Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze
Armee wird nicht siegen. Sie kann nicht siegen! Früher oder später wird eine überlegene englische Streitmacht mit Unterstützung solcher Bogenschützen wie Eurem walisischen Freund - die übrigens schon häufiger die Niederlage schottischer Armeen besiegelt haben, denn wir verfügen über keine guten Bogenschützen, die es mit ihnen aufnehmen könnten - die Schotten umzingeln und überwältigen.«
Er funkelte Dafydd, der keine Miene verzog, einen Moment lang an.
»Wer nicht flüchten kann, der wird sterben. Folglich werden die meisten Hohlmenschen sterben; einige wenige aber werden entkommen - wahrscheinlich vor allem die, welche wertvolle Beute mit sich herumschleppen, denn die werden sich vor Beginn der Entscheidungsschlacht absetzen. England wird Schottland machtvollen Widerstand entgegensetzen, denn wie ich schon sagte - die Franzosen werden nicht kommen!«
Er hielt inne und blickte nachdenklich in die Runde.
»Die Franzosen werden bestimmt nicht rechtzeitig auftauchen, um uns zu helfen. Wir werden ganz allein gegen England stehen; und dieses Land ist größer als unseres und verfügt über mehr Einwohner und großeren Reichtum. Verteidigen können wir uns, wenn die Engländer in unsere Gebirge einfallen und unsere Lochs und Flüsse überqueren; aber wenn wir sie angreifen, besteht keinerlei Aussicht, sie zu besiegen. Das weiß ich. Das weiß jeder Schotte.«
Er leerte seinen Becher, atmete tief durch und fuhr dann in ruhigerem Ton fort.
»MacDougall allerdings glaubt daran, daß die Franzosen landen werden. Er glaubt, die Engländer würden ihre Streitkräfte teilen, so daß uns der Sieg in den Schoß fallen würde, ehe die Franzosen auch nur richtig gelandet sind. Anschließend befänden wir uns in einer Position, die es uns gestatten würde, den Franzosen zu sagen, sie sollten wieder dorthin zurückgehen, wo sie hergekommen sind. Was sie MacDougall zufolge auch bereitwillig tun werden, da sie lediglich um der Alten Allianz willen hergekommen sind, um uns zu unterstützen!«
Er lachte höhnisch auf.
»Was macht Euch eigentlich so sicher, daß die Hohlmenschen den Vorstoß nach England so erfolgreich anführen würden?« fragte Jim. »Wohl wahr, wenn sie getötet werden, sind sie nur für achtundvierzig Stunden tot, aber töten kann man sie; und die Engländer würden sie gewiß bald ausschalten, so daß sie den Schotten nicht mehr Von Nutzen wären.«
»Glaubt Ihr das wirklich?« Lachlan schenkte sich Wein nach und blickte Jim an. »Als Ihr auf dem Weg zur Burg den Hohlmenschen begegnet seid, wie Herrac mir soeben berichtet hat, was war da Euer erster Gedanke? Zu kämpfen - oder zu fliehen?«
Jim befand sich in einer Zwickmühle. Als die leeren Rüstungen auf unsichtbaren Pferden auf sie zugaloppiert waren, hätten Brian und wohl auch Dafydd sich wahrscheinlich lieber zur Flucht gewandt, als zu kämpfen. Bei ihm hingegen hatte das Interesse die Furcht überwogen. Doch um zu erklären, weshalb das so war, hätte er sich auf das unsichere Terrain begeben müssen, dem er zuvor schon einmal ausgewichen war. Dann hätte er darlegen müssen, daß er nicht aus dieser Welt stammte und daß die Menschen dort, wo er herkam, beim Anblick von etwas Unverständlichem nicht zwangsläufig an Magie und Gespenster dachten.
»Im ersten Moment wäre ich natürlich am liebsten weggerannt«, sagte er. »Wenn man Rüstung, Kleidung und Waffen selbständig handeln sieht, ist man wohl kaum geneigt, an eine natürliche Erscheinung zu glauben...«
»Dann gebt Ihr es also zu!« rief Lachlan. »Wenngleich Ihr es auch kürzer hättet ausdrücken können. Was glaubt Ihr nun, wie die Engländer reagieren werden, die noch nie von den Hohlmenschen gehört haben?«
»Das galt auch für uns«, meinte Dafydd trocken. »Und wir haben uns ihnen gestellt. Allerdings mag es schon sein, daß sich in einer solchen Situation nicht jeder so verhalten würde wie Sir James, Sir Brian und ich.«
»Das ist es ja gerade, Mann!« beharrte Lachlan. »Die Hohlmenschen werden weit kommen, weil die meisten vor ihnen weglaufen werden. Wenn sie über genügend viele unsichtbare Pferde verfügen, die zweifellos ebensolche Gespenster sind wie sie selbst, dann dürfte es ihnen nicht schwerfallen, die zu Fuß vor ihnen Flüchtenden vom Sattel aus zu töten. Und das wird nicht nur für die gewöhnlichen Soldaten gelten; ein Angriff von gepanzerten Hohlmenschen auf Geisterpferden wird jede Streitmacht in Unordnung bringen, die sich den Schotten
Weitere Kostenlose Bücher