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Dubliner (German Edition)

Dubliner (German Edition)

Titel: Dubliner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
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lachen, als er ihnen vorführte, wie Mr Alleyne mit der Faust vor Farringtons Nase herumgefuchtelt hatte. Dann machte er Farrington nach und sagte: Und unser Freund stand da, kühl bis ans Herz hinan , während Farrington schmunzelnd mit seinen vorstehenden schmutzig weißen Augen in die Runde sah und hin und wieder mit der Unterlippe verirrte Whiskytröpfchen aus seinem Schnurrbart sog.
    Als diese Runde beendet war, entstand eine Pause. O’Halloran hatte zwar noch Geld, aber die andern beiden anscheinend nicht, und so verließ die kleine Gruppe etwas zögernd die Kneipe. An der Ecke zur Duke Street scherten Higgins und Nosey Flynn nach links aus, während die übrigen drei in Richtung Innenstadt umkehrten. Ein feiner Regen fiel auf die kalten Straßen, und als sie das Ballast Office * erreichten, schlug Farrington das Scotch House vor. Der Schankraum war voll von Männern und laut vom Lärm der Stimmen und Gläser. Die drei Männer drängten sich an den jammernden Streichholzverkäufern bei der Tür vorbei und stellten sich zusammen ans eine Ende des Tresens. Sie fingen an, Witze auszutauschen. Leonard machte sie mit einem jungen Mann namens Weathers bekannt, der im Tivoli als Akrobat und Komiker * auftrat. Farrington gab allen eine Runde aus. Weathers sagte, er hätte gerne einen kleinen Whisky und ein Apollinaris. Farrington, der klare Vorstellungen davon hatte, was sich gehört, fragte die Jungs, ob sie auch ein Apollinaris wollten; aber die Jungs sagten zu Tim, er solle ihnen heißen Whisky bringen. Das Gespräch kam aufs Theater. O’Halloran gab eine Runde aus, und dann gab Farrington auch eine Runde aus, aber Weathers wehrte ab: Das sei zu viel der irischen Gastfreundschaft. Er versprach, ihnen Zugang hinter die Bühne zu verschaffen und ihnenein paar nette Mädchen vorzustellen. O’Halloran sagte, er und Leonard würden ja hingehen, aber Farrington nicht, denn der sei ja ein verheirateter Mann; und Farrington zwinkerte den andern mit seinen vorstehenden schmutzig weißen Augen zu, um anzudeuten, dass er die Frotzelei verstanden habe. Weathers überredete sie alle zu einem letzten Tröpfchen auf seine Kosten und versprach, sich später mit ihnen bei Mulligan’s in der Poolbeg Street zu treffen.
    Als das Scotch House schloss, gingen sie hinüber zu Mulligan’s. Sie setzten sich in das hintere Gastzimmer, und O’Halloran bestellte »spezielle Heiße« * für alle. Allmählich fühlten sie sich beduselt. Farrington bestellte gerade eine weitere Runde, als Weathers zurückkam. Zu Farringtons Erleichterung nahm er diesmal ein Glas Bitter. Das Geld wurde langsam knapp, aber vorläufig reichte es noch. Kurz darauf kamen zwei junge Frauen mit großen Hüten und ein junger Mann in einem karierten Anzug herein und setzten sich an einen Nachbartisch. Weathers grüßte sie und erklärte den anderen, sie kämen gerade vom Tivoli. Farringtons Blick wanderte immer wieder zu einer der jungen Frauen hinüber. Ihre Erscheinung war irgendwie faszinierend. Ein großer Schal aus pfauenblauem Musselin war über ihren Hut geschlungen und in einer großen Schleife unter ihrem Kinn verknotet; und sie trug hellgelbe Handschuhe, die bis zum Ellbogen reichten. Farrington starrte bewundernd auf ihren rundlichen Arm, den sie oft und sehr graziös bewegte; und als sie nach einer Weile seinen Blick erwiderte, bewunderte er noch mehr ihre großen dunkelbraunen Augen. Die Art, wie sie etwas ansah und doch nicht ansah, faszinierte ihn. Ein paarmal warf sie ihm einen Blick zu, und als sie mit ihren Begleitern den Raum verließ, stieß sie leicht gegen seinen Stuhl und sagte Oh, pardon! mit einem Londoner Akzent. Er sah ihr nach in der Hoffnung, sie könnte noch einmal zurückblicken, aber er wurde enttäuscht. Er verfluchteseine Geldknappheit und er verfluchte die vielen Runden, die er spendiert hatte, insbesondere all die Whisky mit Apollinaris für Weathers. Wenn er etwas nicht ausstehen konnte, dann waren es Schmarotzer. Er war so wütend, dass er der Unterhaltung seiner Freunde nicht mehr folgen konnte.
    Als Paddy Leonard seinen Namen rief, merkte er, dass sie über Kraftproben sprachen. Weathers zeigte den Umstehenden gerade seinen Bizeps und prahlte so sehr damit, dass die beiden andern Farrington aufforderten, die nationale Ehre zu verteidigen. Farrington krempelte daraufhin einen Ärmel hoch und zeigte den Umstehenden seinen Bizeps. Man untersuchte und verglich die beiden Arme, und schließlich beschloss man ein Kräftemessen. Der

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