Draußen wartet die Welt
ganz so laut, nicht mehr ganz so aufregend. Ich schluckte einen Anflug von Enttäuschung hinunter und fragte mich, warum niemals etwas so gut war wie beim ersten Mal.
Es dauerte einen Moment, bis mir bewusst wurde, dass Josh mit mir sprach. Ich drehte mich zu ihm um.
»Na dann, machen wir eine Fahrt mit der El. Das ist ein großer Tag für ein amisches Mädchen.«
Ich lachte. »Jetzt muss ich eigentlich nur noch mit einem Flugzeug fliegen, dann könnten sie mich wahrscheinlich gar nicht schnell genug meiden.« Ich folgte ihm, als er mich durch eine schwere Doppeltür führte.
»Toll, jetzt lastet das auch noch auf meinem Gewissen. ›Was hast du diese Sommerferien gemacht?‹ – ›Oh, ich hab dafür gesorgt, dass ein amisches Mädchen gemieden wird.‹«
Wir lachten, während Josh eine große Maschine in der Wand mit Dollarscheinen fütterte. Eine Fahrkarte kam heraus, er reichte sie mir und wiederholte den Vorgang. Als unser Lachen verhallte, spürte ich, wie sich ein ungutes Gefühl in mir ausbreitete. Ich folgte Josh durch das Drehkreuz und versuchte, nicht darüber nachzudenken, was wir gerade gesagt hatten. Am letzten Abend, bevor ich von zu Hause abgereist war, war ich bei Annies Geschichte über die Meidung ihrer Cousine noch erschaudert. Heute war das Ganze nur noch ein Scherz, über den ich gemeinsam mit Josh gelacht hatte. Während ich hinter ihm eine lange Metalltreppe hinaufstieg, die zu einem schmalen Gleis führte, redete ich mir ein, dass es in Ordnung war, solche Witze zu machen.
Als ich nach unten schaute, konnte ich die Stelle auf dem Gehweg sehen, an der wir noch vor ein paar Minuten unter der dröhnenden El gestanden hatten. Eine bunt gemischte Menschenmenge wartete auf den Zug. Adrett gekleidete Geschäftsleute, Studenten mit ausgebeulten Rucksäcken und eine Mutter mit einem Kleinkind im Kinderwagen. Ein Mann, der auf einer Bank in der Nähe saß und auf einer ramponierten Gitarre spielte, erregte meine Aufmerksamkeit. Obwohl es ein warmer Tag war, sah er aus, als trage er jedes einzelne Kleidungsstück, das er besaß: eine Wollmütze, Jeans mit Löchern an den Knien und eine ausgebleichte Jeansjacke. In einem aufgeklappten Gitarrenkoffer, der neben seinen Füßen auf dem Boden lag, waren ein paar Münzen und eine Handvoll zerknüllter Dollarscheine verteilt.
»Ich weiß«, sagte Josh, als wolle er auf eine Bemerkung antworten. »Er ist obdachlos. Das ist ein großes Problem.«
»Obdachlos?« Das Wort klang furchtbar für mich. »Willst du damit sagen, dass er kein Zuhause hat?«
»Genau«, erwiderte Josh und senkte seine Stimme. »Das reichste Land der Welt, und trotzdem sieht man Leute wie ihn. Das bringt einen wirklich ins Grübeln.«
»Aber wenn er kein Zuhause hat«, fragte ich, »wo geht er denn dann abends hin? Wo hat er seine ganzen Sachen?« Der Mann spielte weiter eine nicht erkennbare Melodie und schien gar nicht zu bemerken, dass wir ihn anstarrten.
»Höchstwahrscheinlich hat er nicht sehr viele Sachen. Er geht tagsüber betteln und schläft abends in einem Obdachlosenheim. Komm«, sagte Josh und zog mich ein Stück den Bahnsteig hinunter, »ich hör einen Zug kommen.«
Ich blickte immer wieder über meine Schulter zurück, während Josh mich mit sich zog. »Dann gehen wir also einfach weiter?«
»Er ist nicht der Einzige, Eliza. Es gibt Tausende wie ihn. Ich habe dir doch gesagt, es ist ein großes Problem.«
Im selben Moment spürte ich, wie der Boden unter meinen Füßen zu vibrieren begann, und hörte das Rumpeln eines herannahenden Zuges. Ich wandte meinen Blick von dem Mann ab und beobachtete, wie die El mit kreischenden Bremsen zum Stehen kam. Die Türen glitten auf, und ich wartete, während mehrere Menschen ausstiegen. Für einige war dies der Ort, an dem sie sein wollten, während andere ihn verlassen wollten. Und für den Mann mit der Gitarre war dies der Ort, an dem er bleiben würde. Und an dem er vereinzelte Münzen und verblasste Scheine sammelte.
Die Menschenmenge auf dem Bahnsteig bewegte sich ein wenig, während sich die Passagiere, die aus dem Zug stiegen, einen Weg durch die Wartenden bahnten und die Kommenden und Gehenden für einen flüchtigen Augenblick miteinander verschmolzen. Josh nahm meine Hand und umschloss sie mit seiner. »Okay, hier musst du aufpassen und ganz dicht bei mir bleiben«, sagte er.
Der Boden im Inneren des El-Zugs bestand aus Metall und die braune Farbe der Sitze war ziemlich verblasst. Der Zug setzte sich mit einem Ruck
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