Dinner mit Rose
klarem Verstand war, würde sich mit solchen Dingen an Hazel wenden, Rose war todkrank, und Rachel bezog ihr Wissen aus der Cosmopolitan . Geeignet oder nicht, ich hatte die Rolle. »Natürlich mag er dich. Komm schon, das musst du doch merken.«
»Das dachte ich ja auch, aber …« Sie brach ab und seufzte tief.
»Kimlet, ihr geht doch erst seit einer Woche miteinander aus.«
»Seit zehn Tagen«, berichtigte sie.
»Glaubst du, dass ein Typ, der nach zehn Tagen schon mit dir schlafen will, der Richtige für dich wäre?«, fragte ich.
Kim zuckte die Achseln und schwieg.
»Warum denn die Eile? Was ist falsch daran, eine Weile etwas zusammen zu unternehmen und zu sehen, wie sich die Beziehung entwickelt?«
»Es ist nur – Josie, ich will nicht, dass er mich für ein dummes kleines Mädchen hält und sich eine andere sucht.«
Ah ja, natürlich. So wie es der Letzte getan hatte. »Ich glaube nicht, dass Andy das tun würde, aber wenn er sich doch allein deswegen nach einer anderen umsehen würde, würdest du dich wahrscheinlich noch schlechter fühlen, wenn du mit ihm geschlafen hättest.«
Kim brummte mit gesenktem Blick etwas Unverständliches.
»Wenn er deine Hausaufgaben überwacht, geht er offensichtlich davon aus, dass ihr eine längere Zeit zusammenbleibt«, behauptete ich kühn.
»Wie kommst du denn darauf?«
»Nun, wenn du eine gute Ausbildung vorweisen kannst, hast du die Chance, einen gutbezahlten Job zu ergattern, und er kann die Arbeit dann ganz aufgeben und nur noch auf die Jagd gehen, weil er sich von dir aushalten lässt. Ich bin sicher, er hat sich das alles schon ganz genau überlegt.«
»Josie«, sagte sie langsam, »weißt du, dass du eine ausgemachte Idiotin bist?«
»Dein Bruder weist mich ziemlich oft darauf hin.«
»Er hat recht.«
»Sag ihm das nicht, es könnte ihm zu Kopf steigen.« Wir fuhren die letzte Gerade hoch. Auf der einen Seite lag ein Dickicht aus nassen schwarzen Pappelstämmen, auf der anderen leuchtete das Scheinwerferlicht in Matts Reklameschild für frische Milch. »Kommst du mit zu Tante Rose, oder soll ich dich nach Hause bringen?«
»Zu Tante Rose. Ich werde das Essen machen, während du duschst und dein Schamhaar fönst.«
Ich setzte zu einer Erwiderung an, besann mich aber eines Besseren und hielt den Mund.
»Das habe ich in einer alten Folge von Friends gesehen«, erklärte Kim. »Schien mir eine gute Idee zu sein.«
Mit Einkaufstüten beladen kämpften wir uns zwischen dem Empfangskomitee aus Hunden und Schwein hindurch und traten in die Küche. Tante Rose stand mit einem Stück Käse in der Hand an der Küchenbank, aber sie rieb ihn mit stockenden, ermatteten Bewegungen. Von der forschen, energischen Köchin, die ihren glücklosen Gästen Würstchen mit Pflaumenkompott servierte, war nicht viel geblieben.
»Kindchen.« Sie drehte sich um und lächelte uns an. Percy stand in der offenen Tür und gab ein wehmütiges Grunzen von sich. Sie ging langsam durch den Raum, um ihn zu streicheln. »Armer Junge. Ich habe dich in der letzten Zeit wirklich vernachlässigt. Josephine, wo ist die Schweinegabel?«
Ich wühlte in der mit Stromrechnungen und Bekanntgebungen von Straßensperren wegen der Targa Rallye vollgestopften Obstschale herum und fand die Gabel ganz unten am Boden.
»Danke.« Rose lehnte sich gegen den Türrahmen und befasste sich mit Percys Rücken.
»Was gibt es zum Abendessen?« Ich küsste sie auf die Wange und packte dann die Lebensmittel aus. Es duftete verlockend nach gebratenem Fleisch.
»Dinner. Einen von Andys Wildschweinbraten, und ich dachte, ich mache dieses köstliche Kartoffelgratin mit saurer Sahne und Knoblauch.«
Ich beäugte die Auflaufform auf der Bank misstrauisch. »Was hast du statt saurer Sahne genommen?«
»Joghurt«, erwiderte Tante Rose.
Ich stand einen Moment lang mit einer Tüte Erdnüssen in der einen und einer Dose Spaghetti in der anderen Hand wie erstarrt da. »Wirklich?«
»Würde ich dich anlügen, Josephine?«
»Ist fast genauso gut«, sagte Kim, die lose Teeblätter in die zerbeulte Teedose kippte. »Und gesünder.«
»Aber wir hatten nur Erdbeerjoghurt da.«
»Ich habe etwas Zitronensaft hineingetan, um die Süße abzumildern«, versicherte mir Rose.
Kim und ich sahen uns an und brachen in hysterisches Lachen aus.
»Riecht gut«, sagte Matt, als er kurz vor sieben die Küchentür öffnete. Mein Herz machte einen lächerlichen kleinen Satz, und ich hätte mich am liebsten in seine Arme geworfen,
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