DS059 - Der lachende Tod

ein Buch über Segeln aus dem Regal und sah auf dem Vorsatzblatt nach. Dort stand: EIGENTUM VON WILLIAM HENRY HART.
    »Kennen Sie ein Mädchen namens Miami Davis?« fragte Doc.
    Die Wirkung auf den sportlichen jungen Mann war bemerkenswert. Er starrte Doc mit offenem Mund an. »Wen?« platzte er heraus.
    »Ihr Name ist Miami Davis«, sagte Doc. »Diese Uhr dürfte ihr gehören.«
    »Ich – äh ...« Der junge Mann stemmte sich ächzend vom Kabinenboden hoch und hockte sich auf die Querbank. »Sie – äh – ist meine Sekretärin.«
    Doc zeigte auf die Armbanduhr. »Wie kommt diese Uhr dann in Ihre Tasche?«
    »Ich fand sie auf dem Kartentisch, als ich zurückkam«, sagte Hart.
    »Das ist alles, was Sie wissen?«
    »Ich habe die Uhr Miß Davis als Weihnachtsbonus geschenkt«, sagte Hart. »Vor zwei Tagen kam sie und sagte, sie ginge nicht mehr. Ich erklärte ihr, ich würde sie reparieren lassen. Dann muß ich sie wohl auf dem Kartentisch liegengelassen haben.« Er runzelte die Stirn. »Hören Sie, was soll das alles?«
    »Es könnte bedeuten«, entgegnete Doc prompt, »daß jemand die Uhr genommen und Miß Davis vorgemacht hat, Sie hätten sie in dem Lagerschuppen verloren.«
    »In welchem Lagerschuppen?« Der junge Mann mit den breiten Schultern schien verwirrt zu sein.
    »Ebenso könnte es aber bedeuten, daß tatsächlich Sie die Uhr in dem Lagerschuppen verloren haben«, sagte Doc.
    »Von was für einem Lagerschuppen reden Sie denn dauernd?«
    »Liebt sie Sie?« fragte Doc.
    »Mich lieben – wer?«
    »Miß Davis.«
    »Woher, zum Teufel, soll ich das wissen?« schnappte Hart.
    Doc Savage öffnete einen Kombüsenschrank und begann den Inhalt auszuräumen.
    »Verflucht, was machen Sie da?« rief Hart wütend.
    »Ich habe angefangen, Ihr Boot zu durchsuchen.«
    »Nur über meine Leiche!« rief der junge Mann.
    Es geschah zwar nicht über seine Leiche, aber über seinen gefesselt daliegenden Körper. Während des kurzen Kampfes, der sich vorher ergab, waren der Kabinentisch aus der Bodenbefestigung gerissen, eine Schranktür eingetreten und ein paar Teller zerbrochen worden.
    Die Nachricht lag ganz offen auf dem Kartentisch und war mit einem Messinglineal beschwert. Sie steckte in einem einfachen weißen Umschlag mit Harts Namen darauf. Auf dem Blatt stand in Druckbuchstaben:
     
    HART – DIE BEIDEN DOC-SAVAGE-MÄNNER UND DAS MÄDCHEN HABEN WIR MIT ZUR BEACH ROAD GENOMMEN.
     
    Doc Savage hielt das Blatt Hart vor die Augen. »Und was haben Sie dazu zu sagen?« fragte er.
    »Ich bin hereingelegt worden!« brüllte Hart.
    »Das ist keine sehr originelle Ausrede«, meinte Doc.
    Birmingham Lawn trommelte immer noch mit den Fäusten gegen die Seitenscheibe des Wagens, als Doc mit Hart, dem er die Fußfesseln abgenommen hatte, herankam und die Wagentür auf schloß.
    »Das ist keine Art, unschuldige Zuschauer zu behandeln!« empörte sich Lawn. »Mich einfach einzuschließen!« Er zeigte auf Hart. »Wer ist der Kerl?«
    »Sind Sie ihm schon jemals begegnet?« fragte Doc.
    »Nein – nie!«
    »Monk, Ham und Miami Davis sind verschleppt worden«, klärte Doc ihn auf. »Ich habe vor, ihnen nachzusetzen.«
    »Dann fahren Sie mich vorher nach Hause«, schnappte Lawn. »Ich habe die Nase endgültig voll!«
    Doc Savages Geduld war nahezu erschöpft, aber dem Tonfall seiner Worte hörte man das nicht an. »Ich habe jetzt keine Zeit, Sie nach Hause zu chauffieren«, sagte er gelassen. »Sie müssen entweder zu Fuß gehen oder mitkommen.«
    Birmingham Lawn sah sich in dem immer noch fallenden Regen um. Bis er ein Taxi fand, würde er völlig durchweicht sein.
    »Meinetwegen«, murmelte er. »Wenn in Ihren Wagen ebenso schwer reinzukommen wie rauszukommen ist, werde ich darin wohl sicher sein.«
    Doc bedeutete Hart, sich zu Lawn auf den Rücksitz zu setzen, zwängte sich hinter das Lenkrad und fuhr los.
    »Wo wollen wir hin?« wollte Lawn wissen.
    »In der Nachricht hieß es, daß die Gefangenen zur Beach Road gebracht worden sind«, erklärte ihm Doc.
    Die Beach Road war eine Straße, die in vielen Windungen und über zahllose Brücken durch das Marschland an der Ostküste von New Jersey führte. Von den Dünen her war die schwarze Fahrbahndecke häufig tief mit Sand überweht. Doc fuhr rasch, nur vor den Sandverwehungen bremste er jeweils ab. Zu dem Regen war inzwischen auch noch Nebel hinzugekommen.
    Sie hatten etwa ein Dutzend Meilen auf der Küstenstraße zurückgelegt, als Birmingham Lawn plötzlich aufschrie. Gleichzeitig