Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze
zu tun und ginge uns gewöhnliche Sterbliche nichts an.«
Daß Herrac, der wie seine Kinder ein Silkie war, von >uns gewöhnlichen Sterblichen sprach, kam Jim etwas eigenartig vor. Dies behielt er jedoch für sich.
»Im Grunde habt Ihr bereits die richtige Antwort gegeben, Mylord«, sagte er. »Es gibt magische Gründe, die ich für mich behalten muß. Sie haben damit zu tun, daß es von entscheidender Bedeutung ist, sämtliche Hohlmenschen zu töten, damit Ihr wie auch das Kleine Volk in Zukunft nicht mehr von ihnen behelligt werdet...«
»Wo bleibt eigentlich der Wein?« warf Herrac unerwartet ein und blickte drohend zur Tür.
Er wandte sich wieder an Jim.
»Verzeiht mir, Mylord«, sagte er. »Ich höre zu; bitte fahrt fort.«
»Nun«, meinte Jim, »ich wollte gerade sagen, daß die Grenzbewohner nicht umhin kommen, die Kleinen Leute zu beteiligen, was immer die Gründe dafür sein mögen. Ich erwähne dies, weil mir die Kleinen Leute wohl die gleiche Frage stellen werden, wenn ich mich morgen mit ihnen treffe. Sie werden wissen wollen, weshalb sie bei der Entscheidungsschlacht gegen die Hohlmenschen auf Hilfe angewiesen sein sollen. Darauf muß ich ihnen das gleiche antworten wie den anderen -was ich Euren Nachbarn gern auch persönlich sagen werde, wenn Ihr es wünscht -, nämlich daß es unbedingt notwendig ist, daß Grenzbewohner und Kleine Leute Seite an Seite kämpfen. Von anderen Gründen, die verborgen bleiben müssen, einmal abgesehen, ist es eine Tatsache, daß Ihr und Eure Nachbarn zwar schon seit mehreren hundert Jahren unter den Hohlmenschen zu leiden habt, die Kleinen Leute aber schon viel länger, weshalb sie ein Recht darauf haben, dem ein Ende zu machen. Als erfahrener Kämpe werdet Ihr das einsehen, und da Eure Nachbarn, mit denen Ihr geredet habt, ebenfalls Krieger sind, gehe ich davon aus, daß auch sie Verständnis dafür haben werden.«
»Ich muß zugeben, daß Ihr starke Gründe vorgebracht habt«, meinte Herrac und rieb sich das massige Kinn, wie es seine Gewohnheit war.
»Allerdings solltet Ihr Euch vor Augen halten, Mylord«, fuhr er fort, »daß es am Ende darauf hinausläuft, daß sich die Grenzbewohner an einem noch nicht näher bezeichneten Ort einfinden und Seite an Seite mit den Kleinen Leuten kämpfen sollen, denen sie bislang stets mit Mißtrauen begegnet sind. Und dies allein auf Euer Wort hin, daß der Ort geeignet ist und alles ein gutes Ende nehmen wird. Wie ich schon erwähnt habe, waren alle, mit denen ich geredet habe, dafür, die Hohlmenschen auszulöschen. Alle waren sie sich aber auch ein wenig unsicher, ob sie sich auf das wenige hin, das sie bislang wissen, an der Unternehmung beteiligen sollen.«
»Wenn Ihr an der Beratung mit den Kleinen Leuten teilnehmen und ihre Antworten hören würdet«, sagte Jim, »meint Ihr, daß Eure Nachbarn dann Zutrauen fassen würden? Dann könntet Ihr ihnen alles berichten, was Ihr wißt. Würden sie dann eher glauben, daß ich die Hohlmenschen dazu bewegen kann, sich an dem besagten Ort zu versammeln? Ich nehme doch an, sie würden sich auf Euer Wort verlassen, wenn Ihr ihnen mitteilt, daß wir MacDougalls Gold erbeutet haben und daß der König von Schottland gegen England zu Felde zu ziehen beabsichtigt, wobei ihn sein Weg durch Northumberland führen würde.«
»Beides wären sicherlich schwerwiegende Argumente«, sagte Herrac. »Wenn ich ihnen davon berichte, hättet Ihr dann Zeit, die Kleinen Leute aufzusuchen und anschließend mit den Grenzbewohnern zu sprechen?«
»Ich glaube, irgendwie werden wir es schon schaffen«, antwortete Jim. »Ich sage wir, weil ich Euch und Liseth bitten wollte, mich zu den Kleinen Leuten zu begleiten.«
»Ich begleite Euch bereitwillig überallhin, wenn es denn dazu beiträgt, diese Angelegenheit zu einem guten Ende zu bringen«, sagte Herrac. »Ich glaube...«
An der Tür wurde geklopft, und ohne eine Antwort abzuwarten, trat hastig ein verschwitzter Bediensteter ein, der eine Holzplatte mit zwei Krügen und zwei Bechern trug. Er näherte sich dem Schreibtisch und stellte die Platte darauf ab.
»Wo hast du die ganze Zeit gesteckt, Bursche?« fuhr ihn Herrac an.
»Mylord...«, stammelte er, »ich konnte das Tablett, auf dem ich für gewöhnlich Krüge und Becher serviere, nicht finden. Ich mußte mir erst diese Holzplatte suchen, um Euch bedienen zu können.«
»Das hast du nun getan! Raus mit dir!« fauchte Herrac, worauf der Bedienstete sich eilig zurückzog und die Tür hinter sich
Weitere Kostenlose Bücher