DS057 - Die grünen Mumien
offenbar keinen gewöhnlichen Gasbehälter hatte. Die Piloten zogen die Maschinen hoch, um im Sturzflug abermals anzugreifen. Was sie sich davon versprachen, blieb ungewiß, und sie hatten auch keinen Erfolg mit ihrem Manöver, denn das Luftschiff war plötzlich nicht mehr vorhanden.
Unter den Besatzungen der beiden Maschinen breitete sich Unruhe aus. Luftschiffe waren viel langsamer als Flugzeuge, soviel war jedem Kind geläufig, und der Boß, der die Männer beauftragt hatte, den Koloß vom Himmel zu holen, hatte es überdies ausführlich erläutert. Trotzdem war das Luftschiff nicht mehr da. Von einer Minute zur anderen war es scheinbar spurlos verschwunden, und es war nicht auszudenken, wie der Boß reagieren würde, wenn die Männer in den Flugzeugen ihm von ihrem Mißerfolg berichteten.
Die Piloten waren bekümmert. Sie drückten verbissen die Steuerknüppel nach unten und hofften auf ein Wunder, das im letzten Moment das Luftschiff wieder in ihr Blickfeld befördern sollte. Die Maschinengewehrschützen klammerten sich an ihre Mordgeräte und flüsterten verzweifelt Gebete. Einige von ihnen bekreuzigten sich heftig. Sie wußten, daß der Boß ein mißtrauischer Mensch war, und hatten erlebt, wie er Untergebene behandelte, die ihn anscheinend oder auch nur scheinbar enttäuschten.
Einer der Piloten verlor die Nerven und brachte seine Maschine in die Waagerechte und drehte ab zum Meer, sein Kollege, der den Boß noch mehr fürchtete, blieb auf Kurs. Erschrocken schrie er auf, als er ein drittes Flugzeug bemerkte, das ihm von unten entgegenraste und unmißverständlich auf Kollision steuerte. Tränenüberströmt fing der Pilot die Maschine ab und donnerte ebenfalls seewärts; er ahnte, wieso er das Luftschiff nicht mehr sah und statt dessen ein Flugzeug ausmachte.
Jemand im Luftschiff – vermutlich der verfluchte Savage selber – hatte ein dünnes Gas versprüht. Das Gas hatte sich wie ein Mantel um das Luftschiff gelegt und im Verein mit der tiefstehenden Sonne eine Spiegelung produziert. Die Maschine, der er, der Pilot, ausgewichen war, war seine eigene, und wäre er auf Kurs geblieben, hätte er das Luftschiff gerammt. Damit hätte er zwar seinen Auftrag ausgeführt, aber er hätte ihn kaum überlebt. Der Gedanke, daß auch der verfluchte Savage wahrscheinlich nicht überlebt hätte, erschien ihm als schwacher Trost. Er wollte kein toter Held, sondern lieber ein lebender Feigling sein.
Die beiden Maschinen flogen eine Schleife und griffen abermals an. Die Schützen feuerten jetzt dorthin, wo sie das Luftschiff vermuteten.
Im Luftschiff ging es währenddessen drunter und drüber. Ham, Monk und Renny hatten alle Hände voll zu tun, um den Gasmantel zu erhalten und immer wieder zu ergänzen, gleichzeitig hantierten sie Mit Patronengurten und Maschinengewehren, um notfalls den Beschuß erwidern zu können. Doc lenkte das Luftschiff landeinwärts; er hoffte ein Gelände zu finden, das Flugzeugen unzulänglich war und dem Luftschiff somit einigermaßen Schutz bot.
Hugo Parks hatte andere Probleme. Er eilte den Korridor entlang und huschte unbemerkt in eine Kabine, wo er in der Nacht in Monks Gesellschaft ein Funkgerät gesehen hatte. Noch einmal spähte er den Korridor hinauf und hinunter, dann schloß er sanft hinter sich die Tür.
Er setzte sich an den Apparat, schaltete ihn ein und stellte schnell und routiniert eine Frequenz im Langwellenbereich ein. Er stülpte sich Kopfhörer über und griff nach einem Mikrophon.
»Ich rufe S-N«, sagte er ins Mikrophon. »Ich rufe S-N. Bitte kommen. S-N, bitte kommen!«
Er wiederholte seinen Spruch etwa ein Dutzendmal und hörte abwesend, wie draußen Maschinengewehre hämmerten; offenbar feuerten Ham, Monk und Renny auf die beiden Flugzeuge. Parks schaltete auf Empfang. In den Kopfhörern knackte und knisterte es, in rapidem Spanisch meldete eine Männerstimme sich zu Wort. Parks’ Augen wurden groß und rund,
»Ja, Sir«, sagte er auf Englisch. »Ich habe verstanden. Ja, Sir. Sie können sich auf mich verlassen. Ende.«
Er schaltete das Gerät aus, riß sich die Kopfhörer herunter und stellte die Skala wieder so ein, wie er sie vorgefunden hatte. Als er die Kabine verließ, schwankte er wie ein Betrunkener. Er arbeitete sich nach vorn zur Führergondel. Bestürzt stellte er fest, daß Doc Savage ebenfalls Kopfhörer aufgesetzt hatte, und fragte sich, ob Doc Savage etwa sein Gespräch abgehört hatte.
Doc nickte ihm freundlich zu, und Parks’ Besorgnis
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