Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
Wand des Alkovens und schob sie weg. Dann trat er beiseite, um sie vorangehen zu lassen und ihnen schließlich zu folgen. Die Vertäfelung schloß sich hinter ihnen, und sie fanden sich in pechschwarzer Dunkelheit wieder.
Jim hörte den Diener hinter sich und hielt ihn an seiner Livree fest.
»Haltet Euch an mir fest, haltet Euch aneinander fest«, sagte er zu den anderen. Er spürte, wie eine Hand an seinem Rücken nach seinem Gürtel griff, dann wanderten sie, angeführt von dem Diener, durch den lichtlosen Tunnel.
Ob der Diener den Weg so genau kannte, daß er kein Licht brauchte, oder ob er sich mit der Hand an den Wänden orientierte, die sie zu beiden Seiten dicht umschlossen, wußte Jim nicht. Fest stand, daß sie nicht mehr als fünfzehn oder zwanzig Fuß weit gekommen sein konnten, bevor er stehenblieb. Vor ihnen glitt eine weitere Vertäfelung zur Seite, und sie traten in einen kunstvoll eingerichteten, aber verlassenen Raum.
Es war eindeutig eine Art Wohnzimmer. Der Diener machte keine Anstalten weiterzugehen. Der Raum verfügte neben dieser Geheimtür noch über zwei weitere Türen.
»Wohin gehen wir von hier aus, um den König zu finden?« wollte Jim von ihm wissen.
Der Diener antwortete nicht.
»Zeige mir die Richtung, wenn du den Weg nicht beschreiben kannst«, sagte Jim.
Der Diener zeigte auf eine der beiden Türen in dem Zimmer.
Jim steuerte darauf zu und spürte, wie die Hand, die sich an ihm festgehalten hatte - wem sie gehörte, wußte er nicht -, ihn losließ, zweifelte aber keinen Augenblick daran, daß die anderen vier ihm nachkamen. Als er die Tür erreichte, drückte er sein Ohr dagegen. Ganz schwach konnte er hören, daß dahinter zwei Männerstimmen in ein Gespräch vertieft waren.
Er legte eine Hand auf den Türriegel und gab sich alle Mühe, sie geräuschlos zu öffnen. Der Türknauf ließ sich ohne weiteres und lautlos drehen - wahrscheinlich war er eigens zu diesem Zweck gefertigt. Jim öffnete die Tür einen Spaltbreit und spähte hindurch, um festzustellen, daß die Möbel in dem anderen Raum eindeutig auf ein Schlafzimmer schließen ließen. Er öffnete die Tür noch ein wenig weiter und sah nicht nur Ecotti vor sich, sondern auch König Jean selbst. Es war wirklich der französische König, dem Jim bei der Schlacht zwischen den französischen und englischen Truppen begegnet war, der Mann, den er hatte aufhalten können, indem er die französischen Drachen mittels Erpressung dazu brachte, über das Schlachtfeld zu fliegen und so zu tun, als wollten sie die Franzosen angreifen.
Es war nicht sehr wahrscheinlich, daß Jim diesen kleinen, ziemlich untersetzten, aber angenehm aussehenden Mann vergessen würde, der jetzt mit zerzaustem, grauem Haar und einer hastig übergestreiften Robe vor ihm stand und Ecotti zuhörte, der nun eine Hose und eine kurze Robe trug. Der Zauberer redete und gestikulierte mit den Händen, von denen eine das Pergament mit Jims Zeichnung mit festem Griff umfangen hielt.
Jim trat hastig von der Tür zurück. Brian, Dafydd und Secoh, die mit ihm durch den Spalt geblickt hatten, umringten ihn.
»Sie sind nur zwei gegen uns vier, James«, flüsterte Brian Jim ins Ohr. »Der König ist ein Gentleman und daher ein Mann der Waffen, auch wenn ich daran zweifle, daß er über große Fähigkeiten verfügt. Der andere hat mit Waffen nichts am Hut, und wenn er ein Hexenmeister und in Magie bewandert ist, na schön, Ihr seid ebenfalls in Magie bewandert. Außerdem müssen wir ohnehin hinein, oder nicht?«
»Ich fürchte, wir müssen«, flüsterte Jim zurück. »Aber so einfach ist die Sache nicht. Wenn wir hineingehen, fällt die Entscheidung, was auch geschehen mag, nicht durch unsere Kraft oder unsere Tüchtigkeit oder unsere Waffen, sondern durch Magie. Und das schlimme ist, daß Ecottis Magie nicht wie die meine ist, wie Carolinus mir erklärt hat. Seine Magie ist für den Angriff geschaffen, meine nur für die Verteidigung. Und um einen Angriff niederzuzwingen, brauchen wir bestimmte Bedingungen.«
»Ich könnte durch den offenen Türspalt Ecotti mit einem Pfeil durchbohren«, sagte Dafydd.
Bei diesem Gedanken fühlte Jim sich höchst unbehaglich. Es war gutes mittelalterliches Denken, einen unbewaffneten Feind ohne Vorwarnung zu erschießen, wenn das die sicherste Art und Weise war, mit ihm zu verfahren. Aber es war auch etwas, gegen das seine vom 20. Jahrhundert geprägte Erziehung mit aller Macht revoltierte.
»Wir wollen Ecotti nicht töten, bevor
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