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Drop City

Drop City

Titel: Drop City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Beine leicht gespreizt, und ihre Züge versanken in der breiten Arena ihres Gesichts, aber sie behauptete sich: »Saft.«
    »Ach, scheiß drauf«, sagte Reba. »Scheiß drauf. Zum Teufel. Ist mir doch egal. Dann gib ihr eben Saft.«
    Lydia, Merry und Maya sahen ihnen zu, ein ermattetes Lächeln auf dem Gesicht. Sie waren die Bräute, und sie servierten heute Frühstück. Morgen würde jemand anderes dran sein, eine andere Gruppe von Bräuten. Aber heute waren sie es – Stars Gruppe –, und es stieg eine Feier, jedenfalls sollte sie bald steigen. Star zögerte. »Aber es ... äh, also weißt du, der Saft ist heute was Besonderes , Reba. Ist dir das entfallen?«
    »Mittsommer.«
    »Genau.«
    »Der Tag der Druiden.«
    Sie spürte, wie das Gras an ihrem Körper zupfte, als würde sie gleich abheben, die Schwerkraft war aufgehoben wie in einem Traum, ihr Körper spürte nur die allersanfteste und lockende Erdanziehung, und dann ließ dieses Gefühl wieder nach. »Yeah«, sagte sie schließlich, »und deshalb haben wir, Lydia und ich, meine ich ...«
    »... den Orangensaft mit Acid versetzt? Als hätten Alfredo und ich nicht vorletztes Jahr den Mittsommertag überhaupt erst erfunden , und wo warst du damals, zu Hause bei Mama und Papa? Glaubst du wirklich, ich wäre so weggetreten, daß ich nicht weiß, was ich hier tue? Denkst du, meine Gören sind noch nicht angetörnt?« Reba ließ einen vernichtenden Blick durch die Küche schweifen, dann senkte sie den Kopf und wandte sich an ihre Tochter: »Siehst du, was du hier für einen Ärger machst? Du willst Saft? Na schön, dann trink deinen Saft – aber komm nicht wieder an und jammere bloß nicht, wenn du auf einen schlechten Kindertrip kommst, so wie neulich, als du dich in dem kleinen Zimmer unter der Spüle zusammengekauert hast und den ganzen Tag lang nicht rauskommen wolltest.«
    Sunshine sagte weder ja noch nein, sie blinzelte nicht einmal.
    »Na schön«, sagte Reba und richtete sich jetzt mit einem Lächeln auf, ihr Gesicht ein Kessel aus Tics und Falten und wilden Konstellationen von Muttermalen, »dann gib ihr die Eier und Milch , und wenn sie mir eine Zeitlang vom Leibe bleibt – denn ich brauch auch mal einen freien Tag, das kannst du mir glauben –, dann meinetwegen auch ein halbes Glas von dem Saft, okay?«
    Alfredo unterhielt sich ernsthaft mit Mendocino Bill – »Hobbits sind nur einen Meter groß, genau wie Kinder, weil es eben ein Kinderbuch ist, krieg das doch endlich mal in deinen Schädel« – und hatte nichts dazu zu sagen. Er sah Star ausdruckslos an, und die Schlange bewegte sich vorwärts. Sunshine trug ihren Teller mit Rührei und den Saft zum Tisch rüber, stellte beides ab und kam noch einmal zurück, um die Milch zu holen. Als Star wieder aufblickte, waren alle Plätze am Tisch besetzt, und Jiminy erzählte irgendeine Story, fuchtelte mit der Gabel herum und zupfte an seinen losen Haarsträhnen, als wären sie lebendig geworden und bedrohten ihn. Sunshine war nirgends zu sehen. Ihr Teller war kaum angerührt zur Seite geschoben worden. Das Glas Milch stand daneben, ein gelber Sahnestreifen zeichnete den Rand nach, aber das Saftglas war leer.
    Star registrierte diese Tatsache, machte im Geist einen kleinen Schnappschuß davon – der volle Tisch, ein Schwall Batikhemden, safrangelbes Rührei auf grauem Blech, funkelnde Gabeln und blitzende Zähne, aber kein Kind zu sehen und der Saft ausgetrunken –, doch der Schnappschuß wurde nie entwickelt, weil in der Schlange nun Verbie kam und ein Mädchen anbrachte, das ihre Zwillingsschwester hätte sein können, abgesehen von den längeren Haaren, und Verbie stellte sie auch als ihre Schwester Angela aus Pasadena vor, und die Teller gingen weg, die Kekse verschwanden, und der O-Saft in dem Steingutkrug wurde immer weniger. Verbie genehmigte sich eine doppelte Portion Rührei, nahm ein paar Kekse und ein volles Glas mit Saft entgegen. Star hatte ihren Saft längst getrunken, und sie spürte auch schon den ersten prickelnden Ansturm des Acid, das auf ihren Synapsen hin und her hüpfte, deshalb blendete sie Verbie kurzfristig aus, die gerade mitten in einer komplizierten Story über ihre Schwester war, irgendwas über das »Whiskey« am Sunset Boulevard, zu viele Wodka-Orange und eine Go-go-Tänzerin. Die Schwester gluckste vor Vergnügen. In der Geschichte ging es um sie, und Verbie erzählte sie, zum Frühstück, am Mittsommertag auf Drop City.
    »Weißt du, was? Ich glaube, ich nehm auch ein

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