Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze
ob jemand getötet worden wäre?«
»Er war auch tot - aber nur für die Dauer von achtundvierzig Stunden«, sagte Herrac. »Nach Ablauf dieser Frist erwachen sie alle wieder zum Leben. Wenngleich sich dieser eine neue Kleider und eine neue Rüstung wird suchen müssen, um wieder mehr zu sein als bloße Luft. Und damit kann er erst beginnen, wenn seit dem Zeitpunkt, da ihn Euer Pfeil getroffen hat/Meister Bogenschütze, achtundvierzig Stunden verstrichen sind.«
Er blickte Dafydd direkt an, worauf dieser nickte.
»Das ist der Fluch der Hohlmenschen«, fuhr Herrac an alle gerichtet fort. »Hin und wieder gelingt es uns, einen zu töten, häufig können wir sie vertreiben, aber ihre Zahl wird nicht weniger, und sie kehren stets zurück. Im Laufe der Jahre haben sie sich zudem einen beachtlichen Vorrat an Rüstungen und Waffen zugelegt, so daß ich nicht daran zweifle, daß sich der, den ihr getötet habt, schon bald wieder in einen gefährlichen Gegner verwandeln wird, wenn er nach Ablauf der Achtundvierzig-Stunden-Frist abermals zum Leben erwacht.«
Schweigen senkte sich über die Tafel.
Jim dachte angestrengt nach. Er spürte deutlich, daß Herrac irgend etwas zurückhielt - etwas, das noch schlimmer war als das, was er ihnen bereits über die Hohlmenschen berichtet hatte. Ein häßlicher Gedanke wehte Jim an wie ein kalter Wind.
Als Carolinus, sein Freund und Lehrer auf dem Gebiet der Magie, während Jims Frankreichaufenthalt zum ersten Mal eine Traumunterhaltung mit ihm führte, hatte er gestanden, Jim ohne dessen vorherige Zustimmung in die Lage gebracht zu haben, gegen Malvinne, einen Magier der ersten Kategorie, antreten zu müssen - wogegen Jim lediglich der vierten angehörte. Malvinne war irgendwann unter den Einfluß der Dunklen Mächte geraten. Gab es irgendwelche Anzeichen dafür, daß Carolinus sich jetzt wieder ähnlich verhielt?
Jim dachte daran, daß Carolinus wie zufällig gerade in dem Moment in seiner Burg aufgetaucht war, als Angie heftige Einwände gegen die Frankreichreise erhoben hatte, und daß er Jim beigesprungen war und Angies Position erheblich geschwächt hatte.
Damals hatte Carolinus erklärt, Jim könne sich den Pflichten dieser Welt nicht entziehen, wenn er seinen Ruf nicht aufs Spiel setzen wolle.
Auf einmal hatte Jim das unbehagliche Gefühl, Carolinus habe ihn mit Absicht in diese Lage gebracht. Allerdings konnte er sich das nur schwer vorstellen. Zum einen hatte schon festgestanden, daß er, Brian und Dafydd so bald wie möglich Giles Familie aufsuchen und ihnen von Giles Heldentat, seinem Tod und seiner Bestattung im grauen Wasser des Ärmelkanals berichten würden.
Zum anderen erhob sich die Frage, ob die Dunklen Mächte wirklich beschlossen hatten, ihn abermals ins Visier zu nehmen. Im Rückblick waren es der Zufälle zu viele. Als es ihn zusammen mit Angie in diese Welt verschlagen hatte, war er sogleich am Verhaßten Turm mit ihnen aneinandergeraten. Dann hatte er festgestellt, daß er sie in Malvinnes Person abermals zum Gegner hatte. Nun war er an einem Ort gelandet, wo es widernatürliche Wesen gab, die eindeutig nicht auf seiten des Guten standen und wie geschaffen dafür schienen, von den Dunklen Mächten als Bauern auf dem Schachbrett benutzt zu werden - wenn sie es nicht bereits taten.
»Könnt Ihr mir etwas mehr von diesen Wesen berichten?« wandte sich Jim an Herrac.
»Soviel Ihr wollt«, antwortete dieser.
Und so berichteten er und Giles die nächste Stunde über von einem Vorfall nach dem anderen, während der Wein in den Krügen immer wieder nachgefüllt wurde.
Die Übergriffe der Hohlmenschen - vielleicht war Raubzüge die treffendere Bezeichnung, da man bei einer Anzahl von fünfzig und mehr wohl kaum von einzelnen Übergriffen sprechen konnte - verfolgten offenbar zwei Ziele. Ihnen gehörten nämlich Menschen aller Zeiten an, die es offenbar vor allem auf moderne Rüstungen für alle abgesehen hatten. Zweitens verlangte es sie nach Speis und Trank und das für deren Erwerb nötige Geld, denn es gab Menschen, die sogar mit ihnen Geschäfte machten.
Sie griffen stets nur dann an, wenn sie in der Übermacht waren.
Der Grund dafür mochte sein, daß zunächst nur wenige von ihnen gut gerüstet und bewaffnet waren. Während der letzten Jahrhunderte waren sie wirklich keine tüchtigen Gruppenkämpfer gewesen, da sie zur Disziplinlosigkeit neigten und unter keinem gemeinsamen Oberbefehl standen.
Die meisten Überfälle wurden mit weniger als fünfzehn
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