Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
kann.«
Caroline Sula löste sich mühsam aus dem Alptraum, in dem sie langsam unter einem Kopfkissen erstickt war, das ihre Nase und den Mund blockiert hatte. Es war ihr nicht gelungen, tief genug einzuatmen, um sich zu wehren …
Mit einem Schrei wachte sie auf und schlug nach dem unsichtbaren Angreifer. Dann erinnerte sie sich, dass sie angeschnallt im Pilotensessel ihrer Pinasse saß. Sie bewegte Unterkiefer und Kopf, um sauerstoffreiches Blut ins Gehirn zu pumpen. Die Schwärze vor ihren Augen wich, bis sie das Cockpit wieder vor sich sehen konnte. Ein völlig fremder Mann blickte sie an. »Sie müssen
sich wie ein Schraubenzieher hineindrehen.« Dann zündete der Hauptantrieb, das Beiboot stöhnte, und sie geriet fast in Panik, als die Dunkelheit sich wieder über sie senkte.
Irgendwann, sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, schnappte sie abermals nach Luft und kämpfte gegen den tonnenschweren Druck an, der auf ihrem Brustkorb lastete. Die Sensoren ihres Raumanzuges wachten über ihren Zustand und sorgten dafür, dass die Computer der Pinasse sie am Leben hielten. Von Bequemlichkeit konnte in deren Programmierung allerdings nicht die Rede sein.
In der Schwärze entdeckte sie ein kleines Loch, durch das etwas Licht drang. Als sie sich auf einen Punkt über den Anzeigen konzentrierte, entdeckte Sula, dass die Pinasse gleichmäßig mit 6,5 Grav beschleunigte. Diesen Wert hatte der Computer offenbar als optimalen Kompromiss zwischen ihrem Überleben und einem möglichst schnellen Transport ans Ziel ermittelt.
Die Dunkelheit wich noch etwas weiter. Sula keuchte. Sie musste dringend pinkeln.
Dann blickte sie zur Geschwindigkeitsanzeige. Sie flog mit 0,076c.
So was Dummes. Es würde wohl noch eine Weile so weitergehen.
Der brutale Bremsvorgang war endlich abgeschlossen. Sulas Anzug, zugleich so weich wie Schaum und so fest wie Stahl, drückte nicht mehr auf ihre Arme und Beine.
Es kribbelte, als das Blut wieder in die Muskeln strömte. Sobald sie schwerelos im Geschirr schwebte, ließ auch das Pulsieren der Beschleunigungsliege nach, das Blutstauungen und Wundliegen vorbeugen sollte. Die samtige Dunkelheit wich, und sie konnte wieder durchatmen.
Zuerst überprüfte sie ihre Lebensfunktionen und stellte einen schnellen Puls und erhöhten Blutdruck fest, nichts davon war jedoch kritisch. Sie hatte in der Beschleunigungsphase nicht das Bewusstsein verloren, wie es manchmal selbst den sportlichsten Kadetten passierte, und sie litt auch nicht an Kammerflimmern oder Arrhythmie.
Die Schiffshülle knackte und knirschte vernehmlich, als die ungeheure Belastung nachließ. Sula überprüfte die Anzeigen und hob eine Hand, um eine Nachricht an die Los Angeles und die Operationszentrale auf Zanshaa zu schicken.
»Kadett Sula hier. Die Diagnoseprogramme melden optimale Bedingungen nach dem Bremsvorgang.« Danke, dass ihr mich nicht umgebracht habt, fügte sie in Gedanken hinzu.
Sie streckte sich auf der Beschleunigungsliege, um das träge Blut wieder in die Muskulatur zu treiben. Das Cockpit der Pinasse war winzig, und Sula beanspruchte mit ihrem Druckanzug bereits den größten Teil des Platzes. Es war sogar noch enger als in anderen Maschinen, weil sie ein zweisitziges Trainingsboot flog, in das sich zur Not auch Blitsharts zwängen musste.
Komisch. Unter anderem hatte sie sich für den Dienst in der Pinasse freiwillig gemeldet, weil sie dort für sich allein war und nicht mit den anderen Kadetten in den engen Schiffsquartieren hocken musste, wo sie einander ständig auf die Füße traten. Leider hatte sie feststellen müssen, dass sie nicht einmal hier, in der unendlichen Weite des Weltraums, genug Platz hatte, um die Arme über dem Kopf auszustrecken.
Auf dem Kommunikationspult brannte die Lampe, die eingegangene Nachrichten/Mails anzeigte. Bemerkt hatte sie es schon vorher, fühlte sich aber erst jetzt imstande, ihren Vorgesetzten zu antworten. Sie schaltete das Display ein und betrachtete einen Strom von Verfolgungsdaten, die von den Sensoren auf dem Ring von Zanshaa stammten und Blitsharts’ taumelnde Rennjacht zeigten. Außerdem hatte sie eine Nachricht von der Operationszentrale direkt empfangen, darauf folgte noch einmal die gleiche Nachricht, die ihr der Kommunikationsoffizier der Los Angeles weitergeleitet hatte.
Sie spielte die Aufzeichnung ab. Ein junger Mann mit markantem Kinn blickte ihr entgegen. Er trug Stabsabzeichen auf dem Revers und war daher wohl der Schoßhund eines Kommandeurs.
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