Du oder der Rest der Welt
Rücken und mache mich auf den Weg zum Auto.
Ich gehe zügig, weil ich hoffe, wenn er nur weit genug zurückfällt, wird er sich ganz darauf konzentrieren müssen, mitzuhalten, und keine Fragen mehr stellen können. Es war ein Riesenfehler, ihn mit hierherzunehmen. Es war impulsiv und dämlich. Aber am schlimmsten ist, dass ich nicht damit gerechnet habe, ihn mehr als alles andere auf der Welt küssen zu wollen. Und dann kam die Stotterfrage.
Ich überquere die Brücke über dem Boulder Creek und gehe auf mein Auto zu. Als ich in den Rucksack greife, um die Schlüssel rauszuholen, fällt mir ein, dass Carlos sie noch immer hat. Ich strecke meine Hand aus.
Er gibt mir die Schlüssel aber nicht. Stattdessen lehnt er sich gegen den Wagen. »Ich biete dir einen Deal an.«
»Ich mache keine Deals.«
»Jeder macht Deals, Kiara. Sogar schlaue Mädchen, die stottern.«
Ich kann nicht glauben, dass er das gesagt hat. Ich mache auf dem Absatz kehrt, um zu Fuß nach Hause zu gehen. Carlos fährt besser mein Auto nach Hause, denn sie werden es abschleppen, wenn es die ganze Nacht hier steht.
Ich höre Carlos wieder fluchen. »Komm zurück«, ruft er.
Ich gehe weiter.
Die Reifen meines Wagens kommen über den Schotter näher. Carlos fährt neben mir her. Er hat sein T-Shirt wieder an, was gut ist, weil es mich durcheinanderbringt, ihn halbnackt zu sehen.
»Steig ein, Kiara.«
Als ich weitergehe, fährt er im Schritttempo weiter. »Du wirst noch einen Unfall bauen«, sage ich.
»Sehe ich so aus, als würde mir das was ausmachen?«
Ich werfe ihm einen Blick zu. »Nein. Aber mir würde es was ausmachen. Ich liebe mein Auto.«
Jemand hupt ihn von hinten an. Er zeigt sich unbeeindruckt und fährt weiter langsam neben mir her. In der ersten Kurve schießt er mit quietschenden Reifen an mir vorbei und schneidet mir den Weg ab. »Stell mich nicht auf die Probe«, sagt er. »Wenn du nicht sofort in den Wagen steigst, komme ich raus und hol dich.« Wir starren uns trotzig an, sein Kiefermuskel zuckt vor Entschlossenheit. »Wenn du jetzt einsteigst, wasche ich dein Auto.«
»Ich habe es gerade erst gewaschen.«
»Ich übernehme eine Woche lang deine Pflichten«, sagt er.
»Mir … mir macht es nichts aus, im Haushalt zu helfen«, erwidere ich.
»Ich lasse deinen kleinen Bruder ein Tor gegen mich schießen und spiele mit seinen G.-I.-Joe-Puppen.«
Brandon versucht jeden Tag, ein Tor gegen Carlos zu schießen, ohne Glück. Mein kleiner Bruder würde Carlos so gern schlagen. »Einverstanden«, sage ich. »Aber ich fahre.«
Er rutscht über die Mittelkonsole auf den Beifahrersitz, während ich mich hinters Steuer setze. Als ich ihm einen Blick zuwerfe, ist der triumphierende Ausdruck auf seinem Gesicht nicht zu übersehen.
»Weißt du, was dein Problem ist?« Es überrascht mich nicht, dass er nicht wartet, bis ich seine Frage beantwortet habe, bevor er mit seiner Charakteranalyse fortfährt. »Du machst aus allem eine Riesensache. Küssen, zum Beispiel. Du denkst wahrscheinlich, wenn du jemanden küsst, hat es etwas ungeheuer Großes zu bedeuten.«
»Ich laufe nicht einfach durch die Gegend und küsse die Leute nur aus Spaß, so wie du.«
»Warum nicht? Kiara, hat dir noch niemand gesagt, dass das Leben Spaß machen sollte?«
»Ich habe auf andere Weise Spaß.«
»Oh, bitte«, sagt er ungläubig. »Hast du je Gras geraucht?«
Ich schüttle den Kopf.
»Ecstasy genommen?«
Meine Lippen kräuseln sich angewidert.
»Wilden Sex auf einem Berg gehabt?«, fragt er weiter.
»Du hast eine sehr beschränkte Vorstellung von Spaß, Carlos. «
Er schüttelt den Kopf. »Okay, chica . Was verstehst du unter Spaß? Auf Berge klettern? Deine Hausaufgaben machen? Zusehen, wie Madison sich vor der gesamten Klasse über dich lustig macht? Ich habe davon gehört, musst du wissen.«
Ich fahre rechts ran, meine armen Reifen kommen quietschend zum Stehen. »Meinst du, wenn du dich wie ein Arsch … auf-f-f-führst …« Ich verheddere mich in meinen Worten, schlucke und hole tief Luft. Ich hoffe, man merkt mir meine Panik und Frustration nicht an, während ich mir fast die Zunge breche. Ich merke immer, wenn es so weit ist, aber ich bin trotzdem nicht in der Lage, es abzustellen. »… hält man dich für taffer?«
»Ich will gar nicht taff sein, Kiara. Siehst du, du schätzt mich total falsch ein. Mein Ziel ist es, ein Arschloch zu sein.« Er wirft mir ein breites, großspuriges Grinsen zu.
Ich schüttle frustriert den Kopf und
Weitere Kostenlose Bücher