Dolly - 13 - Ueberraschung auf der Burg
dabei, den Fußweg zum Möwennest freizuhalten. Ein fast hoffnungsloses Unterfangen, denn kaum waren sie am einen Ende angekommen, lag der Weg hinter ihnen bereits wieder unter einer dichten Schneedecke, die der Sturm stellenweise zu hohen Schneeverwehungen auftürmte.
„Das ist doch mindestens schon ein halber Meter, was da runtergekommen ist!” stöhnte Vivi. „Wenn das so weiterschneit, haben wir bald eine fünf Meter hohe Burgmauer aufgeschaufelt, und im Innenhof kriegen wir vor lauter Schnee die Fenster und Türen nicht mehr auf!”
„Wenn bloß der Schneepflug käme!” jammerte Gusti, der die Schneemassen schon unheimlich wurden. „Wir sind ja vollkommen von der Welt abgeschnitten!“
„Na, irgendwann wird es auch mal wieder aufhören zu schneien”, beruhigte Olivia sie. „Das kann nicht ewig so weitergehen!”
Aber es ging so weiter. Und es wurde noch schlimmer. Als Dolly die Mannschaft in den Speisesaal schickte, um sich bei einem heißen Tee zu stärken, und die nächste Gruppe hinausholte, erlosch plötzlich das Licht.
„Du liebe Zeit, was ist jetzt los?” murmelte Susu.
„Vielleicht ist eine Sicherung durchgebrannt. Der Strom wird gleich wieder da sein.” Vivi goß Tee in eine Tasse und reichte die Kanne an Petra weiter. „Komm, nimm dir, du hast ihn dir am meisten von uns allen verdient.”
„Warum?”
„Na, du hast ja geschippt, daß man Minderwertigkeitskomplexe kriegen konnte! Wo nimmst du bloß die Kraft her? Meine Arme waren nach einer Stunde so lahm, daß ich kaum noch die Schaufel halten konnte!”
„Jetzt macht endlich Licht, man kann ja kaum seinen Teller erkennen!” rief Olly. „Was ist denn los?”
„Die Sicherungen sind in Ordnung”, verkündete Dolly, die gerade in den Speisesaal zurückkam. „Aber die ganze Burg ist ohne Strom. Durch den starken Schneefall muß eine Leitung beschädigt worden sein. Geduldet euch ein bißchen, es wird sicher nicht lange dauern. Mona, Olivia, seid so lieb und verteilt ein paar Kerzen auf den Tischen, bis das Licht wieder da ist.”
„O ja, das ist viel gemütlicher”, rief Gusti begeistert. „In Restaurants stehen auch immer Kerzen auf den Tischen.”
Dolly ging, um sich dem neuen Schneeräumtrupp zu widmen, während sich im Speisesaal behagliche Teestundenstimmung ausbreitete. Sie hatten tüchtig gearbeitet und genossen nun die wohlverdiente Pause.
„Wenn der Strom noch länger wegbleibt, dann muß doch die Studierzeit ausfallen?” überlegte Kai. „Wir waren für heute sowieso fleißig genug.”
„Das finde ich auch”, sagte Olivia. „Und bei Kerzenlicht kann man unmöglich schreiben.”
„Unmöglich! Da verdirbt man sich ja die Augen! Wo meine sowieso so empfindlich sind!” stimmte Olly ihr zu. „Ist noch Tee da?”
„Die Kanne ist leer. Warte, ich hole noch Tee.” Vivi stand auf und ging zur Küche hinüber. Gleich darauf kam sie mit der leeren Kanne zurück.
„Tut mir leid, Kinder. Durch den Stromausfall können sie in der Küche im Moment nichts machen. Es gibt keinen Tee mehr. Aber wir bekommen Apfelsaft. Sie holen ihn gerade aus dem Keller.”
„Hört ihr, wie der Sturm heult? Er wird immer stärker!” Gusti schauderte. „Und der Schnee fällt auch immer dichter. Richtig unheimlich.”
„Hast du Angst, daß die Burg weggeweht wird?” Petra lachte. „Keine Sorge, die steht fest mit ihren dicken Mauern. Und auch die schlimmste Sturmflut wird die Wellen nicht bis hier oben treiben.”
„Trotzdem, unheimlich ist es schon”, gab Mona Gusti recht. „Auch wenn man weiß, daß nichts passieren kann. Aber wenn du rausschaust und den Sturm hörst – das ist fast ein bißchen wie Weltuntergang.”
Eines der Hausmädchen erschien und stellte eine Karaffe Apfelsaft auf den Tisch.
„Ich hab mein Transistorradio runtergeholt”, berichtete sie.
„Es steht ziemlich schlecht. Katastrophenalarm für den ganzen Kreis. Überall sind die Überlandleitungen beschädigt, nirgends gibt es mehr Strom. Die Straßen sind vom Schnee blockiert, Hunderte von Autos sitzen fest. Das kann heiter werden.”
Die Mädchen schwiegen betroffen.
„Und wir müssen den ganzen Abend im Dunkeln hocken?” fragte Gusti beklommen.
„Das werdet ihr wohl müssen. Hoffentlich hat die Hausmutter noch einen ausreichenden Vorrat an Kerzen, damit wir etwas zu essen herrichten können.”
„Macht die Hälfte der Kerzen wieder aus”, sagte Susu. „Wir müssen sparen. Wer weiß, wie lange die reichen müssen.”
Draußen gab es einen ohrenbetäubenden
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