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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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erst einen Asylantrag zu stellen, sondern werden gleich wieder abgeschoben.«
    Julia war verblüfft. Stefan Wilson als Unterstützer der Armen und Rechtlosen. Kaum zu glauben. »Kann es den Reedereien oder auch den Versicherungen nicht egal sein, was die Flüchtlinge nach ihrer Ankunft tun?«
    »Es ist, wie immer, eine Kostenfrage. Der Beförderungsunternehmer, in diesem Fall die Reederei, muss für die Kosten der blinden Passagiere aufkommen, und zwar von ihrer Ankunft bis zu ihrer Abschiebung, wenn das zuständige Bundesamt ihren Asylanträgen nicht stattgibt. Das umfasst wirklich alles: die Kosten der Abschiebehaft und für Übersetzungen ebenso wie die Verpflegungs-, Unterbringungs-, Verwaltungs- und Personalkosten. Dazu kommen noch mögliche Reisekosten, wenn ein Flüchtling zum Beispiel per Flugzeug in die alte Heimat zurück muss oder in ein anderes Land gebracht wird. Um sich dagegen zu schützen, sind die meisten Reedereien versichert. Deshalb mischen die Versicherungen bei der ganzen Abwicklung kräftig mit.«
    »Und was genau tun die?«
    »Kommt ein Schiff, auf dem ein blinder Passagier aufgegriffen wurde, hier bei uns an, autorisiert der Kapitän auf einem Formblatt der Hansestadt Hamburg einen Versicherungsagenten, die Angelegenheiten für ihn zu regeln. Die Vollmacht wird vom Kapitän, dem Agenten und dem zuständigen Polizeibeamten unterschrieben. Der Versicherungsmitarbeiter führt dann häufig die Erstbefragung durch, nicht die Polizei, und er kümmert sich auch um die Übersetzung. Wundert es dich da, dass die Antworten der Flüchtlinge oft so übersetzt werden, dass man sie so schnell wie möglich wieder abschieben kann?«
    »Ist das wirklich so?«
    »Klar doch. Nehmen wir mal ein Beispiel: ein junger Mann aus Mali, der wegen der Kämpfe zwischen der malischen Armee, Tuareg-Stämmen und anderen bewaffneten Gruppen aus seiner Heimat fliehen musste. Er hat deswegen in Mauretanien auf der Straße gelebt. Seine Schilderungen werden so übersetzt, dass es in dem Bericht heißt, er sei nach Deutschland gekommen, weil er mal wieder in Ruhe schlafen möchte.«
    Julia sah ihre Freundin entsetzt an.
    »Den Reedereien werden auf städtischen Formularen die Dienste eines privaten Rückschiebers angeboten«, fuhr Sonja fort. »Als Gegenleistung übernehmen die Mitarbeiter dieser Firma die offizielle Erstbefragung, wiederum mithilfe von Amtsformularen. Die Übersetzer werden im Bedarfsfall gleich mitgebracht und auch aus deren Kasse bezahlt. Viele Flüchtlinge bekommen so nicht mal den Hauch einer Chance, hier Asyl zu beantragen.«
    »Und was ist nun eure Rolle dabei?«
    »Die Interessen der blinden Passagiere zu vertreten. Sie zu beraten, ihnen Anwälte zur Verfügung zu stellen und auch ganz praktische Hilfestellungen zu geben. Unser Schiff war ursprünglich dazu gedacht, sogenannte Boatpeople zu retten. Aber jetzt nehmen wir auch immer öfter blinde Passagiere von anderen Schiffen an Bord, wenn wir darum gebeten werden. So vermeiden wir hoffentlich, dass blinde Passagiere einfach auf hoher See ins Wasser geworfen werden. Auch das ist schon passiert … Und dann wollen wir natürlich auch die Öffentlichkeit auf das Problem aufmerksam machen.«
    »Wie finanziert ihr euch?«
    »Fast nur durch Spenden.«
    »Vorwiegend von Serail Almond?«, hakte Julia nach und sah ihre Freundin misstrauisch an.
    Sonja verdrehte die Augen. »Julia, ich glaube dir ja, dass du in dem Forschungszentrum in Indien etwas sehr Unangenehmes erlebt hast. Etwas, das du offenbar nicht richtig verstehst. Ich hatte gehofft, Stefan wäre in der Lage gewesen, dir das zu erklären. Aber auch wenn ihm das nicht gelungen ist, kannst du doch jetzt nicht hinter allem und jedem … Sogar wenn irgendein Typ sich im Alsterpark an einem Baum aufhängt … Tut mir leid, wenn das jetzt mitleidlos klingt, aber du kannst doch nicht Serail Almond für alles Schlimme, was in deinem Umfeld passiert, verantwortlich machen!«
    »So siehst du das also?«
    »Tut mir leid, ja.«
    »Du findest, ich stelle mich an?« Ihre Stimme klang kalt vor Enttäuschung.
    Sonja zögerte. »Nicht direkt. Du bist nur so auf deinen ehemaligen Kunden fixiert. Als wären diese Leute schuld an allem Leid der Welt. Engagiere dich doch lieber für andere, statt jemanden zum Buhmann zu machen.«
    Julia spürte, wie ihr der Hals zuschwoll. »Ich bin nicht auf Serail Almond fixiert, weil die Firma mein Kunde war und ich für die gearbeitet habe – und schon gar nicht, weil dein Bruder dort

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