Drachenkampf
daran dachte, dann ließ ihm seine Ranzerkrankung, die sich schlagartig verschlimmert hatte, keine Ruhe.
Die Ankunft des Königs gab Leprat also Gelegenheit, sich ein Pferd zu schnappen und unauffällig zu verschwinden. Er hatte etwas im Wald zu erledigen, und es war sowieso besser, Dampierre zu meiden, solange es dort von blauen Musketierumhängen nur so wimmelte. Louis XIII. reiste nie ohne sein Regiment von Musketieren, die Leprat allesamt kannten und ihn auffliegen lassen konnten.
Er war bereits eine Viertelstunde durchs Unterholz geritten, als er an einen Weg gelangte.
Was hatte Saint-Lucq noch einmal gesagt?
»Unter einer großen Eiche im Wald, unweit eines Steinkreuzes an einer Weggabelung.«
Wenn er sie erkunden wollte, musste Leprat erst einmal den Eingang zu den alten unterirdischen Gängen des Schwarzen Turms finden, der sich einst inmitten des Weihers von Dampierre erhoben hatte.
Der Nachmittag neigte sich bereits, als Arnaud de Laincourt den Petit Pont überquerte und mit großen Schritten das finstere Gewölbe des Petit Châtelet betrat.
Was er angesichts des von Saint-Lucq beschriebenen Pentagramms vermutet hatte, hatte sich als zutreffend erwiesen. Teyssier, der Zaubermeister Seiner Eminenz, hatte es bestätigt, indem er erklärte, dass es mehrere Kategorien von Pentagrammen gab und selbst unter Berücksichtigung möglicher Fehler, Lücken oder grober Beschreibungen dasjenige, das er skizziert hatte, einem wohlmeinenden Ritual diente. Bestimmte Merkmale in seinem grundlegenden Aufbau erlaubten keinerlei Zweifel daran.
»Ich kann Euch versichern«, hatte er gesagt, »dass derjenige, der dieses Pentagramm gezeichnet hat, niemandem schaden will. Ich glaube sogar, das Gegenteil ist der Fall.«
Doch Teyssier war nicht in der Lage gewesen, ihnen zu sagen, für welche Art Zeremonie das Pentagramm von Dampierre nun genau bestimmt war. Schutz, Heilung, Segnung, Erneuerung? Dazu war seine Skizze zu ungenau. Er müsste sie erst all jenen gegenüberstellen, die in seinen Zauberbüchern abgebildet waren, und erst nach geduldigen Vergleichen würde er vielleicht zu einem Schluss kommen.
Also hatte La Fargue dem Zaubermeister gestattet, nach Hause zurückzukehren, in Begleitung von Ballardieu, der erst zurückkehren würde, wenn das Pentagramm entschlüsselt wäre.
Laincourt nahm die alte und ausgesprochen enge Rue de la Bûcherie in Richtung der Place Maubert .
Nachdem Teyssier fort war, hatte sich Saint-Lucq ohne Umschweife mit einem »Wir sehen uns bestimmt heute Abend in Dampierre« verabschiedet.
So waren nur La Fargue, Marciac und der frühere Spion des Kardinals im Waffensaal des Palais Épervier zurückgeblieben und unterhielten sich. Almadès begnügte sich damit, nur zuzuhören. Sie hatten allerlei Mutmaßungen angestellt, die das Pentagramm in ein mögliches Komplott des Alchemisten und der Herzogin von Chevreuse einreihten. Mutmaßungen, die sich nun als unnütz und fruchtlos erwiesen hatten. Sie wussten einfach zu wenig – letztendlich hatten sie nichts als Befürchtungen. Immerhin wussten sie, dass Savelda, der Handlanger der Schwarzen Kralle, darin verwickelt war. Also war die Bedrohung durchaus real.
Anstatt sich weiter im Kreise zu drehen, hatte Lain court beschlossen, Erkundigungen über Maudit, den Zau bermeister der Herzogin, einzuholen. Schließlich dürfte dieser direkt mit dem Pentagramm zu tun haben, oder nicht?
Also hatte er sich zum Stadthaus der Herzogin von Chevreuse begeben, das er fast ausgestorben vorgefunden hatte und wo er nichts weiter über Maudit in Erfahrung hatte bringen können, als dass dieser erst vor Kurzem in den Dienst der Herzogin eingetreten war. Doch der Mann war gefürchtet. Er galt als Hexer. Man hielt sich lieber von ihm und allem, was mit ihm zu tun hatte, fern. Selbst der Schweizer Wachposten, der den Eingang zum Stadtpalais bewachte, kannte seine Pariser Adresse nicht.
Am Ende der Rue de la Bûcherie überquerte Laincourt die Place Maubert , die an der Mündung zur Rue de la Montagne-Sainte-Geneviève einen der Orte bot, wo man die Verurteilten foltern und hinrichten ließ. Der junge Mann war so in Eile, dass er keinen Blick für die Galgen hatte, noch für das grausige Rad, welches gerade auf einem nagelneuen Podest aufgestellt wurde.
Als er das Stadtpalais der Chevreuse verlassen hatte, war ihm in den Sinn gekommen, dass die Herzogin ja den Luxus liebte. Für sie war das Beste, das Schönste und das Teuerste gerade gut genug, und ihr neuer
Weitere Kostenlose Bücher