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Drachenboot

Drachenboot

Titel: Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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Pfützen und kahle Stellen und ist von einer Farbe wie Olafs linkes Auge. Um das macht man einen großen Bogen, wenn man schlau ist.«
    Olaf grinste und zwinkerte mit seinem blaugrünen Auge, damit jeder sah, was Onund meinte. Er war, angezogen von dem appetitlichen Duft, von Wladimirs Feuer zu unserem
gekommen und bot eine Geschichte für eine Schale unseres Essens. Er verschlang es mit einem solchen Heißhunger, dass er sich die Zunge verbrannte.
    »Lecker«, sagte er. Dann machte er den Fehler, zu fragen, was es sei.
    »Ist das wichtig?«, fragte Finn grinsend, aber die Antwort des Jungen klang ernst.
    »Du bist nie ein Sklave gewesen, Finn Rosskopf«, sagte er. »Du brauchst niemals zu fragen, was du da isst, aber ich habe festgestellt, dass es manchmal sehr wichtig sein kann.«
    Grinsend warf Gyrth ihm die gefrorene blutige Pfote eines Hirschhundes hin. »Der andere Hund«, sagte er, seine Stimme war heiser vor Kälte. »Den ersten Hund gab es gestern.«
    »Das älteste Eis ist dicker als zwei Männer, die aufeinanderstehen. Manchmal ist es blau wie der Himmel«, fuhr Onund fort, und in seiner Stimme schwang Heimthra, die Sehnsucht nach Dingen, die man einst kannte und die man verloren hat, vielleicht für immer.
    »Das reicht«, murmelte Kvasir, »mir ist ohnehin schon kalt genug.«
    Sie verlangten Olafs Geschichte, während ich den alten, buckeligen Onund bewunderte, einen Mann, der über Eisberge gelaufen war und wusste, dass es dort Pfützen und kahle Stellen gab und dass es blaugrün war. Selbst diese Schneewüste machte ihm nichts aus.
    Am nächsten Morgen, nachdem wir eine Stunde geritten waren, kamen die chasarischen Späher zurück, und wir sahen, dass sie im Näherkommen ihre klapperdürren Pferde zu größter Eile antrieben. Sie sprachen aufgebracht mit Wladimir, der wie der weiße Rabe selbst auf seinem Pferd saß.
    Etwas später sahen wir, was sie gefunden hatten, und
näherten uns mit Vorsicht. Es waren die Reste zweier Zelte aus Filz und Vadmaltuch, ein paar schneebedeckte Trümmer, ein Sattel, Messinggeschirr, eine hölzerne Schale, ein Schwert, das rostend in der Erde steckte, die Nabe von einem Wagenrad, in der noch zwei Speichen steckten. Tote Pferde lagen herum, magere Steppenponys, die mit steifen Beinen auf der Seite lagen wie hölzernes Spielzeug.
    Und es standen spitze Pfähle da, jeder mit einem Kopf darauf, der uns fratzenhaft und mit Raureif überzogen ansah.
    Dobrynja war mit seinem Pferd an meine Seite gekommen.
    »Kennst du die?« Wir erkannten niemanden, doch Gyrth zog das Schwert aus dem Boden und sagte: »Das ist eine gute nordische Waffe, Jarl Orm.«
    »Lambissons Leute«, sagte Finn und kniff die Augen zusammen. »Schau mal, der hier hat Zöpfe wie Botolf. So flechten die Svearen und Slawen ihr Haar. Es heißt doch, Lambisson habe viele baltische Slawen mitgenommen.«
    »Die Reiter haben sie überrascht und versprengt«, sagte Avraham, der Hinweise darauf zu erkennen glaubte. »Wahrscheinlich waren sie am Ende des Zuges. Schwer zu sagen, wann es passierte oder wo die anderen sind, der Boden ist zu hart. Aber auf Beute waren sie nicht aus, sonst hätten sie das Schwert nicht dagelassen.«
    »Es ist einen Tag her«, sagte Morut und zog seinen Pelz enger. »Höchstens zwei. Die Wölfe haben sich bereits über die Köpfe hergemacht, und die Wunden sind noch frisch, also sind sie entstanden, solange sie noch nicht gefroren waren, und das wäre nur eine Sache von ein paar Stunden. In den Augenhöhlen ist auch kein Schnee. Und hier sind drei Hufabdrücke, die nach Süden zu gehen scheinen. Ich könnte ihre Spur verfolgen.«
    »Mach das«, befahl Dobrynja, dann wandte er sich an Sigurd und mich, während Avraham Morut mit widerwilliger Bewunderung ansah.
    »Wer immer hinter diesem Überfall steckt, könnte noch in der Nähe sein«, sagte Dobrynja. »Wir müssen dicht zusammenbleiben und wachsam sein.«
    Die Männerhasser-Weiber, wollte ich sagen, tat es aber nicht. Ich machte mir nicht so große Sorgen darum wie er – diese Steppenponys waren der Beweis, dass die Kriegerinnen in einem genauso schlechten Zustand waren wie wir. Und außerdem spürte man Dorschbeißer und den kleinen Eldgrim jetzt so nahe, dass ich fast glaubte, sie sehen zu können.
    Darüber sprach ich leise mit den Eingeschworenen und fügte hinzu, die Kriegerinnen seien womöglich schon alle tot. Ich dachte, es würde nicht schaden, wenn ich mit diesem kleinen Windhauch das Feuer ihrer Unternehmungslust neu beleben

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