Diplomat der Sterne
herrschen.«
»Ganz offen, Retief«, sagte Botschaftsrat Nitworth, »ich bin ziemlich ratlos. Mr. Fith vom Außenministerium ist geradezu peinlich überschwenglich in seinen Lobeshymnen auf Sie. Er erscheint eifrig bemüht, Ihnen gefällig zu sein. Im Lichte einiger von mir zutage geförderter Beweise für in hohem Maße regelwidriges Verhalten Ihrerseits ist das sehr schwer zu verstehen.«
»Fith und ich haben viel miteinander durchgemacht«, entgegnete Retief. »Wir verstehen einander.«
»Sie haben keinen Grund für Selbstzufriedenheit, Retief«, mahnte Nitworth. »Miß Meuhl war durchaus berechtigt, Ihren Fall zu melden. Gewiß, hätte sie gewußt, daß Sie Mr. Fith bei seiner hervorragenden Arbeit behilflich waren, hätte sie zweifellos ihren Bericht etwas anders formuliert. Sie hätten sich ihr anvertrauen sollen.«
»Fith wollte es geheimhalten, für den Fall, daß es nicht klappte. Sie wissen, wie das ist.«
»Natürlich. Und sobald Miß Meuhl sich wieder von ihrem Nervenzusammenbruch erholt, wird sie eine nette Beförderung erwarten. Das gute Mädchen hat sie wirklich verdient, für all die Jahre unerschütterlicher Ergebenheit für die Corps-Politik.«
»Unerschütterlich«, murmelte Retief. »Das kann man wohl sagen.«
»Von Ihnen kann man das leider nicht behaupten. Retief. Sie haben sich Ihrer Sache nicht so gut entledigt auf diesem Posten. Ich werde eine Versetzung veranlassen; sie haben zu viele der Einheimischen vor den Kopf gestoßen.«
»Aber wie Sie bereits sagten, war Fith des Lobes voll, was mich betrifft …«
»Das ist wahr. Ich bezog mich jedoch auf die kulturelle, gebildete Bevölkerungsschicht. Miß Meuhls Berichte zeigen, daß Sie absichtlich eine Anzahl einflußreicher Gruppen kränkten, indem Sie sich weigerten …«
»Ich bin unmusikalisch«, erklärte Retief. »Für mich klingt ein Groacianer, der Nasenflöte bläst, wie ein anderer Groacianer, der Nasenflöte bläst.«
»Sie müssen sich mit den einheimischen ästhetischen Werten arrangieren, es lernen, die Leute so zu nehmen, wie sie eben sind. Aus einigen der Bemerkungen, die Miß Meuhl in ihrem Bericht zitierte, geht hervor, daß Sie offenbar von den Groaci nicht sehr viel hielten. Aber wie unrecht hatten Sie doch! Die ganze Zeit über haben Sie unaufhörlich an der Rettung der armen Kerle gearbeitet, die auf unserem Kreuzer festsaßen. Sie gaben nicht auf, selbst nachdem sogar wir die Suche aufgegeben hatten. Und als sie entdeckten, daß der Kreuzer durch eine Kollision mit ihrem Satelliten manövrierunfähig geworden war, überraschten Sie uns mit dieser wunderbaren, beispiellosen Geste. Einhunderttausend Credits in Gold für jedes Besatzungsmitglied, als Unterpfand der groacianischen Sympathie.«
»Eine hübsche Geste«, murmelte Retief.
»Ich hoffe, Retief, daß Sie aus diesem Vorfall gelernt haben. Angesichts der hilfreichen Rolle, die Sie als Berater von Mr. Fith bei seiner Suche nach dem Kreuzer gespielt haben, werde ich mich nicht für eine Degradierung einsetzen. Wir werden die Affäre übersehen und es gut sein lassen. Aber ich werde in Zukunft ein Auge auf Sie haben!«
»Man kann nicht alle für sich gewinnen«, sagte Retief.
»Sie packen jetzt wohl besser Ihre Sachen; Sie kommen morgen früh mit uns.« Nitworth ordnete seine Papiere. »Es tut mir leid, daß ich keinen schmeichelhafteren Bericht über Sie in die Akten bringen kann. Ich hätte gern Ihre Beförderung befürwortet, zusammen mit der von Miß Meuhl.«
»Das geht schon in Ordnung«, meinte Retief. »Ich habe ja meine Erinnerungen.«
… Oftmals ermöglichte die von erfahrenen terrestrischen Delegationschefs gezeigte Sachkenntnis in der Analyse einheimischer politischer Strömungen es diesen ergebenen, altgedienten Beamten unter scheinbar unüberwindlich feindseligen Bedingungen, die Annahme von Corps-Handelsabkommen zu sichern. Botschafter Crodfollers virtuose Leistung, die Versöhnung rivalisierender Elemente auf Petreac betreffend, verlieh dem Corps-Prestige neuen Glanz …
Band VIII, Spule 8.489 A. E. (AD 2950)
Palastrevolution
Retief blieb vor einem hohen Spiegel stehen, um den Sitz der vierfachen Aufschläge zu überprüfen, die den zinnoberroten Cutaway eines Ersten Sekretärs und Konsuls zierten.
»Kommen Sie, Retief«, sagte Magnan. »Der Botschafter möchte seinem Stab ein Wörtchen sagen, bevor wir hineingehen.«
»Ich hoffe, er will seine spontane Rede nicht noch abändern, die er zu halten beabsichtigt,
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