Dornteufel: Thriller (German Edition)
sagte Peer Stahnke.
Sie saßen in dem sternförmig angelegten Gebäude des LKA in der City Nord, wo den beiden BKA-Beamten ein Büro für ihre Ermittlungen in Hamburg zur Verfügung gestellt worden war. Julias Zweifel, was die Identität ihrer »Entführer« anbelangte, hatte großem Ärger Platz gemacht, und ihre Furcht manifestierte sich gerade in einem dicken, harten Knoten in ihrem Magen.
»Haben Sie auch herausgefunden, vor wem?«
»Zunächst einmal sollten Sie nicht mehr allein durch irgendwelche Parks laufen. Das nächste Mal sind vielleicht nicht wir es, die dort auf Sie warten.«
»Woher wussten Sie überhaupt, wo Sie mich finden können? Lassen Sie mich beobachten?«
»Ach was, viel zu aufwendig – viel zu teuer.« Stahnke winkte ab. »Ein höflicher Telefonanruf genügt. Ihre Freundin Sonja Wilson hat uns sofort und bereitwillig gesagt, dass Sie gerade um die Alster joggen. Sie hat uns sogar genau erklärt, wo Sie immer laufen.«
Julia biss sich auf die Lippe. Sonja glaubte ihr nicht, dass Renards Tod mit den Vorfällen bei Serail Almond zusammenhing. Ihr letztes Gespräch hatte ihr gezeigt, dass ihre Freundin ganz allgemein an ihren Aussagen und Vermutungen zweifelte. Sie fühlte sich mit einem Mal von aller Welt allein gelassen, und die von sich überzeugten, emotionslos dreinblickenden Männer ihr gegenüber vermittelten auch nicht gerade den Eindruck, dass sie in ihnen Unterstützer gefunden hatte.
Stahnkes baumlanger Kollege, der Julia als Christian Klingbeil vorgestellt worden war, ließ seine Fingergelenke knacken. »Wir haben einen Verbindungsbeamten in Paris, der mit der dortigen Polizei zusammenarbeitet. Bei Paul Renard sind fremde DNA-Spuren entdeckt worden. Sie stimmen mit denen überein, die man bei einem Mord im achten Arrondissement in Paris gefunden hat. Sagt Ihnen der Name Simone Bertrand etwas?«
»Nein.«
»Oder Rebecca Stern?«
»Auch nicht. Worum geht es hier?«
»Hmm.« Klingbeil musterte sie unzufrieden. »Sie sind sich ganz sicher?«
»Die gute Neuigkeit ist: Wir wissen, wer Paul Renard ermordet hat«, bemerkte Stahnke. »Es ist definitiv dieselbe Person, die auch Simone Bertrand getötet hat.« Er sah sie mit seinen kaffeebohnenbraunen Augen an. »Kennen Sie einen Frank Gellert, Frau Bruck?«
»Nein. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Das ist also Ihr mutmaßlicher Mörder? Was hat er mit Renard zu tun gehabt?«
Stahnke tauschte mit Klingbeil einen Blick, bevor er antwortete: »Wir denken nicht, dass er persönlich etwas mit seinen Opfern zu tun hatte. Aber Sie sollten sich vor ihm in Acht nehmen.«
»Wie stellen Sie sich das vor?«
»Einfach die Augen offen halten. Hier …« Er drehte den Computerbildschirm zu ihr, sodass sie das Foto darauf sehen konnte. »So sieht er aus, oder zumindest hat er mal so ausgesehen …«
Julia betrachtete das Porträt eines Mannes mit groben, leicht asymmetrischen Gesichtszügen und kalten Augen. Er entsprach so vollkommen dem Klischee eines Verbrechers, dass sie sich im ersten Moment auf den Arm genommen fühlte. Doch die beiden Beamten meinten es anscheinend todernst mit ihrer Warnung.
Julia zögerte einen Moment, dann entschloss sie sich, die beiden in alles einzuweihen, was ihr jüngst noch aufgefallen war. Allein kam sie in dieser Sache nicht weiter; sie musste jede Hilfe annehmen, die sie bekommen konnte. Sie berichtete Stahnke und Klingbeil von der Hilfsorganisation, für die Sonja Wilson arbeitete, und der großzügigen Unterstützung, die Serail Almond ihnen angedeihen ließ. Erst wollten die beiden nicht glauben, dass Julia mit ihren Verdächtigungen recht haben könnte, aber als sie von der E-Mail des nicht vorhandenen Kamal Said berichtete, schienen sie doch genauer hinzuhören.
»Wir kümmern uns darum«, sagte Stahnke abschließend. »Halten Sie sich bitte auf jeden Fall aus allem raus, verstanden?«
Sein Ton provozierte Julias Widerspruch. »Wie sollte ich? Sie sagen mir, mein Leben ist in Gefahr … Bei dem Tempo, in dem die Ermittlungen voranschreiten, kann ich mich doch nicht hinsetzen und Däumchen drehen! Haben Sie denn in meiner Sache gar nichts Neues herausgefunden? Ist das Forschungslabor in Indien immer noch nicht durchsucht worden? Und wo ist Robert Parminski? Falls er noch leben sollte, so ist das nicht gerade Ihr Verdienst!« Ihre Stimme zitterte, und sie ärgerte sich, dass sie ihre Gefühle nicht besser verbergen konnte.
»Es gibt keinen Robert Parminski. Sie sind getäuscht worden.«
»Aber es
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