Draußen wartet die Welt
gehen.«
»Ich möchte dich aber gerne nach Hause fahren«, sagte er. »Bitte, darf ich?«
Ich wartete einen Moment, bevor ich meine Hand ausstreckte und ihm erlaubte, mich neben sich auf den Sitz zu ziehen. Er nickte mir freundschaftlich zu, schaute dann auf die Straße und zog an den Zügeln. Das Pferd trabte los und das Klappern seiner Hufe füllte die Stille zwischen uns.
»Bekommst du denn keinen Ärger, weil du gegangen bist?«, fragte ich ihn.
»Ich glaube nicht. Dein Vater wirkte erleichtert, als er gesehen hat, dass ich dir nachgehe.«
Ich seufzte. »Ich schätze, das werde ich dann von den beiden selbst hören, wenn ich nach Hause komme.«
»Was ist denn los?«, erkundigte er sich mit freundlicher Stimme. »Fühlst du dich nicht wohl?«
»Ich konnte da einfach nicht mehr sitzen bleiben. Ich hatte das Gefühl, es nicht mehr auszuhalten.«
»Das Gefühl kenne ich«, erwiderte er. »Wenn die ersten zwei Stunden des Gottesdienstes vorbei sind, weiß ich nie, ob ich die letzte noch überstehe.«
Ich stieß ein zweifelndes Lachen aus. »Ich hab’s ja noch nicht mal die erste Stunde ausgehalten.«
»Ehrlich gesagt bin ich froh, dass das passiert ist«, gestand er, und seine Stimme klang ernster. »Ich wollte mit dir über Freitagabend sprechen.«
»Das musst du nicht«, entgegnete ich. »Es ist dein gutes Recht, ein anderes Mädchen mit zu einer Party zu nehmen. Schließlich gehen wir nicht miteinander.«
»Genau darüber wollte ich mit dir reden«, sagte er. »Bei Margarets Scheunenrichtfest, nachdem du mir gesagt hast, dass du von zu Hause fortwillst, habe ich mich entschieden, dir nicht zu sagen, was ich dir eigentlich sagen wollte.« Ich drehte mich zu ihm um und wartete. »Ich wollte dich fragen, ob du mein Mädchen sein willst.«
»Aber dann hast du es dir anders überlegt?«
»Du hattest mir gerade erzählt, dass du bei den Englischen leben willst«, fuhr er fort. »Wenn ich dich damals gefragt hätte, hättest du vielleicht gedacht, ich würde das nur tun, damit du nicht weggehst. Und das erschien mir einfach nicht richtig.«
In meiner Brust breitete sich ein Gefühl der Wärme aus, und als ich Daniel anblickte, sah ich ihn in einem ganz anderen Licht. Er schaute mich an, bevor er seinen Blick wieder auf die Straße vor uns richtete. Seine Augen wirkten hoffnungsvoll.
»Ich danke dir dafür, dass du mein Verehrer sein willst«, sagte ich. »Und dafür, dass du wusstest, dass das kein guter Zeitpunkt gewesen wäre, mich zu fragen.«
»Wäre denn jetzt ein guter Zeitpunkt?«
»Ich bin mir nicht sicher«, antwortete ich. »Du hast mich wirklich ziemlich aus der Bahn geworfen, als du mit Hannah zur Party gekommen bist.«
Daniel schüttelte den Kopf. »Es war ein Fehler, sie in der Kutsche mitzunehmen.«
Wir fuhren vor unserem Haus vor und er brachte das Pferd zum Stehen und hielt die Zügel locker in seinem Schoß. Er wandte sich zu mir. »Wirst du denn darüber nachdenken?«
»Ja«, versprach ich und fügte hinzu: »Aber zuerst muss ich abwarten, was meine Eltern sagen werden, wenn sie nach Hause kommen. Kann sein, dass ich das Haus eine Weile nicht mehr verlassen darf.« Ich kletterte von der Kutsche und winkte. Daniel nickte und hob seinen Hut, bevor er davonfuhr.
Im Haus versuchte ich, mich mit nützlichen Tätigkeiten zu beschäftigen, um mich von dem abzulenken, was mir bevorstand. Ich füllte Kerosin in die Lampen, bezog die Betten mit frischen Laken und deckte den Tisch für das sonntägliche Abendessen. Ich wollte meinen Eltern zeigen, dass ich nach wie vor hilfsbereit war, wenn auch nicht immer gehorsam. Schließlich arbeitete ich an dem Quadrat eines Quilts, mit dem meine Mutter in Verzug geraten war. Ich hoffte, dass sie die gleichmäßigen Stiche des Zickzackmusters trotz ihrer Wut würde zu schätzen wissen.
Als ich die Kutsche vorfahren hörte, legte ich das Quiltquadrat beiseite und ging mental noch einmal die Entschuldigungen durch, die ich mir zurechtgelegt hatte. Ruthie und James traten zuerst ins Haus, und James warf mir einen Blick zu, den ich als mitfühlend deutete. Mir wurde bewusst, dass die beiden die Diskussion über meine Bestrafung auf der Heimfahrt vermutlich mit angehört hatten. Mein Blick wanderte von James zu Ruthie, und ich sah, dass sie weinte. Ein brennendes Gefühl der Angst erfüllte mich, als ich zusah, wie James sie nach oben brachte. Was konnten sie wohl mit mir vorhaben, das Ruthie zum Weinen brachte?
Als meine Eltern das Haus betraten, zog
Weitere Kostenlose Bücher