DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
vor Eric auf dem Tisch lag.
„Öffne bitte den Kasten.“
Eric sah sie müde an. Dann beugte er sich vor und griff nach dem langen Holzgegenstand. Er war erstaunlich schwer. Alle vier starrten auf das Geschenk, erwartungsvoll und konzentriert. Er war fast einen Meter lang, hatte eine so dunkelblaue Farbe, dass er fast schwarz aussah. Er war schlicht und ohne jede Art von Verzierungen. Eric suchte nach einer Möglichkeit ihn zu öffnen doch es schien keinen Deckel zu geben. Er drehte und wendete ihn doch der Kasten hatte keinen Schlitz oder eine Rille, die ihm etwas über den Verschluss gesagt hätten. Er warf Mia einen Fragenden Blick zu, doch schon im nächsten Augenblick hatte er die Lösung: Seine Gedanken. Er stellte sich vor, wie sich ein flacher Deckel bildete, den man einfach abheben konnte. Eine Linie begann von der linken Ecke aus einmal um den ganzen Kasten herumzulaufen, dann nahm Eric vorsichtig den Deckel ab.
Ein langer Gegenstand kam zum Vorschein, eingewickelt in schwarzen Samt. Eric nahm ihn heraus. Es fühlte sich warm an und war viel leichter, als Eric es erwartet hätte. Er wickelte den Stoff ab. Jack öffnete den Mund, eher unfreiwillig. Er stand auf um besser sehen zu können. Eric war wie versteinert, wusste nicht was er sagen oder denken sollte. Er hielt ein langes, etwa viereinhalb Zentimeter breites Schwert in Händen. Es war leicht, hatte eine silbrig-blaue Farbe und war fast auf voller Länge in der Mitte gespalten, sodass es aussah als bestünde es aus zwei einzelnen Klingen die am Griff und an der Spitze zusammengewachsen wären. Er hätte einen Finger durchstecken können, aber er konnte seinen Blick nicht von der Farbe abwenden. Sie war so ungewöhnlich. Eric hatte schon einmal blauen, gefalteten Stahl gesehen. Bei einem Küchenmesser in einem Schaufenster. Es hatte eine Maserung gehabt, wahrscheinlich vom Falten. Das Schwert jedoch war glatt und glänzte, spiegelte den Raum und warf helle, weiche Lichtmuster auf die Tischplatte und die Wände, Reflektionen der Mentsteine in den Lampen. Eric hielt es immer noch wie erstarrt in beiden Händen, der Stoff fiel über seine Handgelenke. Dann nahm er es vorsichtig in die rechte Hand.
Die Klinge gab einen leisen Ton von sich, als ob man gegen eine kleine Glocke geschlagen hätte. Der Griff wurde heiß. Beinahe hätte Eric das Schwert fallen gelassen doch seine Hand schloss sich so fest um den Griff, dass er sie nicht davon los bekam. Das Schwert begann zu vibrieren, zuerst nicht mehr als ein leichtes Kribbeln, dann immer heftiger, bis es sich anfühlte wie ein kleiner Presslufthammer. Mia, Seath und Jack schlossen die Augen, als sich in der Mitte der Klinge ein heller Lichtpunkt entwickelte, der den gesamten Raum ein weißes, blendendes Licht tauchte. Eric konnte keinen Ton von sich geben, die Augen nicht schließen und das Schwert nicht loslassen. Das Licht veränderte langsam seine Farbe, wurde bläulich und schließlich verschwand es ganz. Eric traute sich vorsichtig, die Klinge anzusehen, nachdem er den Kopf weggedreht hatte. In der Mitte, zwischen den beiden Hälften, war ein orange-roter Punkt aufgetaucht, der sich langsam in der gesamten Spalte ausbreitete wie ein großer Tropfen flüssigen, glühend heißen Metalls. Eric wusste nicht was es war, es sah aus als würde das Schwert anfangen zu brennen. Mia und Seath hatten ihre Augen wieder geöffnet. Beide starrten das Schwert an, keiner sagte etwas. Das Feuer im Schwert flackerte wie das in einem Kaminofen und das Hitzeflimmern ließ das Schwert verschwimmen. Dann erklang ein metallisches Klirren, das Feuer erlosch und hinterließ eine Figur, die in der Mitte des Schwertes beide Hälften voneinander trennte. Das Schwert war noch immer so heiß dass die Luft um die Klinge herum flimmerte und Eric musste sich anstrengen, um das Überbleibsel der Flammen erkennen zu können. Es sah aus wie eine Schlange, aber irgendwie doch nicht. Er warf Mia einen Fragenden Blick zu.
„Was ist das?“
„Ich glaube das soll ein kleiner Drache sein…Sieht nicht so aus, wie du es gewohnt bist, aber in alten Geschichten und Sagen wurden sie meist so gezeichnet und gemalt. Aber…“
Sie verstummte und Eric sah das Schwert wieder an. Allmählich kühlte das Metall ab, die Luft beruhigte sich und man konnte mehr erkennen. Plötzlich bemerkte er, wie sich vom Griff aus Zeichen über das ganze Schwert verteilten. Sie krochen wie kleine Schlangen über den Griff und über die Klinge, bis sie an der
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