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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Person ins Landhaus gelassen, die nicht
     angemeldet war, nicht einmal Angehörige des Referats. Dazu war sie
     viel zu sehr Profi.
    Redl hatte inzwischen neben
     der Haustür des Landhauses Stellung bezogen. Ein kurzer Blick zu
     Feuersang, ein Tritt gegen die Tür, und sofort wich er wieder an die
     Hauswand zurück.
    Nichts passierte. Feuersang
     ging mit dem StG im Anschlag und die Fenster im Auge behaltend auf das
     Haus zu. Wieder tat sich nichts.
    Nachdem sie auch das Vorhaus
     geentert hatten, lief die Untersuchung der übrigen Räume nach
     hundertfach gedrilltem Schema ab – mit negativem Erfolg: Das Gebäude
     war verlassen. Redl meldete den Status sofort an alle befassten
     Dienststellen und an Jacobi, der gerade in Salzburg gelandet war.
    Unmittelbar danach schickte
     Jacobi ein SMS auf Melanies Handy, in dem ebenso ohnmächtigen wie
     verzweifelten Versuch, den Mörder von einer finalen Tat abzuhalten.
     Feuersang ahnte, dass sich Jacobi für die misslungene
     Zeugenschutzaktion mitverantwortlich fühlte. Auch sich einzureden,
     mit einem Insider habe man nicht rechnen können, half nichts, wenn
     man neben dem verzweifelten Schuldner Marageter nicht von Anfang an auch
     andere Schuldner in Betracht gezogen hatte.
    Sie begannen die
     systematische Spurensuche im Vorhaus, wo Redl auf einem alten Kokosläufer
     einige frische Blutspritzer fand – eine besondere Leistung, da er
     die winzigen Flecken auf dem staubigen dunkelroten Hintergrund trotz
     leichter Rotgrün-Blindheit bemerkte.
    »Jemand, sehr
     wahrscheinlich Melanie, ist hier attackiert worden«, vermutete der
     Pinzgauer. Schweigend suchten sie nach weiteren Hinweisen, immer in dem
     Bewusstsein, dass sich das Schicksal der Gesuchten bereits in diesen
     Minuten entscheiden konnte – oder schon entschieden hatte.

 
    46
    »ICH HOL JETZT die
     Barren, dann schleppe ich Tinas Leiche zum nächsten Schacht, werfe
     sie hinunter, und anschließend werden wir drei uns voneinander
     verabschieden«, sagte Wegener beiläufig. Der Lichtstrahl der
     Stablampe schwenkte von den am Boden liegenden Frauen weg und verschwand
     im Mauerloch. Im Hauptstollen war es wieder stockdunkel, und die Schritte
     im tauben Stollen entfernten sich nach hinten, dorthin, wo sich das
     Abraummaterial befand – und das Gold.
    »Ich habe nicht vor,
     mich wie ein Schaf ohne Gegenwehr abschlachten zu lassen«, zischte
     Kotek ihrer Leidensgenossin zu. »Jetzt packen Sie schon an. Sie müssen
     mir behilflich sein, die –«
    »Vergessen Sie es! Ich
     habe es Ihnen schon mal gesagt: Ohne Licht brechen wir uns
     hundertprozentig den Hals – mit oder ohne Tini! Und genau das will
     er, dass wir uns von hier wegbewegen und irgendwo hinunterstürzen.
     Unsre Leichen hier im Goldstollen abzulegen wäre aus seiner Sicht
     nicht sehr zielführend. Suchhunde würden uns dort aufspüren,
     und das wäre nun überhaupt nicht in seinem Sinn.«
    »Aber wir können
     doch nicht einfach hier bleiben und uns von ihm abstechen oder erschießen
     lassen.« In ihrer Ohnmacht vermochte Kotek die Anspannung kaum noch
     zu ertragen. Sie spürte den kalten Schweiß auf ihrer Stirn. Ihr
     kam die ermordete Lotte Heinrich in den Sinn, die ihre Ermordung
     vorausgeahnt – nein, vorausgefühlt hatte. Um ihrer beider Tod
     vorauszusehen, benötigte Kotek jetzt wahrlich keinerlei
     hellseherische Fähigkeiten. Plötzlich lachte sie so schrill auf,
     dass Häuslschmied zusammenzuckte.
    Ein ohrenbetäubender
     gewaltiger Knall ließ das hysterische Gelächter abrupt
     verstummen. Und ohrenbetäubend war die Detonation im wahrsten Sinn
     des Wortes: Schall und Luftdruck nahmen den beiden Frauen nicht nur den
     Atem, sondern ließen ihre schmerzenden Ohren auch vorübergehend
     taub werden.
    Vor dem zu erwartenden
     Gesteinsregen duckten sie sich instinktiv auf den harten Stollenboden und
     versuchten ohne Rücksicht auf den Leichnam Hohenauers ihren Kopf mit
     beiden Händen zu schützen.
    »Was … war
     … das?«, fragte Kotek benommen. Ihre Gehirnerschütterung
     schmerzte wieder stärker.
    »Eine Explosion«,
     sagte Häuslschmied hustend. Sie hatte aufs Geratewohl geantwortet,
     verstanden hatte sie die Frage nicht. In ihren Ohren war nur noch ein
     penetrantes Rauschen. Und wenn sie es auch nicht sehen konnte, so merkte
     sie an der akuten Atemnot doch sehr rasch, dass der Stollen von dichtem
     Staub erfüllt war. Steine aus der Trockenmauer hatten wie Schrapnells
     in die gegenüberliegende

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