Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
ist eine Angewohnheit von ihm«, gab Jim zu. »Ich glaube, alle Wölfe können das.«
Sir John seufzte.
»Nun, meine Herren«, sagte er, »es sieht so aus, als könnten wir genausogut zur Burg zurückkehren.«
Er warf einen Blick auf Jim.
»... oder wird der Wolf zurückkommen?«
»Nein. Nicht ohne einen triftigen Grund«, sagte Jim.
Sie saßen wieder auf und ritten mit ernsten Mienen zur Burg zurück. Im Burghof waren sie jedoch kaum aus dem Sattel gestiegen, als auch schon ein Diener auf Jim zueilte.
»Mylord! Mylord!« rief er. »Mylady Angela läßt Euch bitten, mit größter Eile in das Zimmer des Magiers Carolinus zu kommen!«
»Geh du voran!« wies Jim den Mann an. »Ich komme sofort nach.«
»Sollen wir Euch begleiten, James?« fragte Giles.
Jim schüttelte den Kopf.
»Ich glaube nicht«, sagte er hastig. »Wenn meine Gemahlin außer mir noch jemanden zu sehen wünschte, hätte sie nach ihm schicken lassen. Würde es Euch etwas ausmachen, mich an der hohen Tafel im Palas zu erwarten? Falls ich mich verspäten sollte, werde ich jemanden zu Euch schicken und es Euch wissen lassen.«
Die beiden Ritter nickten. Jim drehte sich um und machte sich, so schnell sein Rang es zuließ, auf den Weg zum Palas. Als Herr der Burg durfte man ihn nicht wie einen gewöhnlichen Diener rennen sehen -zumindest nicht ohne einen besseren Grund, als er jetzt hatte. Erst als er die Turmtreppe hochstieg - und niemand es sehen konnte -, gestattete er sich, seine Schritte zu beschleunigen. Vor seinem geistigen Auge sah er Carolinus, dessen Zustand sich plötzlich böse verschlimmert hatte. Wenn dem so war, hoffte er bei Gott, daß er rechtzeitig da war, um zu tun, was in seinen Kräften stand.
Aber als er mit wackligen Beinen und atemlos nach den vielen Stufen der langen, steinernen Wendeltreppe durch Carolinus' Tür stürzte, sah er, daß es sich keineswegs um einen Notfall handelte.
Um genau zu sein, traf so ziemlich das Gegenteil zu. Angie saß mit verschränkten Armen auf einem Stuhl ein kleines Stück vom Bett entfernt. Es waren keine Diener im Zimmer. Ein weiterer leerer Stuhl stand dicht neben dem Bett. Im Bett selbst saß aufgestützt auf Kissen Carolinus, der aus einer Tasse mit Untertasse Tee trank. Beide Utensilien waren aus feinem Porzellan, und Jim war sich absolut sicher, daß es für gewöhnlich im England des vierzehnten Jahrhunderts nicht zu finden war, und dies galt sowohl für die Vergangenheit seiner eigenen alten Welt als auch für die Gegenwart dieser hier. Offensichtlich ging es Carolinus nicht nur besser, er war auch wieder imstande, sich seiner magischen Kräfte zu bedienen.
Er hatte sich sogar so weit wieder erholt, daß sein borstiger Schnurrbart sich wie gewohnt aufgestellt hatte und sein Gesicht den üblichen gereizten Ausdruck trug.
»Ah, da seid Ihr ja endlich«, sagte er zu Jim. »Höchste Zeit! Setzt Euch da hin, neben das Bett.«
Jim zog sich den leeren Stuhl heran.
»Es ist wunderbar, erleben zu dürfen, daß Ihr wieder so gut ausseht, Carolinus«, sagte Jim. »Ich könnte beinahe glauben, daß Ihr mir nicht die ganze Wahrheit gesagt habt, als Ihr mir erzählt habt, daß Magie zwar bei Wunden, aber nicht bei Krankheiten eingesetzt werden könne.«
»Nun, diese elenden, durchgelegenen Stellen an meinem Körper waren Wunden, oder etwa nicht?« fuhr Carolinus auf. »Und was die Krankheit betrifft, die hatte ich wahrscheinlich schon vor einer Woche überstanden, aber ich hatte ja keine Gelegenheit, das herauszufinden, so wie diese beiden Weiber mich mit Brechmitteln und Abführmitteln und allem möglichen anderen Zeugs vollgestopft haben.«
»Nun denn«, sagte Jim. »Ich habe darauf gewartet, daß sich Euer Zustand soweit wieder bessert, daß ich mit Euch über etwas sehr Merkwürdiges reden kann, das mir widerfahren ist, kurz bevor ich hierher zurückgekehrt bin...«
»Das ist nicht wichtig!« fiel ihm Carolinus ins Wort. Er hatte wieder ganz zu seinem alten, herrischen Selbst zurückgefunden. Aber etwas - irgend etwas fehlte an ihm, ohne daß Jim so recht zu sagen vermochte, was das sein sollte. »Es gibt bedeutendere Dinge, über die ich mit Euch zu reden habe. Hört Ihr mir zu?«
Jim warf einen hoffnungsvollen Blick auf Angie; aber sie sah ihn von ihrem Stuhl aus nur eisig und mit verschränkten Armen an. Offensichtlich hatte sie die Gefühle, die er am Vorabend in ihr entfesselt hatte, noch nicht überwunden. Jim richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Carolinus.
»Ich höre«,
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