Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
umgarnen ...
»... der Oberherr von Salassar war niemals ein Freund der Bettler!« sagte Nadoris, nachdem ihm Ferrol den Stand der Angelegenheit dargelegt hatte. »Pholymates hielt es mehr mit den Diebesgilden, die mit sogenannten Ehrengeschenken niemals geizten, wenn die Obrigkeit über gewisse Dinge hinweg sah, oder wenn mal ein Dieb aus dem Kerker entkam, bevor er mit des Seilers Tochter Hochzeit halten konnte!«
»Ich denke, der Reichtum des Pholymates wird ausreichen, dass jeder Bettler der Stadt sein gutes Auskommen hat!« meinte Prinz Ferrol.
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Du kennst die Größe und die Schlagkraft unseres Heeres nicht, mein Freund!« grinste Nadoris. »Wenn wir es wirklich wollten, könnten wir mit einem nächtlichen Handstreich die ganze Stadt nehmen. Mich könnte man dann zum Stadt-König ausrufen ...!«
»Vielleicht kommt die Situation, wo es nötig ist, dass du diese Worte unter Beweis stellst!« gab Ferrol zurück. »Aber wenn es so ist - warum hast du es bisher nicht getan?«
»Weil Regieren ein anstrengendes Geschäft ist!« gab Nadoris zurück. »Keine Stunde ist man alleine und nur für sich. Ständig scharwenzeln Minister um einen herum. Und selbst, wenn man sich aus dem Harem eine Schönheit ins Bett befiehlt, machen draußen die Schildwachen spitze Ohren. Ich denke, du weißt, wovon ich rede, Prinz von Mohairedsch!«
Ferrol grinste ihn an - sagte aber nichts.
»Naja, gelegentlich würde ich das Affentheater auf dem Königsthron mal mitmachen. Wenn du mal Saran bist, Ferrol, und du mal Urlaub brauchst - dann frag mich mal, ob ich nicht im Urlaub deine Stelle übernehmen will!«
»Du willst also des Elends gedenken - und mir einige Zeit meine Freiheit gewähren, indem du an meiner Stelle den Prinzen spielst!« schmunzelte Ferrol. »Kein übler Einfall!«
»Und gar nicht schwer auszuführen!« gab Nadoris zurück. »In der Gestalt gleichen wir uns. Immerhin nennt man mich Nadoris, den Vielgestaltigen. Es gibt kaum eine Rolle, in die ich nicht schlüpfen kann!«
»Wir werden darüber reden, wenn es Zeit ist!« winkte Ferrol ab. »Vorerst haben wir andere Probleme. Ich möchte, dass man die Mohairedschi-Regimenter in den Kasernen am Schafstor warnt. Denn wenn Pholymates endgültig die Macht an sich reißt, wird er die Kaserne im Handstreich nehmen und niemanden am Leben lassen!«
»Eine Warnung würden sie kaum akzeptieren, sondern sich zur Verteidigung bereit machen!« gab Nadoris zu bedenken. »Dann aber wäre der verräterische Oberherr gewarnt. Gib den Befehl, dass die Truppe nach Ugraphur abgezogen wird. Und gib gleichzeitig die Order, dass alle Leute aus Mohairedsch, die nicht ausdrücklich das Bürgerrecht von Salassar besitzen, mit der Truppe die Stadt verlassen!«
»Aber wie soll ich das denn tun?« Ferrol sah den Bettler-König von der Seite an.
»Schreib den Befehl!« sagte Nadoris. »Ich werde Papyros und Tinte kommen lassen. Denn zu Ugraphur schreiben ja Sklaven - und der Saran unterzeichnet nur mit seinem Namen!«
»Du wirst doch nicht verlangen, dass ich im Namen meines Vaters unterschreibe!« brauste Ferrol auf.
»Nein!« der Bettler-König grinste breit. »Dazu ist die Unterschrift des Hohen Sarans viel zu verschlungen und kompliziert. Ich unterschreibe!«
»Und das Staats-Siegel, ohne das das Pergament ungültig ist?« fragte Ferrol lauernd.
»Das Problem lässt sich mit einem Stück weichen Holzes und einem Schnitzmesser lösen, wenn man etwas Geschick in den Händen hat!« grinste Nadoris. »Schreibe die Befehle, Ferrol. Dann magst du sehen, wer von den Oberen der Stadt dem Reich Mohairedsch, dem sie Treueeide schworen, loyal gegenüber steht!«
Ferrol sprang auf und umarmte Nadoris.
»Der Schatten falle über mich, wenn ich dir jemals vergesse, was du für mich und das Reich tun wirst!« rief er. »An dem Tage, an dem ich die Krone trage, wird der erste Tag dieses Mondes zum Bettler-Tag ernannt. An diesem Tag dürfen die Bettler in den Häusern der Reichen nach ihrer Wahl erscheinen, und die Herren müssen sie bei einem großen Festmahl bedienen!«
»Ich sehe, der Bettlerprinz gedenkt des Elends!« schmunzelte Nadoris ...
* * ^*
Prinz Ferrol bezwang seine Ungeduld und versuchte, sich im Wasser zu entspannen. Aber er hatte die Rechnung ohne Taiya gemacht.
Kaum saß Ferrol in dem breiten Holzbottich und genoss das nach Kräutern duftende heiße Wasser, als die rundliche Frau eintrat. Taiya hatte sich extra für ihn
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