Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze
sollten, hat es damit irgendwann ein Ende. Wir werden auf keinen Fall aufhören zu kämpfen, aber wenn wir mehr Männer verlieren als wir ersetzen können, wird unser Volk eines Tages untergehen. Das gefällt mir nicht. Was immer da im Busch ist, es gefällt mir nicht.«
Ein ferner Pfiff war zu vernehmen, der mehrmals wiederholt wurde. Jim und Brian schauten sich verwundert um, während Giles und Ardac zu der Felswand hochblickten, auf der Liseth und Snorrl standen. Jim und Brian folgten ihrem Blick. Liseth winkte ihnen zu und fuchtelte ausholend mit den Armen.
»Eine schöne Kletterei nach dieser Anstrengung!« meinte Giles angewidert. »Aber ohne Grund würde Liseth uns nicht rufen.«
Er wandte sich zu Jim, Brian und auch Dafydd um, der sich mittlerweile wieder zu ihnen gesellt hatte.
»Habt Ihr Lust, mich auf eine kleine Kletterpartie zu begleiten, Mylords?« fragte er und wischte sich den Schweiß vom Gesicht; den Helm hatte er wie alle anderen abgenommen.
»Wenn Ihr meint, es sei nötig«, antwortete Brian. Jim nickte; so wie stets, wenn es brenzlig wurde, fiel er wie von selbst in die ihm angeborene Rolle des Anführers.
Es war ein langer und mühsamer Aufstieg. Als sie oben anlangten, mußten sie sich erst eine Weile ausruhen und wieder Atem schöpfen, bevor sie mit Liseth sprechen konnten. Auf Liseths Reithandschuh saß ein Falke, dessen Kopf mit einem dünnen Halstuch verhüllt war.
Jim musterte den Falken aufmerksam. Bei seinen Studien zur Geschichte des Mittelalters hatte er am Rande auch einiges über die Falknerei in Erfahrung gebracht, so daß ihm gleich klar war, daß es sich bei dem Vogel um einen Wanderfalken handelte - und zwar um ein überaus prächtiges Exemplar. Frauen bevorzugten eher die kleineren Merlin- und Baumfalken. Allenfalls gaben sie sich mit Nestfalken ab - dem kleineren Verwandten solch langflügliger Falken wie dem Wanderfalken.
»Ihr braucht gar nicht erst zu fragen«, sagte Liseth. »Ich erzähl's Euch auch so. Vater hat Grauflügel hergeschickt, denn er hat gewußt, daß sie mich suchen und finden würde. Am Bein war ein Stück Papier befestigt, auf das er ein Schwert und einen Umhang gezeichnet hat. Entweder ist wichtiger Besuch bereits eingetroffen, oder er wird in Kürze erwartet; jedenfalls sollten wir alle so rasch wie möglich zur Burg zurückkehren.«
Sie legte eine mitfühlende Pause ein.
»Am besten klettert ihr wieder über die Felswand zu unseren Pferden hinunter«, sagte sie. »Nehmt das meinige mit; Snorrl und ich erwarten Euch dort, wo das Gelände wieder eben wird.«
8
»Warum kommst du nicht gleich mit uns?« grummelte Giles.
»Weil ich nicht gleichzeitig klettern und Grauflügel tragen kann.« Liseth tätschelte mit der freien Hand entschuldigend Giles Arm. »Wenn du Snorrl mitnehmen möchtest...«
»Snorrl geht nicht mit!« unterbrach sie der Wolf. »Meine Aufgabe ist es, Liseth zu beschützen und zu führen, und dabei bleibt es.«
»Also gut«, sagte Giles. Er wandte sich an seine drei Gefährten. »Es sieht so aus, als bliebe uns keine andere Wahl.«
Und so kletterten sie die Felswand wieder hinunter; ihr einziger Trost war, daß sie im Tal wieder aufsitzen und nach Hause reiten konnten, anstatt den ganzen Weg zu Fuß zurückzulegen. Als sie unten anlangten, waren die Kleinen Leute bereits verschwunden.
Selbst die Gefallenen hatten sie mitgenommen, außerdem hatten sie, genau wie Jim es getan hatte, sämtliche Kleidungsstücke und Rüstungsteile aufgesammelt, welche von den getöteten Hohlmenschen zurückgeblieben waren. Das kleine Flüßchen, die Binsen und der Flecken festen Bodens wirkten beinahe so, als wäre hier niemals gekämpft worden.
Und so ritten sie den gleichen Weg zurück, den sie gekommen waren.
»Können wir uns unterwegs auch bestimmt nicht verirren?« fragte Jim.
Giles schüttelte den Kopf.
»Nein«, entgegnete er. »Ich kenne mich in dieser Gegend nicht annähernd so gut aus wie Liseth oder der Wolf, der überall herumkommt, aber nach Hause finde ich schon. Bis zu der Stelle, wo wir Liseth und Snorrl treffen sollen, werden wir etwa eine Viertelstunde brauchen.«
Er hatte die Zeit erstaunlich gut geschätzt. Allerdings hatte Jim eigentlich erwartet, daß Liseth und Snorrl länger brauchen würden. Doch da hatte er sich offenbar geirrt. Als sie zu der Stelle kamen, warteten Liseth und Snorrl bereits auf sie.
Seltsamerweise saß der Falke nicht mehr auf Liseths ledernem Reithandschuh.
Giles hatte dies anscheinend
Weitere Kostenlose Bücher