem … ja.«
»Sehr gut«, brummte Dad und begann dann sich sichtlich verlegen, weil er sich so weit auf ein emotionales Minenfeld begeben hatte, heftiger als notwendig die Zähne zu putzen.
Kapitel 33
F REITAGABEND UM SECHS kam Kim im Auto ihrer Mutter die Auffahrt hochgefahren und zog die Handbremse mit einem Ruck an, so dass der Wagen einen engen Kreis beschrieb und Kies auf den Rasen spritzte.
»Supercool«, bemerkte ich, hob den Wäschekorb hoch und stützte ihn auf meiner Hüfte ab. Vor allem, wenn sie selbst nicht diejenige war, die den Rasen mähen musste.
»Ich weiß«, sagte Kim. »Matt hat es mir beigebracht. Wie geht es Tante Rose?«
»Unverändert.« Wir gingen langsam zum Haus hinüber. »Bleibst du zum Dinner?«
Sie schüttelte den Kopf. »Andy kocht für mich«, verkündete sie stolz. »Ich fahre gleich zu ihm.«
»Das klingt ja sehr erfreulich.«
»Ist er ein guter Koch?«
»Nun ja«, erwiderte ich zögernd, »als ich mit ihm zusammengewohnt habe, hat er sich von Dosengerichten ernährt, zu denen man entweder Hackfleisch oder Würstchen dazugeben musste. Aber für dich wird er sich wohl mehr Mühe geben.«
Zur Dinnerzeit war Tante Rose völlig erschöpft, und als sie ihren Platz am Tisch einnahm, sah ich, dass sie vor Schmerzen die Lippen zusammenpresste. Ich tat ihr einen Löffel Risotto auf den Teller, doch sie schüttelte nur unglücklich den Kopf und schob den Teller weg.
Matt, an diesem Abend glatt rasiert, aber immer noch mit zottigem Haar, stand wortlos auf, ging zum Kühlschrank und nahm die Vanillecreme heraus. Er gab etwas davon in eine Tasse, stellte diese zwanzig Sekunden in die Mikrowelle, rührte die Creme mit einem Teelöffel um und reichte sie seiner Tante.
»Ich kann nicht«, flüsterte sie.
»Drei Löffel«, sagte er sachlich, nahm ihr die Tasse wieder ab und hielt ihr Löffel Nummer eins hin.
»Schrecklicher Junge«, murmelte Tante Rose, öffnete aber den Mund.
Sie schaffte insgesamt vier Löffel von der Creme, ehe sie sich mit einer Anstrengung, die kaum mit anzusehen war, auf die Füße hochzog. »Mach nicht so ein Theater, Edith«, zischte sie durch die Zähne, als Mum ebenfalls aufstand.
»Ich mache kein Theater«, widersprach Mum ruhig. »Ich versuche nur, mich vor dem Abwasch zu drücken.« Sie gab Rose den Stock, der unter den Stuhl gerutscht war.
»Nun, ich muss los.« Hazel küsste ihre Schwester auf die Wange. Sie hatte mit uns gegessen, um nur ja nichts zu verpassen, zog es aber vor, sich zu empfehlen, bevor es ans Aufräumen ging. »Gute Nacht, alle zusammen. Schlaf gut, Rosie. Matthew, mein Lieber, warum siehst du nicht zu, dass du ein Mal früh nach Hause kommst? Eric und Edith sind ja hier, um die Stellung zu halten.«
Das Lächeln meiner Mutter verblasste vor Ärger über diese Herabsetzung der Fähigkeiten ihrer Tochter, alleine fertig zu werden. »Das ist eine gute Idee«, stimmte sie fröhlich zu. »Geh nach Hause, Matthew, und nimm Jo mit. Glaubst du, du kannst es ertragen, eine Nacht lang von zwei Amateuren betreut zu werden, Rose?«
»Ich schätze, ich werde es überleben«, erwiderte Rose.
»Ausgezeichnet. Dann mal los, Kinder, wir sehen uns morgen.« Und nachdem sie Hazel erfolgreich mit ihren eigenen Waffen geschlagen hatte, lächelte sie genauso wie die Grinsekatze auf den Bildern in meiner alten Ausgabe von Alice im Wunderland .
Ich sah Matt an; entschuldigte mich stumm für Mum und stellte fest, dass er nicht verlegen, sondern freudig überrascht wirkte. »Danke«, sagte er. »Gute Nacht, alle zusammen. Komm, Jose.«
Ich lief angesichts zweier belustigt lächelnder Gesichter und eines starren Blicks (Dad inspizierte angelegentlich die Pfeffermühle, um niemandem in die Augen sehen zu müssen) hochrot an; ich kam mir vor, als wäre ich wieder ein Teenager, und das erste Mal war wirklich schlimm genug gewesen. »Nacht«, murmelte ich und floh nach draußen, ohne mir auch nur die Zeit zu nehmen, meine Zahnbürste einzupacken.
Matt folgte mir wesentlich langsamer auf die Veranda hi naus und zog seine Stiefel an. Irgendwo oben auf dem Hügel ertönte der Ruf eines Riesenschwalms, und die alten Rohre gurgelten, als jemand in der Küche den Wasserhahn aufdrehte.
»Glatt gelaufen«, bemerkte er.
»Ach, sei doch still«, flüsterte
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