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Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Titel: Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nink
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sollte das denn nun? Hatte O’Shady sich tatsächlich entschieden, das Erbe nicht anzunehmen? War er deswegen auf und davon? Ohne ein Wort zu sagen? Siebeneisen wurde es schlagartig blümerant. Gestern, auf dem Hügel, da hatte das alles ganz vernünftig geklungen, da hatte er O’Shady sogar ein klein wenig bewundert für dessen Einstellung. Aber das war gestern gewesen, zu einer Zeit, in der ein blöder Grashüpfer eine symbolische Bedeutung zu haben schien! Gestern! Nicht heute, nicht hier und jetzt, fast am Ende einer endlosen Reise!
    »Das kann der doch nicht machen!« Siebeneisen merkte nicht, dass er laut dachte. »In welche Richtung ist er denn gefahren?«
    Uchka der Fahrer nickte zu den Hügeln hin. Ulan Bator lag auf der anderen Seite. »Nicht gefahren. Er ist auf seinem Kamel geritten.«
    »Auf seinem Kamel?« Siebeneisen erinnerte sich an die Worte von Ganzorig. Der hatte davon gesprochen, dass O’Shady auf einem Kamel unterwegs sei, aber in dem Büro des Beamten hatte Siebeneisen diesen Hinweis eher für Steppenfolklore gehalten. Wo war er hin auf seinem Kamel? Zum nächsten Sippentreffen? Zu den Weidegründen anderer Kaschmirziegen? Und hätte er nicht zumindest kurz Bescheid sagen können?
    Etwas berührte seine Hand: Lawn. Siebeneisen wurde ein wenig ruhiger. Alles würde gut. Irgendwie. Irgendwann.
    Der Mongole griff in eine der Taschen seines ölverschmierten Overalls.
    »Uchka der Fahrer hat eine Nachricht von O’Shady.« Er zog ein gefaltetes Papier hervor. Siebeneisen riss es ihm aus der Hand. Das war doch nicht zu fassen! Wenn er auf dem Rückweg dazu kommen würde, gäbe es eine Lektion in nichtlinearem Erzählen. Dieser Mensch hätte ihm wahrscheinlich auch noch detailliert geschildert, was das Kamel heute Morgen gefressen hatte, bloß weil das ebenfalls vor der Übergabe der Botschaft passiert war. Er las O’Shadys Mitteilung. Noch bevor er fertig war, fielen die ersten Regentropfen auf das Papier.

45
    (In der Hauptstadt der Mongolei, wenige Tage später.)
    Bei ihrer Ankunft sah Ulan Bator aus wie frisch gewaschen. Während der Reise in den 20. Bezirk war das Wasser aus der mongolischen Hauptstadt abgelaufen und hatte den Staub eines langen Sommers weggespült. Im Zentrum glänzten die Fassaden der Hochhäuser, alles schien und schimmerte, und auf dem Süchbaatar-Platz funkelte die Statue des großen Khan in der Sonne. Uchka der Fahrer brachte sie zu ihrem Hotel und machte sich auf dem Parkplatz sogleich an kleinere Ausbesserungsarbeiten. Die Unwetter auf der Rückfahrt hatten dem taubenblauen Jeep ziemlich zugesetzt. Durch die porösen Dichtungen und das Loch im Dach war der Regen ins Wageninnere gelangt, und der Fußraum des Fahrzeugs hatte sich unaufhörlich mit Wasser gefüllt. Bereits nach einer Viertelstunde Fahrt – wegen der nur erratisch funktionierenden Scheibenwischer konnte Uchka der Fahrer nicht wie üblich Vollgas geben – stand das Wasser mehrere Zentimeter hoch, und Lawn und Siebeneisen mussten die restliche Strecke im Schneidersitz verbringen. Und natürlich gab es auch weiterhin die üblichen anderen Pannen, die ständigen Stopps, die dauernden Reparaturen. Bloß der CD -Spieler funktionierte bis zum Ende der Fahrt.
    Im Businesscenter des Hotels roch es nach Bohnerwachs und schalem Wodka. Siebeneisen ging online und öffnete seine Facebookseite: Mittlerweile hatte er 47 Fans. Unter den Neuankömmlingen entdeckte er Walburga, Simon Winter und eine »Pjönjang Import/Export African Goods«. Von der stammte die knappste Meldung an seiner virtuellen Pinnwand:
    Pjönjang Import/Export African Goods:
    We know who you are. We will find you.
    Aha, dachte Siebeneisen, ein Nordkoreaner also. Er sah die Herrentasche aus Lederimitat vor sich, wie sie am Ast des Baumes hing. Das war schnell gegangen. Sein afrikanisches Erlebnis war gerade mal eine Woche her, und schon wusste man in einer Lagerhalle irgendwo in Nordkorea, dass er einem Potenzmittelhändler einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Beziehungsweise nicht er, sondern ein cholerisch veranlagtes Nashorn. Dabei taten die doch immer so, als hätten sie mit dem Rest der Welt nichts zu tun! Wahrscheinlich wurden solche kleinen Handelsexpeditionen mit Hilfsgeldern der Vereinten Nationen finanziert, dachte Siebeneisen. Er las den nächsten Eintrag.
    James O’Shady:
    Hi! Der Prof hat Sie ja bereits benachrichtigt. Sie werden berühmt! Zumindest unter Antarktisspezialisten. Ihr Fußball ist schon in Dublin angekommen, und

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