Drachenblut
Krankheitserreger angesteckt hatten.
Während sie mit QuarantänemaÃnahmen beschäftigt war â Lord Mendin stiftete ein Zelt und reagierte dann ziemlich verschnupft, als er erfuhr, dass das Zelt und sämtliche damit in Berührung gekommenen Gerätschaften später, nach Aufhebung der Quarantäne, verbrannt werden müssten â, beantworteten Janir und Emorra jede Menge Anfragen, die aus ganz Pern eintrafen. Ein groÃes Problem bestand darin, die Neugier der gesunden Feuerechsen zu zügeln. Man musste ihnen beibringen, den Trommelturm auf jeden Fall zu meiden und entweder das College oder Burg Fort anzufliegen.
Der Turm war gründlich mit heiÃem Ammoniak desinfiziert worden. Man hatte die Wachmannschaften verstärkt, um sicher zu gehen, dass kein Unbefugter der Sperrzone zu nahe kam. Abseits vom Turm stand das
Zelt, in dem Windblüte, Emorra, Tieran, Kassa und ihr Patient, die kranke Feuerechse, ihr Lager aufgeschlagen hatten.
Regen prasselte auf das Zelt. Drinnen sorgten Körbe mit einem Licht abstrahlenden Myzel, ein Perneser Gewächs, für eine matte Beleuchtung. Durch die vordere Zeltklappe sah Windblüte, dass es drauÃen heller wurde; daraus schloss sie, dass die Morgendämmerung bald einsetzen musste.
Tieran schlummerte in einer eigentümlichen Pose, einen Arm hatte er vorsichtig über einen Buckel in seiner Decke gelegt â die Feuerechse.
Kassa, die derzeit Wache schob, nickte Windblüte kurz zu, dann versank sie neben ihrem Platz am Feuer wieder in ein finsteres Brüten. Windblüte respektierte die junge Frau; es gefiel ihr, dass Kassa Tierans entstelltes Gesicht übersah und erkannt hatte, dass in diesem Burschen ein guter Charakter steckte.
Emorra wachte auf und öffnete die Augen. Als sie sah, dass ihre Mutter nicht auf ihrem Feldbett lag, fragte sie: »Geht es dir gut, Mutter?«
Windblüte wedelte lässig mit der Hand. »Mit mir ist alles in Ordnung. Und der Feuerechse scheint es auch besser zu gehen.« Sie deutete auf den Buckel unter Tierans Decke.
»Wieso schläfst du dann nicht?«, insistierte Emorra ein wenig gereizt.
Kassa hob den Kopf und folgte aufmerksam dem Gespräch.
»Ich hatte einen Traum«, erwiderte Windblüte. »Einen bösen Albtraum.«
Kassa blickte Windblüte erwartungsvoll an.
»Hast du von Drachen geträumt?«, fragte Emorra und verkrampfte sich.
»Stimmt was nicht mit den Drachen?«, mischte sich Kassa ein. »Ich hatte nämlich auch einen Traum, in dem Drachen vorkamen.«
Als die beiden Frauen sie verdutzt anblickten, zuckte sie die Achseln. »Es war eher ein Tagtraum«, gestand sie. »Ich war wach, starrte ins Feuer, und dann drängten sich Bilder von Drachen in meinen Kopf.«
»Mein Traum war äuÃerst merkwürdig. Ich wurde davon wach«, erzählte Emorra.
Windblüte seufzte. »Es ist nicht wichtig«, meinte sie. »Wir alle sind besorgt, vor allen Dingen jetzt, da sich der kleine Braune zu erholen scheint. Es ist nur natürlich, dass unsere Gedanken um die Feuerechse kreisen, und unbewusst sorgen wir uns auch um die Drachen.«
Emorra bedachte sie mit einem skeptischen Blick.
»Aber einen solchen Traum habe ich noch nie gehabt«, beharrte Kassa. »Er war sehr plastisch, vielleicht kam das daher, dass ich so intensiv in die Glut schaute und meine Phantasie möglicherweise mit mir durchging.«
»Ich glaube, bei uns allen liegen zurzeit die Nerven blank«, sagte Emorra. »Es liegt an dieser angespannten Situation, und dem Schlafen in einer fremden Umgebung.«
»Kann sein«, entgegnete Kassa.
»Ich für mein Teil werde erst dann wieder friedlich schlafen, wenn wir den Besitzer der Feuerechsen gefunden haben«, gestand Emorra ein.
Windblüte, Emorra und Tieran hatten die braune Feuerechse untersucht und dabei festgestellt, dass eine Schwinge einmal gebrochen und wieder verheilt war. Wer immer der Heiler gewesen sein mochte, der die lädierte Schwinge gerichtet hatte, war ein Meister seines Fachs. Diese behandelte Verletzung und die hübschen Perlenhalsbänder, die die Echsen trugen, deuteten darauf hin, dass die Tiere jemandem gehörten. Tieran hatte die Halsbänder an sich genommen, weil er glaubte, sie könnten dazu beitragen, den menschlichen Partner der Feuerechsen zu finden.
Eine halbe Stunde lang hatte man die Halsbänder in kochendem Wasser sterilisiert,
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