DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
dass er die Vibrationen und Impulse der anderen sehr wohl wahrnehmen konnte. Jacks Herzschlag war überdeutlich von dem der anderen zu unterscheiden. Er sah Saja, wie sie unentschlossen und angriffslustig da unten wartete. Er bemerkte schnell, dass er um Einiges größer war, als sie. Das war ihm schon wieder unangenehm. Und ihr auch. Als er ihr das Bild des Blauen Drachen schickte, der sich erst in einen Menschen und dann in diese Schlange verwandelt hatte, wich sie zurück um ihm Platz zu machen und fluchte leise zischelnd. Es behagte ihr gar nicht, immer kleiner zu sein. Unter anderen Umständen war ihr das egal, aber in diesen Zeiten wollte sie lieber sicher gehen.
Eric hielt an, als er nur wenige Meter über dem Boden war und wickelte sich fast bis zur Hälfte vom Stamm, sodass sein Kopf Jack immer näher kam. Der sah verunsichert aus, aber als er Erics Gedanken und seine ruhige Ausstrahlung bemerkte, entspannte er sich und verdrehte die Augen.
„Ah, du. Ich dachten schon es wären Remm, aber der andere Farben. Schön, dass du es nach unten geschafft, ohne zu springen.“
Eric lachte, aber Jack hörte nur ein drohendes Fauchen und schrak zusammen. Eric entschuldigte sich in Gedanken.
„Du bist das? Na wunderbar, also bist du wirklich ein echter Drache. Sowas. Ich dachte, die wären alle ausgestorben. Und der Auserwählte wäre ein Mensch mit der Seele des Drachen. Aber du…“
Saja sprach ihn geradeheraus an. Eric wunderte sich. Ihre Laute konnte er hören. Oder besser gesagt wahrnehmen. Er antwortete nicht und ließ den Rest seines Körpers wie fließendes Wasser vom Baum gleiten, bis er ganz auf dem Waldboden lag. Dann verwandelte er sich wieder. Der Lichtblitz blendete seine Gefährten für einen Moment, der Hitzestoß wirbelte ein paar Blätter auf. Ging das denn nicht unauffälliger? Saja starrte einen Moment ins Leere, bis sie den Kopf senkte und ihn dort unten stehen sah.
„Ihr könnt absteigen, es ist gleich da hinten. Schwer zu sehen, nicht?“
Sie sahen sich um und bemerkten bei genauerem Hinsehen, dass sich dort zwischen den Bäumen so etwas wie ein großes Zelt befand. Es war riesig, schien die Baumkronen zu erreichen und sah aus, als hätte ein kleiner Zoo darin Platz. Saja glitt darauf zu und sie folgten ihr. Aus der Nähe erkannten sie ein geschickt angelegtes Geflecht aus langen Bambusrohren, welches mit Getreidehalmen wasserdicht abgedeckt worden war. Aus dem Dach wuchsen kleine Bäume und Sträucher heraus, sodass es fast unmöglich war, das Gebäude von einem überwucherten Felsen zu unterscheiden, wenn man nicht wusste, dass es da war. Saja bewegte sich nach links um den Bau herum, bis sie vor einem Vorhang aus Lianen standen. Es roch wie in einem Zoogehege. Sie glitt hindurch und verschwand, Seath und Mia folgten ihr zuerst. Jack wollte gerade gehen, als Eric ihn am Handgelenk festhielt.
„Sieh mal, da oben. Ist das nicht der Adler, den wir vorhin gesehen haben?“
„Doch, er sein. Er heißen Steinadler oder so…Er gehören auch zu Repräsentanten. Er sicher auch gleich kommen.“
Kaum hatte Jack seine Erklärung beendet, rauschte etwas ziemlich großes über sie hinweg. Eric erkannte gerade noch den Adler, der sich auf die Seite gedreht kunstvoll zwischen zwei der tiefgrünen Lianen hindurch ins Zelt begab. Eric freute sich. Er mochte Adler, er fand sie beeindruckend. Sie schoben den groben Vorhang auseinander und betraten die Waldhütte.
Kapitel 36
Alles war grün. Bambus. Vielleicht waren es keine geernteten Pflanzen, vielleicht wuchsen sie tatsächlich noch so hoch und waren einfach zusammengebunden worden. Eric fragte sich, wer dieses Bauwerk erschaffen haben mochte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es die Tiere mit ihren Pfoten gemacht hatten, das erschien ihm doch etwas komisch. In der Mitte des Raumes stand ein riesiger Baum, an dem sich rote Früchte befanden. Sie sahen aus wie Äpfel, waren aber etwas größer. Ansonsten war der Raum leer, bis auf Saja und den Steinadler, die zusammen mit Mia und Seath auf der anderen Seite standen. Sie schienen zu warten.
„Kommt her ihr beiden,“ dachte Saja freundlich, „die anderen werden sicher gleich kommen. Es ist Mittag und ich habe sie gerufen. Sie werden gleich da sein. Solange erkläre ich euch ein wenig. Zumindest dir, Drachenherz, du hast ja nicht den geringsten Funken einer Ahnung. Jedenfalls machst du den Eindruck.“
Eric musste zugeben, dass sie im Großen und Ganzen Recht behielt. Er wusste kaum etwas.
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