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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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Befehl von Kapitän Wod hin die Valant zu entern. Seld hoffte, dass es nicht dazu kommen würde – ein sinnloses Blutvergießen musste vermieden werden.
    Die Tür zum hinteren Unterdeck wurde geöffnet, und Talut Bas trat heraus. Mit versteinerter Miene schritt er die Gefangenen ab, und nur Seld versuchte, dem Herrscher in die Augen zu blicken, während alle anderen das Haupt geneigt hielten.
    Vor Seld blieb Talut schließlich stehen. »Was soll ich nun mit euch tun?«, fragte er.
    »Teilen«, sagte Seld. »Eure Vorräte reichen noch für viele Tage, während an Bord der Ambria die ersten Leute dem Verdursten nahe sind.«
    »Mit Dieben teile ich nicht«, erwiderte Talut. »Diebe werden bestraft. Soll ich euch mit dem Schwert töten lassen? Oder ertränken?«
    »Die Wahl liegt bei dir«, sagte Seld.
    Talut schritt weiter die Reihe entlang. »Aber ich will dir ein Geschäft anbieten. Ihr dürft alle wieder zurück zur Ambria. Und ich gebe euch etwas von unseren Vorräten – aber nicht ohne Gegenleistung.« Er verzog den Mund zu einem Grinsen. »Ich werde dich auspeitschen. Und für jeden Schlag erhaltet ihr ein Fass Wasser oder Nahrung. Wähle, wie viele Peitschenschläge du möchtest.«
    Alle Augen wanderten zu Seld, und alle auf dem Deck schienen die Luft anzuhalten. Seld atmete tief ein. Dann machte er einen Schritt nach vorne, riss mit einer unwirschen Bewegung seinen Mantel vom Körper und ließ ihn auf den Boden fallen, das Gleiche machte er mit seinem Hemd. Er schritt zum Hauptmast, streckte beide Arme aus und stützte sich dagegen. »Beginne«, rief er. »Ich werde sagen, wenn es genug ist.«
    Gemurmel erhob sich, und es waren nicht nur die Gefangenen von der Ambria, die sich ungläubig unterhielten – auch die Wachen des Herrschers schüttelten die Köpfe. Seld blickte am Mast vorbei zur Ambria, und er entdeckte Mesala. Obwohl sie seine Miene nicht erkennen konnte, lächelte er ihr zu, als wollte er ihr Mut machen.
    Einer der Wächter des Herrschers hatte ein Zeichen bekommen, eine Peitsche zu holen, und nach wenigen Augenblicken hatte er es erledigt. Talut nahm die Peitsche, entrollte sie und ließ sie wie zur Probe gegen die Reling schnalzen. Ein knallendes Geräusch schoss über das Deck.
    »Ein Fass für jeden Schlag«, rief Seld. »Jeder hat es gehört.«
    Da landete auch schon der erste Schlag auf Selds Rücken. Es war, als hätte ein Schwertstreich seinen Rücken getroffen, und Selds Knie knickten ein, er rutschte keuchend am Mast zu Boden und glaubte, nicht mehr atmen zu können. Talut sagte etwas, doch Seld bekam nur die letzten Worte mit: »... nur wenn du stehst. Also hoch mit dir!«
    Seld hob sein rechtes Bein, stemmte es auf den Boden und drückte sich in die Höhe. Sein Rücken schien zu brennen, und er fühlte warmes Blut herabrinnen. Und wieder landete der Riemen auf seinem Rücken. Das Ende der Peitsche züngelte um seinen Hals und zeichnete einen dünnen Striemen quer über seine Brust bis zum Ansatz seiner Haare.
    Er blieb stehen. Der Schmerz schien ungeahnte Kräfte ihn ihm freizusetzen, und Seld gelang es, auf den Beinen zu bleiben, auch wenn seine Knie zitterten. Ein Hochgefühl hatte sich seines Denkens bemächtigt: Sollte Talut ihn doch töten und immer weiter auf seinen leblosen Körper mit der Peitsche einschlagen – so konnte er die Ambria retten ... und Mesala ...
    Bereit, den nächsten Peitschenschlag zu empfangen, stand er da, als ein Schrei über Deck hallte, dessen Bedeutung Seld nicht erfassen konnte. Erst als der Schrei wiederholt wurde, drang er in Selds Geist ein. Nur ein einziges Wort war gebrüllt worden: »Land!«
    Seld schaute in die Richtung, in die die beiden Schiffe segelten, und er konnte einen blassen grünen Streifen am Horizont erkennen. Er richtete sich auf, und Schmerzwellen fluteten seinen Körper. Sein Blick richtete sich auf Talut, der die Peitsche gesenkt hatte und, wie alle anderen, zum Horizont sah. Dann rannten alle an Bord der Valant – bis auf Seld und Talut – zum Bug und drängten sich um die Plätze an der Spitze des Schiffes. Wachen des Herrschers, Hequiser und Matrosen der Ambria wurden zu einem jubelnden Durcheinander, in das nur Kapitän Tebis einschnitt, indem er die Besatzung der Valant zur Ordnung rief.
    Langsam kehrten die Kräfte in Selds Körper zurück, und er ging auf Talut zu. Seine Haare standen in alle Richtungen ab, sein Körper war schweißgetränkt, und das Blut auf seinem Rücken gerann. Direkt vor dem Herrscher blieb er

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