Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
wurde.
Goren schlang die Arme um die angezogenen Knie, verbarg sein Gericht darin und gab seinen Tränen freien Lauf, er konnte sie nicht mehr zurückhalten. Seit jenem lange vergangenen Tag als Neunjähriger, seit dem Martyrium des Wasserschleppens, hatte er nicht mehr geweint. Er hatte versucht, genauso hart und stark wie seine Mutter zu werden und danach gestrebt, dass sie stolz auf ihn wäre, dass sie ihm eines Tages Anerkennung zollte und sich dadurch mit ihrem Leben versöhnte.
Nun war sie tot, und Gorens bisher zwar gröÃtenteils einsames, aber friedliches Leben war in Stücke gerissen und im Feuer der Stadt verbrannt worden. Von einem Augenblick zum anderen.
Mutter , dachte Goren verzweifelt. Er vermisste sie so sehr, sie war das Zentralgestirn seiner kleinen Welt gewesen, zu ihr hatte er aufgesehen, sie hatte seine Einsamkeit mit ihm geteilt. Sie war immer noch jung gewesen, in der vollen Blüte ihrer Jahre, und sie hätte in Ehren ergrauen können. Goren hatte sich immer gewünscht, dass seine Mutter im Alter sanfter und nachgiebiger würde und sich doch noch zu einem Leben an der Seite eines Mannes entschied, wenn Goren erst erwachsen wäre und auszog, um ihr Ehre zu bereiten.
Aber ein verräterischer Drakhim hatte sie heimtückisch ermordet, den weder Ehre kümmerte noch die Verbindung, demselben einzigartigen Volk anzugehören.
Mit ihrem Tod hatte Derata ihrem Sohn die letzte Lektion erteilt, dass nicht immer die Gerechtigkeit siegte, und dass man stets auf der Hut sein musste, selbst vor dem eigenen Vater.
Als Goren aus seiner Versunkenheit in die kühle Dunkelheit der Nacht zurückkehrte, sah er im matten Dämmerlicht der Sterne, dass sich Darwin und Altar auf das Moos unter dem Behelfsdach gelegt hatten und augenscheinlich schliefen. Zumindest der alte Magister, der mit offenem Mund auf dem Rücken lag und leise schnarchte.
Goren wusste, er sollte auch schlafen; es war ein langer, anstrengender Tag gewesen, und ab morgen lag eine gefahrvolle Wanderung vor ihnen. Aber ihm war kalt, und sein Kopf noch viel zu voll von Gedanken und Kummer, er würde kein Auge zutun können. AuÃerdem sollte einer von ihnen wenigstens bis kurz vor der Morgendämmerung Wache halten. Man wusste nie, wann es den Soldaten einfiel, anzugreifen.
Es war seine erste Nacht unter freiem Himmel. Goren betrachtete durch das offene Blätterdach das ferne Funkeln der Sterne. Hinter Guldenmarkts brennenden Trümmern stieg gerade die silberne Sichel des Mondes auf.Â
Er steckte sich eine Wurzel in den Mund und kaute darauf herum; nicht aus Hunger, sondern weil er beschäftigt sein wollte. In ihm brannte ein mächtiges Feuer, ähnlich wie bei Hargim dem Schmied, wenn er eine Rüstung herstellte und dafür eine besonders groÃe Lohe benötigte. Am liebsten wäre der junge Drakhim den Hügel hinabgerannt nach Guldenmarkt, um dort unter dem Feind zu wüten, bis seine Kraft verbraucht war.
Als Kind war er gerannt, nichts als gerannt, wenn er die brodelnde Hitze in seinem Inneren abkühlen musste. Doch jetzt musste er stillsitzen und die Männer bewachen, die Derata ihm anvertraut hatte. Diese Pflicht musste er erfüllen. Er würde sie in Sicherheit bringen. Doch dann war er frei und konnte auf seinen eigenen Rachefeldzug gehen. Derata hatte ihn davor gewarnt, seinem Vater zu nahe zu kommen, doch Goren würde nicht weglaufen. Im Gegenteil.
Es war nun ganz still, selbst die Nachträuber hatten sich zur Ruhe begeben. Die kälteste Stunde näherte sich, wenn der Atem des Todes die Lebenden streifte und sie schaudern machte. Goren saà ganz still, kaute unentwegt auf der Wurzel und beobachtete die Sterne. Erst als die Nacht schon zur Hälfte vorbei war, nickte er ein wenig ein, wie er gerade saÃ.
Im ersten Morgengrauen erwachte Goren. Ihm war kalt, seine Glieder waren steif von der unbequemen Haltung, und er stand mühsam auf. Am östlichen Horizont war ein schwacher Schimmer erkennbar, und das Licht der Sterne erlosch langsam. Guldenmarkts Feuer waren zu einem dämmrigen Glühen versiegt, und die Rauchsäulen wurden schwächer und schmaler. Nichts bewegte sich dort unten mehr. Möglicherweise war Ruorim bereits weitergezogen, weil es nichts mehr zu holen gab. Das wäre dann wenigstens ein schwacher Hoffnungsschimmer für Darwin Silberhaar, dass seine Stadt nicht völlig verloren war.
Goren machte einige
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