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Du graue Stadt am Meer: Der Dichter Theodor Storm in seinem Jahrhundert. Biographie (German Edition)

Du graue Stadt am Meer: Der Dichter Theodor Storm in seinem Jahrhundert. Biographie (German Edition)

Titel: Du graue Stadt am Meer: Der Dichter Theodor Storm in seinem Jahrhundert. Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Missfeldt
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neuerlichen Schwangerschaft weiß, schreibt sie an Schwiegermutter Lucie: Schlecht ist mir noch immer zu Muth, so schlecht wie noch nie, mein Körper fühlt es, daß es das 11. mal und nicht das erste Mal wie bei Lotte ist . Sie denkt wohl wehmütig an ihre mit Storms jüngstem Bruder Aemil verheiratete Schwester Lotte (1834–1910), die ist nun zum ersten Mal schwanger.
    Schwere Wochen für Constanze; sie entbehrt den Garten, ist mit den Nerven runter, sie muss viel weinen, sie erträgt für die Schwangerschaft untypische Schmerzen, und sie schleppt die Angst vor einer weiteren Fehlgeburt mit sich herum. Storm verharmlost ihr Befinden. Gegenüber Fontane schlägt er einen heiteren Ton an, spricht vom kommenden »Storch«, und die bedenkliche Geschichte von Constanzes vorangegangenen elf Schwangerschaften bezeichnet er als ein Kapitel unseres Lebens, wo bisher immer Sonnenschein gewesen .
    Während Storm Constanzes Beschwernisse abschwächend darstellt oder übersieht, streicht er die eigenen Gesundheitsangelegenheiten um so stärker heraus. Es sind immer wieder die alten Plagen zu vermelden: Überreizung der Gehirnnerven, Magenkrämpfe, Schwindel, Übelkeit zwingen ihn, Urlaub vom Amt zu nehmen. Sechs Tage vor der Geburt von Tochter Lucie greift er noch einmal zur Feder: Mich anlangend fühle ich nur zu deutlich, daß ich mich unter allen Umständen für mehrere Wochen herausreißen muß, und an den Vater gewandt fährt er fort: Du sagtest mir für diese Zeit eine extraordinäre Geldhülfe zu.
    Am 12. August wird Tochter Lucie geboren. Aufbrechen wollte Storm, wenn unser kleiner Erwarteter erst 9 Tage alt ist . Demnach wäre Storm noch
in der Wochenbettzeit zu Hause geblieben und hätte Heiligenstadt am 21. August verlassen. In Altona, Hamburg, Glückstadt, Husum, Friedrichstadt, Schwabstedt und Segeberg besucht Storm Verwandte und Freunde, er musiziert und fachsimpelt, er sieht Bertha von Buchan wieder, meine alte Flamme […].Himmel, wenn das meine Frau geworden wäre!
    In Husum trifft Storm seinen Sohn Hans, der wieder mit dem jüdischen Pferdehändler Grunsfelds gekommen ist. Der Vater erlebt die Schrullen und Bizarrerien seines fast Zwölfjährigen und fürchtet um dessen Zukunft. Storms Schwester Cäcilie befindet sich seit über zwei Jahren in der Irrenanstalt: Liegen denn in dem Kind vielleicht auch die Keime zu dem fürchterlichen Erbübel, was hie und da in der Familie aufgetaucht ist; denn diese Sonderbarkeiten sind die Factoren des Wahnsinns . Nordsee- und Großelternklima sollen die Entwicklung des Jungen günstig beeinflussen, lieber wäre Hans mit seinem Vater nach Hause gefahren, zu Geschwistern und Freunden; er wird noch über Weihnachten bleiben und länger. Erst nächsten Pfingsten darf
er heimkommen, denn früher ist der Pferdehändler Grunsfelds nicht zum Pferdemarkt in Husum.
    Constanze scheint die Trennung zu bekommen und Theodor offensichtlich auch. Letzte Station vor Heiligenstadt ist wieder Altona, wo Storm noch einmal seinen Vetter Ludwig Scherff trifft und mit ihm Abschied von der Reise feiert, die beiden musizieren und bechern. Nach einem Besuch beim Maler und Zeichner Otto Speckter fährt Storm von Harburg aus nach Hause, wo er am 25. September in Heiligenstadt eintrifft.
    Ob Constanzes raschere Erholung nach diesem Wochenbett auch durch die Trennung der Eheleute herbeigeführt ist? Vieles spricht dafür. Constanze jedenfalls kann sich vier Wochen lang vor ihrem Theodor, der stets gern mit ihr auch »einfach so« auf Tuchfühlung ist, in Sicherheit wiegen; gelassener kann sie aus der Distanz reagieren auf seine Belehrungen und Besserwissereien, seine Spitzfindigkeiten, Eifersüchteleien und Zornesausbrüche. Und sie muss sich nicht von Angesicht zu Angesicht sein hypochondrisches Gejammer anhören. Constanze schläft gut, sie hat eine unterhaltsame Zeit mit der ihr zur Hand gehenden Freundin Rosa Stein.
    Nach Theodors Rückkehr wird das jüngste Kind auf den Namen Lucie Anna Clara Rose Ernestine Storm getauft. Von Anfang an ist mit diesem Kind etwas nicht in Ordnung. Kaum atmet sie die gute Eichsfeld-Luft, da haben die Eltern etwas auszusetzen. Zwar räumt Constanze Augen von einer merkwürdigen Größe und Dunkelheit ein, auch sei das Köpfchen außerordentlich zierlich und niedlich. Nun aber kommt’s: aber leider leider hat sie Papas Mund . Was ist los mit diesem Mund? Zwei Jahre später ist selbst die Segeberger Verwandtschaft noch unzufrieden, denn Lucies Mund störte hier erst

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