Drachenklänge
Leichen, die man bestatten müsste. Wie praktisch.«
Robinton ließ sich nicht durch diese Stichelei provozieren und blickte stur geradeaus. Er hoffte, Fax möge sich bald wieder trollen.
»Dann überlasse ich dich deinen Pflichten«, sagte Fax. Sich auf einem Absatz herumdrehend, schnür-te er ab durch die Halle.
*
Binnen einer Stunde hatte man Raid als Burgherrn be-stätigt, und dann ließ man Robinton nachforschen, ob sich einer oder mehrere der älteren Drachenreiter, die er namentlich erwähnte, in der Burg aufhielten. Der Rat wollte gern ein paar Worte mit diesen Bronzereitern wechseln. Robinton fragte sich, ob er jemanden losschicken sollte, der F'lon weckte. Doch im Burghof entdeckte er M'ridin, C'vrel, C'gan und C'rob, außerdem das anmutige Mädchen, das am Abend zuvor mit S'loner gesprochen hatte.
»Manora sagt«, begann C'rob und deutete auf das
Mädchen, »der Weyrführer habe sich schon während des Essens nicht wohl gefühlt. Später bekam sie mit, wie Maidir darum bat, nach Hause geflogen zu werden. S'loner erbot sich, ihn zu befördern, weil er einen Vorwand brauchte, um sich aus der Gesellschaft zu entfernen. S'loner hatte oft Schmerzen im linken Arm, viel häufiger, als er selbst vor Tinamon zugab.«
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Manora wirkte unglücklich und betroffen, ohne
dass sie dadurch etwas von ihrer Anmut und stillen Würde eingebüßt hätte. Ihre Augen waren rot ge-weint. Sie nickte mit dem Kopf, um die Richtigkeit von C'robs Aussage zu bestätigen.
Robinton führte sie alle zu der Versammlung. Fax schlenderte ihnen hinterher, ein geheimnisvolles Lä-
cheln auf den Lippen, und Rob machte sich eine Freude daraus, ihm die Tür zum Speisesaal vor der Nase zuzu-drücken.
*
Nachdem die Burgherren ihre Unterredung mit Manora und den Bronzereitern beendet hatten, begaben sich die meisten in die Große Halle, um sich an den Erfrischungen zu stärken. In der Gruppe, die noch im kleinen Speisesaal blieb, befand sich Lord Faroguy. Robinton erschrak über sein verändertes Aussehen. Vor Ermattung war er kreidebleich. Er schien am Ende seiner Kräfte zu sein und konnte kaum dem Gespräch folgen, das Lord Melongel von der Burg Tillek mit ihm führte.
Auf einmal kam Farevene hereingerauscht; er trug ein Tablett mit Essen und Trinken. Im Vorbeieilen nickte er Robinton grüßend zu, dann wandte er sich an seinen Vater und Lord Melongel. Melongel nahm ein Glas Wein und reichte es Faroguy. Mit ängstlicher Miene sah er zu, wie der alte Mann an dem Wein nippte und dankbar lächelte, weil man ihn so fürsorglich behandelte.
»Bis zur nächsten Ratsversammlung wird es nicht
mehr lange dauern, Harfner«, spöttelte Fax, der neben Robinton auftauchte. »Denk an meine Worte.«
Robinton gab keine Antwort. Er setzte eine betont gelassene Miene auf, obwohl er über diese taktlose Andeutung innerlich kochte. Doch Lord Faroguys Ge-321
sundheitszustand ließ in der Tat das Schlimmste be-fürchten.
Ein Harfner konnte nur wenig tun, sinnierte Robinton ergeben, doch er wollte unbedingt mit Farevene ein Wörtchen reden. In diesem Moment hörte er, was Farevene zu seinem Vater sagte.
»Meisterheilerin Ginia würde dich gern untersuchen, Vater. Sowie du dich kräftig genug fühlst, bringe ich dich zu ihr.«
»Das kann nicht schaden«, stimmte Melongel aus
vollem Herzen zu.
»Na schön«, erwiderte Faroguy, seufzte und hob
eine bleiche Hand, die auf der Armstütze seines Sessels ruhte. Er deutete ein Lächeln an. »Ich möchte nicht der Anlass für eine neue Ratsversammlung sein.« Er trank noch einen Schluck Wein und blickte anerkennend in das Glas. »Die Weine aus Benden sind immer noch die Besten, Melongel.«
»Wenn wir seit so langer Zeit Wein angebaut hätten, wie es in Benden der Fall ist, brauchten unsere Sorten keinen Vergleich zu scheuen. Vielleicht wären sie sogar besser«, gab Melongel herausfordernd zurück.
»Robinton?«
Robinton drehte sich um, als jemand ihn am Arm
fasste, und sah den besorgt dreinblickenden C'vrel.
»Simanith sitzt auf den Feuerhöhen, aber ich kann F'lon nirgendwo finden.«
»Er schläft in meinem Quartier. Vor Müdigkeit
konnte er sich kaum noch auf den Beinen halten.«
»Wir sind alle geschafft. Aber ich bin ein bisschen beunruhigt. Fax strolcht durch die Gegend, und ich habe den begründeten Verdacht – der im Übrigen von Farevene bestätigt wird – dass er nach F'lon sucht.« Nervös trat C'vrel von einem Fuß auf den anderen. »Wenn die beiden sich begegnen, könnte 322
es
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