Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
den Tribünen aus als befriedigtes Lächeln erkennen konnte.
Plötzlich stand ein Elefant im Amphitheater, unten auf dem Sand bei den drei Leuten. Jim hatte ihn nicht erscheinen sehen, aber er war auch nicht überrascht. Wenn Elefanten in solchen Situationen erwünscht waren, war das zweifellos die Art und Weise, wie sie in Erscheinung treten würden.
»Was...«, begann Jim.
»Seht einfach zu«, belehrte Lahti ihn.
Son Won Phon hatte jetzt aus dem Nichts etwas herbeigerufen, das auf den ersten Blick nach einem großen, dicken Stock aussah. Aber es stellte sich heraus, daß es kein Stock war, sondern eine Stoffrolle. Son Won Phon stellte sie aufrecht hin und wickelte ein langes Stück undurchsichtigen Tuchs von einer Art stumpfgrüner Farbe um den Elefanten.
Das Tuch stand, während er es entrollte, von allein aufrecht, so daß es schließlich einen Wandschirm bildete, der den Elefanten vollkommen verbarg, nicht nur vor den Blicken von Carolinus und der Beobachterin, sondern auch vor den Zuschauern im Amphitheater.
Vielleicht, dachte Jim, konnten die Magier in der obersten Reihe des Amphitheaters über den Rand blicken, aber er bezweifelte es stark. Der Schirm war wahrscheinlich so geartet, daß niemand über seine oberste Kante sehen konnte.
»Jetzt«, sagte Lahti, »muß Carolinus versuchen, den Elefanten verschwinden zu lassen.«
Jim sah ihn mit einiger Überraschung an.
»Ich glaube nicht, daß Carolinus das Schwierigkeiten bereiten wird«, sagte er.
»Ah«, meinte Lahti, »aber wißt Ihr, es geht nicht einfach darum, einen Elefanten hinter einem gewöhnlichen Wandschirm verschwinden zu lassen. Der Wandschirm ist mit einem sehr raffinierten Schloß, zu dem die höchste Form der östlichen Magie benutzt wird, verschlossen. Carolinus wird die Kombination dieses Schlosses entschlüsseln müssen, um es öffnen zu können. Wenn der Schirm fertig ist, wird er für die Lösung dieser Aufgabe eine volle Minute Zeit haben.«
Noch während Lahti Jim die Vorgänge erklärte, legte Son Won Phon das Ende der Stoffbahn für den Wandschirm wieder auf den Anfang selbiger Bahn. Die beiden Enden fügten sich zusammen, als wären sie aus einem Stück. Son Won Phon trat einen Schritt zurück, die Beobachterin zeigte himmelwärts, und ein sehr großes Uhrzifferblatt - mindestens sieben Meter im Durchmesser - erschien mitten in der Luft über dem Rund des Amphitheaters.
Ein Zeiger setzte sich über das Zifferblatt in Bewegung, vorbei an einer Reihe markierter Unterteilungen, die zu zahlreich waren, als daß Jim sie hätte zählen können. Aber nach der Geschwindigkeit, mit der der Zeiger sich bewegte, war Jim sich sicher, daß das, was er abzählte, schneller verging als gewöhnliche Sekunden. Schon jetzt hatte der Zeiger ein Drittel des Weges zurückgelegt und näherte sich seinem Ausgangspunkt in aufrechter Position.
Jim hielt den Atem an.
Der Zeiger vollendete seinen Kreis und blieb stehen. Son Won Phon trat vor und rollte den Wandschirm auf. Als er sein Werk begann, strahlte er große Zuversicht aus, die jedoch sofort verschwand, als die breiter werdende Lücke im Wandschirm mehr und mehr leeren Raum dahinter preisgab.
Als er ein Drittel des Weges zurückgelegt hatte, konnte Jim sehen, daß sich der Elefant nicht mehr hinter dem Schirm befand.
Son Won Phon warf plötzlich mit einer Geste, die Jim sowohl Verzweiflung wie auch Zorn zu verkünden schien, beide Arme hoch. Der Schirm verschwand. Es war tatsächlich kein Elefant mehr da. Die Beobachterin verschwand. Carolinus und Son Won Phon standen einander gegenüber auf dem Sand.
Überall um Jim begannen die Sitze sich zu leeren, während ein Magier nach dem anderen verschwand; augenscheinlich machten sie sich nach typischer Magiersitte auf den Weg zu ihren jeweiligen Heimen. Jim spürte plötzlich, daß der Zwang, der ihn auf seinem Sitz festgehalten hatte, von ihm abfiel. Er versuchte sich zu erheben und stellte fest, daß ihn sein Gefühl nicht getrogen hatte.
»Danke für alles!« sagte er hastig zu Lahti. »Ich muß jetzt los!«
Er drehte sich um und lief den nächsten Gang hinunter auf die Sandfläche zu. Son Won Phon machte eine förmliche Verbeugung vor Carolinus.
Carolinus erwiderte die Verbeugung.
Jim erreichte den Fuß des Amphitheaters und kam an eine ungefähr hüfthohe Steinbarriere, welche die Sitzreihen der Zuschauer von dem Rund der Arena trennte. Er legte eine Hand auf die Barriere und setzte mit einem sauberen Sprung darüber hinweg. Son Won
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