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Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Titel: Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Young
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ich und blicke sie an. »Ich hoffte, es würde sich wieder legen. Es war so verwirrend. Als wir dann zu dritt campen gingen, wurde es richtig peinlich. Wir schliefen alle zusammen in einem Zelt. Brady lag auf der einen Seite neben mir, James auf der anderen. Es war ein großes Zelt, doch James lag ganz nah bei mir. So nahe, dass unsere Arme sich fast berührten.
    Die Zeit schien sich zu einer Ewigkeit zu dehnen. Alles, was ich hörte, war sein Atem. Mein Atem. Ich versuchte die Augen zu schließen, doch mein ganzer Körper prickelte. Ich spürte, wie er mich ansah, musste schlucken und wünschte mir, ich wäre bereits eingeschlafen. Und dann hat seine Hand meine gestreift, so leicht, dass es kaum zu spüren war. Ich sog den Atem ein, drehte mich zur Seite und sah, wie er mich anschaute.« Ich lächele. »In seinen blauen Augen lag so viel Verwirrung, und ich dachte, gleich würde er mich küssen.«
    »Und? Hat er?«, will Dr. Warren wissen.
    Ich schüttele den Kopf. »Nein. Stattdessen hat er geflucht, dann stand er auf, packte seinen Schlafsack und den Rucksack und verschwand nach draußen. Er hat den Rest der Nacht im Wagen verbracht.«
    Dr. Warren zieht die Augenbrauen zusammen. »Hat dich das geärgert?«
    »Das nicht, aber ich war verlegen, fühlte mich irgendwie schuldig. James hat mir dann später mal gestanden, dass er eine Erektion bekommen hatte, als er mich berührt hat und ich ihn so angesehen habe.« Ich lache.
    »Also ist er ein Romantiker?« Dr. Warren lächelt.
    »Er ist einfach James. Er hat es eigentlich als Kompliment gemeint. Obwohl er so fest entschlossen war, sich nicht in mich zu verlieben. Deshalb hat er im Wagen geschlafen. Er hat gehofft, ich hätte es nicht bemerkt – hab ich ja auch nicht. Aber ich wünschte, ich hätte es, denn während der nächsten Wochen habe ich mich ziemlich elend gefühlt. Als hätte ich irgendwas Falsches getan.«
    Die Uhr auf ihrem Schreibtisch summt, und wieder lächelt Dr. Warren mich an. »Eine faszinierende Geschichte, Sloane. Ich hoffe, morgen höre ich mehr davon.«
    Ich nicke, fühle mich zum ersten Mal seit Wochen okay. Es hat mir geholfen, über James zu reden, es war, als wäre er hier bei mir. Der alte James. Der James, den ich so verzweifelt vermisst habe.
    Und obwohl es naiv erscheinen mag, glaube ich für einen Moment, dass alles in Ordnung ist. Dass Dr. Warren mir vielleicht wirklich helfen will.
    »Moment noch«, meint sie und reicht mir einen Plastikbecher. Ich schaue hinein und sehe eine gelbe Pille. »Nimm die, Sloane.«
    »Aber …«
    »Sie bewirkt, dass dieses Gefühl noch länger anhält«, behauptet sie und lächelt.
    Ich will nicht in dieses Elend zurückfallen, das mich umfangen gehalten hat, als ich hier hereinkam, und so schlucke ich die Pille und verlasse den Raum.
    Als ich den Flur hinuntergehe, zurück zu meinem Zimmer, überkommt mich Benommenheit. Ich stütze mich an den kühlen Wandkacheln ab, um mein Gleichgewicht nicht zu verlieren. Furcht durchfährt mich. Himmel, was mag das bloß für eine Pille gewesen sein? Ich berühre meine Stirn, versuche, mich an die Therapiesitzung zu erinnern. Doch als ich meine Erinnerungen durchforste, verliere ich die Orientierung, und die Welt scheint zur Seite wegzukippen.
    Eine Hand berührt mich am Ellbogen. »Lass uns zu deinem Zimmer gehen, Sloane.«
    Ich drehe den Kopf und blicke in das Gesicht des dunkelhaarigen Betreuers. Er hat ein Unheil verkündendes Lächeln auf den Lippen. Ich reiße meinen Arm aus seinem Griff. »Lassen Sie mich in Ruhe!«
    »Aber, aber«, sagt er spöttisch, »wir wollen doch jetzt nicht schwierig werden! Ich kann dich auch wieder ruhigstellen.«
    Ich werde mich nicht von ihm einschüchtern lassen. »Das Programm« kriegt mich nicht. Also hole ich aus und boxe ihn gegen das Kinn.
    Es macht ihm nicht viel aus. Er dreht mir den Arm auf den Rücken und stößt mich gegen die Wand.
    Als ich plötzlich einen Stich in meinem Arm spüre, lache ich. »Es ist so was von egal, wie viele Drogen Sie oder die Ärzte in mich hineinpumpen«, sage ich. »Ihr könnt mir meine Erinnerungen nicht nehmen.«
    Der Betreuer beugt sich vor. Ich spüre seinen Atem warm auf meinem Ohr. »Dummes Ding«, flüstert er. »Wir haben doch längst damit begonnen!«
    Und dann schlafe ich ein.

3. Kapitel
    Ich sitze wieder auf meinem Stuhl am Fenster, demselben, auf dem ich auch in den drei letzten Tagen gesessen habe. Der Himmel ist verhangen, und ich bin froh darüber, ganz nach dem Motto: Wenn ich

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