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Doppelspiel

Doppelspiel

Titel: Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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töten wollen. Der Mann hatte das schlicht nicht gewusst – oder zumindest hatte er das mit seinem letzten Schrei geschworen. Dabei war das die verwirrendste Frage überhaupt. Wer oder was da draußen hatte ihn ins Visier genommen?
    Waller zog sich eine dunkle Hose und ein weißes Seidenhemd an; dann fuhr er mit seinem Privataufzug in die Garage, wo seine Männer schon auf ihn warteten. Er ließ niemanden in seine Wohnung, noch nicht einmal die Putzkolonne oder den treuen Pascal. Das Penthouse war seine ganz private Zuflucht. Sie stiegen in ihre SUV-Karawane und fuhren aus der Tiefgarage.
    Ihr Weg führte sie nach Norden, und rasch ließen sie die Großstadt hinter sich. Waller trommelte mit den Fingern aufs Glas und schaute auf die großen Bäume, die sie in der Dunkelheit passierten. Er glaubte, einen Elch am Straßenrand zu sehen, doch dann war er verschwunden. Auf dem Land in der Ukraine, wo er aufgewachsen war, hatte sein Vater jagen müssen, um die Familie mit Nahrung zu versorgen. Jetzt jagte sein Sohn aus Vergnügen und für Geld, und das hier war so ein Jagdausflug.
    Das Gebäude war zugig und kalt. Aufgrund der miserablen Dämmung waren sämtliche Fenster beschlagen. Waller zog sich einen warmen Mantel über und ging durch die Tür, die einer seiner Männer für ihn öffnete. Der Raum war groß, wie eine Lagerhalle, und mit einer hohen Balkendecke versehen, die in der Dunkelheit verschwand. In der Mitte des Raums standen sechs Gestalten in Reih und Glied. Sie trugen schwarze Overalls und Kapuzen auf den Köpfen. Ihre Füße waren mit Ketten gefesselt, die Hände auf den Rücken gebunden. Die größte von ihnen reichte Waller kaum bis zur Brust.
    »Wie geht’s dem Bein?«, fragte Waller den schlanken Mann, der aus dem Schatten trat.
    Alan Rice hatte sich offenbar davon erholt, dass er fast in die Luft gejagt worden wäre, auch wenn seine Haut ein wenig blasser aussah und er leicht humpelte. »Alles kein Problem«, antwortete er. »Eine Hand voll Advil, und alles ist okay.«
    »Wie viele haben wir heute?«
    Rice klappte seinen Laptop auf, und das Licht des Monitors leuchtete wie ein kleines Feuer in der Dunkelheit. »In dieser Schiffslieferung achtundneunzig. Sechzig Prozent kommen aus China, zwanzig aus Malaysia, zehn aus Vietnam, vier aus Südkorea, und der Rest ist eine Mischung aus Myanmar, Turkmenistan, Kasachstan und Singapur.«
    »Und was bekommen wir im Augenblick pro Einheit?«
    Rice tippte auf der Tastatur. »Zwanzigtausend US-Dollar. Das sind fünf Prozent mehr als letztes Jahr, obwohl ein paar unserer Endabnehmer von der Wirtschaftskrise betroffen sind. Das ist natürlich ein Durchschnittswert. Für Malaysierinnen und Koreanerinnen bekommen wir mehr und für Frauen aus Zentralasien weniger.«
    »Ist das nur eine Geschmacksfrage?«, fragte Waller und ging um die verhüllten Gestalten herum. Er schnippte mit den Fingern, und ein Scheinwerfer strahlte ein paar von ihnen an. »Oder haben wir es hier mit Vorurteilen gegen Damen aus der ehemaligen Sowjetunion zu tun?« Seine Missbilligung war ihm deutlich anzuhören.
    »Nun ja, die, die wir von dort bekommen, sind wirklich ein wenig dürr«, bemerkte Rice. »Und die aus dem Fernen Osten gelten noch immer als exotisch.«
    »Also für mich waren die osteuropäischen Frauen schon immer die schönsten der Welt.«
    Waller schaute zu Pascal. Der Grieche hatte die Hände vor sich gefaltet, nicht hinter dem Rücken, denn so konnte er die Waffe schneller ziehen. Pascals Anblick spendete Waller immer ein gewisses Maß an Trost und das nicht nur, weil der Mann als Leibwächter einfach unschlagbar war.
    Pascal war sein Sohn .
    Sein Bastard aus der kurzen Beziehung mit einer Griechin, die Waller im Urlaub kennengelernt hatte. Pascal wusste das natürlich nicht. Waller hatte keinerlei emotionale Bindung zu dem jungen Mann, nichts, was man auch nur annähernd Vaterliebe hätte nennen können. Doch Waller fühlte sich Pascal verpflichtet, besonders da er dessen Mutter mit keinem müden Cent unterstützt hatte. Sie war in extremer Armut gestorben, und ihr Sohn war allein auf der Welt gewesen. Waller hatte das zugelassen, weil er schlicht das Interesse an der Frau verloren hatte. Sie war zwar schön anzuschauen gewesen, aber von schlichtem Gemüt und ungebildet. Doch mit Pascal war das anders. Im Alter von zehn Jahren hatte Waller den Jungen bei sich aufgenommen, ihn ausgebildet, und nun war er ein wilder Krieger, der für ihn arbeitete und ihn vor allem und jedem

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