Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)
schnell wieder, als ich daran denke, auf welche Weise Kevin das herausgefunden hat. »Meine Mutter hat mich verraten«, erzähle ich ruhig. »Sie hat mich bei Kevin angeschwärzt.«
»Oh Mann!«, sagt Lacey. »Das ist ziemlich heftig.« Eine Zeitlang schweigen wir, während ich esse und Lacey ihren Apfel poliert. Als wir beide fertig sind, schaut sie mich von der anderen Seite des Tischs her an. »Tut mir echt leid«, sagt sie. »Ich weiß nicht, was ich machen würde, täten meine Eltern mir so was an. Es ist …« Sie atmet tief durch. »Es tut mir wirklich leid.«
Ich lächele dankbar, und dann kehren wir mit unserer Unterhaltung wieder zu leichteren, normalen Themen zurück. Lacey wird am Wochenende mit ihrem neuen, älteren Freund einen Ausflug machen. Ich bin ein bisschen neidisch, aber froh, dass sie so glücklich wirkt. Ich lasse meinen Blick durch die Cafeteria schweifen, hin zu dem Platz, an dem James sonst immer sitzt. Doch heute ist er leer.
James ist nirgends zu entdecken.
Meine Mutter spricht beim Abendessen nicht mit mir, was mir nur recht ist, denn auch ich will nicht mit ihr reden. Mein Vater blickt hilflos zwischen uns hin und her, aber weder Mutter noch ich machen uns die Mühe, ihm die angespannte Atmosphäre zu erklären. Als ich fertig bin, stelle ich meinen Teller in die Spüle und ziehe mich auf mein Zimmer zurück.
Ein dutzend Mal lese ich mir James’ Nachrichten durch und denke mir, dass er definitiv mit mir geflirtet hat. Er hat seine Worte so gewählt, als könnte nichts ihn von mir fernhalten, und das an sich ist schon unglaublich romantisch. Es sei denn, ich interpretiere zu viel in die wenigen Zeilen hinein, was durchaus möglich ist. Vielleicht mag er auch nur die Herausforderung, »Das Programm« auszutricksen. Oder vielleicht will er sie bloß ärgern.
Ich würde zu gern wissen, wie er an meine Nummer gekommen ist. Vielleicht bricht er irgendwo ein, stiehlt Unterlagen. Das halte ich bei ihm nicht einmal für unwahrscheinlich. James ist ein übler Typ. Was ihn wiederum zu so etwas wie einem guten Typ macht.
Von unten höre ich ein Geräusch, als wäre ein Teller zerbrochen. Ich erschrecke und starre auf die Tür. Mein Vater redet ziemlich laut, seine Stimme trägt bis hierher, als er meiner Mutter sagt, dass sie damit aufhören soll. Dass sie das alles verursacht hat. Ich halte den Atem an, als er ihr vorwirft, dass es allein ihre Schuld ist.
Reden sie über mich?
Ich habe meine Eltern niemals zuvor streiten gehört, und dennoch erscheint es mir irgendwie vertraut. Tränen füllen meine Augen, als Emotionen mich überfluten, Gefühle, die mit keiner Erinnerung verbunden sind und doch so schmerzen. Die mich quälen.
Die Stimme meiner Mutter ist kaum zu verstehen, und so schleiche ich zur Tür, um besser zu hören. Und dann trifft er mich – ein plötzlicher Schmerz in meinem Kopf.
Ich stöhne auf, taumele zurück. Es ist, als bohre sich ein Schraubenzieher in den vorderen Bereich meines Gehirns, und ich breche fast zusammen. Ist das ein Aneurysma? Sterbe ich?
Ich weiß nicht, was mit mir passiert, und ich bin von Schrecken erfüllt, als ich zur Tür wanke, weil ich um Hilfe rufen will. Dann erfüllt ein Bild meine Gedanken – eine Erinnerung voll klarer Farben sticht aus all den anderen diffusen hervor. Ich sehe mich selbst, wie ich etwas in der Hand halte, meine Matratze anhebe und alles in einen Schlitz stecke, der sich dort befindet.
In meiner Matratze ist ein Schlitz?
Der Schmerz verblasst zu einem dumpfen Pochen, und ich sinke an der Tür herab, schnappe nach Luft. Ist es möglich, dass ich mich an etwas erinnert habe? Langsam richte ich mich wieder auf und gehe hinüber zu meinem Bett, knie mich auf den Boden.
Ich hebe die schwere Matratze an. Taste sie ab und bin enttäuscht, als ich nichts entdecken kann. Ich will sie gerade wieder fallen lassen, als ich eine Ausbuchtung unter dem Stoff spüre. Vor Angst und Aufregung macht mein Herz einen Satz. Ich senke den Kopf, um nachzuschauen, und meine Arme fangen unter dem Gewicht der Matratze an zu zittern. Und dann sehe ich ihn, einen kleinen Schlitz im Überzug.
Es ist real. Ich stütze die Matratze mit meiner Schulter ab und ziehe etwas hervor. Was, zum Teufel, ist das?
Ich sehe einen purpurfarbenen Plastikring und die weiße Rückseite eines Fotos. Warum steckten sie in meinem Bett? Und warum kann ich mich daran erinnern, dass ich sie dort versteckt habe?
Ich lasse die Matratze fallen und setze mich darauf. Den
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