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Doctor Boff - Weiberkranckheiten

Doctor Boff - Weiberkranckheiten

Titel: Doctor Boff - Weiberkranckheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Klugmann
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War es Hermine, die längst die Rolle der Hausfrau spielte? Oder nutzte er Hermine vielleicht aus und auch den jungen Gelehrten? Boff gab nicht viel auf Gerüchte, aber er wollte auch nicht als Ausbeuter dastehen.
    Am besten gefiel ihm das Gerücht mit dem Hausgeist. Angeblich sei er mit Heilern und Hexen mittlerweile per Du. Für ihn hätten sie ihre Zauberkräfte entfacht, die sie kaum jemals anwendeten, um nicht den Volkszorn auf sich zu ziehen. Durch diese magische Kraft sei der Geist ins Haus gekommen, ein fragiles Wesen ohne Haut und Knochen, der zweimal am Tag für zehn Minuten durch alle Räume fegte, um Unordnung zu beseitigen, Betten aufzuschütteln und Essen zu bereiten. In der übrigen Zeit wohnte der Geist in den Wolken, von denen eine direkt über dem Haus stand, damit er es nicht weit zur Arbeit hatte.
    Die Roth, eine wortkarge und zähe Frau, die keinen Widerspruch duldete und mit Rohwedder vom ersten Tag an über Kreuz lag, hatte sich den Rücken verdreht, als sie Sofas und Tische verschieben wollte. Nun saß sie zu Hause und weigerte sich, das Geld anzunehmen, das Boff ihr für die Zeit zahlen wollte, in der sie nicht arbeiten konnte. Wohl zwanzigmal hatte sie »nein« gesagt, weiter nichts, nur nein. Boff hatte ihr eine Medizin verschrieben, sie bestand aus dem strikten Verbot, mehr als einmal pro Tag »nein« zu sagen. Damit er überprüfen konnte, ob sie sich an seine Anweisung hielt, quartierte er sie in die kleinste Wohnung im Haus ein, die gerade in der zweiten Etage freigeworden war. Lewerkühn hatte den Umzug übernommen. In Lewerkühns Gegenwart wurde die Roth weich und freundlich. Einige Male war sie kurz davor, ein Lächeln zu zeigen. Als dann noch die Kunde durchdrang, dass sie seit dem Tod ihres Mannes am Hungertuch nagte, ließ sich Boff auf keine Debatten mehr ein. »Ihr bleibt freiwillig hier oder ich schließe Euch ein und schlucke den Schlüssel herunter. Was ist Euch lieber?«
    Wie der Stadtphysicus redete niemand in der Welt der Roth. Sie fand nicht schnell genug Widerworte und geriet in eineSchockstarre, als der Wirt des Gasthauses ihr zum ersten Mal eine warme Mahlzeit in die Wohnung brachte. Die Roth fing einen Streit an, der Wirt zahlte es ihr mit Geschrei heim; als er ging, hatte sie eine weitere Anstellung: in seiner Küche als Aufsicht über die jungen Kräfte.
    »Ich bin sehr froh, Euch zu sehen«, sagte er zur Gräfin. Sie hatte auf das grässliche Schwarz verzichtet. Man konnte nicht Schwarz tragen und optimistisch sein. Zu mager war sie immer noch, aber das war ihre Art.
    Heute war der Tag, an dem sie nicht wie aufgezogen über die Angstzustände sprach. Sie wirkte gelassener, als würde sie unbegrenzt viel Zeit haben. Sie musste ihn auch nicht ständig berühren und Leopold nennen. In dem Maß, in dem sie die Befürchtung verlor, auch von diesem Mann verlassen zu werden, musste sie nicht mehr das Band der Verwandtschaft um ihn schlingen.
    Man landete auf der Terrasse, wo der Tisch gedeckt war. Der Graf schaute kurz vorbei, schüttelte Boff die Hand und sagte: »Meine Hochachtung vor der Aufführung auf dem Rathausplatz.«
    »Ich hatte damit nichts zu tun.«
    »Natürlich nicht. Das weiß ich doch. Aber es wird Euch auch nicht schaden, nicht wahr?«
    »Ihr verfolgt diesen unnötigen Streit?«
    »Alle reden davon.«
    »Nicht nur die Ärzte?«
    »Die Ärzte! Die sind Randfiguren geworden und verstehen nicht, wie es dazu kommen konnte. Nein, die Menschen reden darüber wie über eine Aufführung von Gauklern. Es hat auch mit einem Duell zu tun. Nicht auf Leben und Tod, natürlich nicht. Wir sind nicht mehr in den Zeiten, als die Menschen mit Keulen aufeinander losgingen.«
    »Es gibt Duelle, immer wieder. Sie treffen sich an der Saale und schießen aufeinander wegen einer Frage der Ehre. Und stets ist ein Arzt dabei, der dies lieber nicht tun sollte.«
    »Muss weiter, die Bäume fallen nicht von allein um. Noch einmal meinen Respekt. Die Geschwindigkeit, mit der Ihr die Hallesche Art verstanden habt – Respekt!«
    Sie blickten dem Davoneilenden hinterher. »Er ist ein guter Mann«, sagte die Gräfin. »Aber jeder Mann hat Fehler.«
    »Auch für eine Mutter?«
    »Gerade für die. Wer kennt die Halunken besser als eine Mutter?«
    Boff wollte das Thema nicht vertiefen, auf Interna aus dem innersten Kreis der Familie war er nicht scharf. Es war auch nicht seine Aufgabe, hier zu bohren und in Erfahrung zu bringen. Fünf Minuten später wusste Boff Dinge über das

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