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Duell: Island Krimi (German Edition)

Duell: Island Krimi (German Edition)

Titel: Duell: Island Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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»Trotzdem ist die Sache ziemlich heikel.«
    Der Mann mit dem blauen Cortina besaß einen kleinen Importhandel am Grensásvegur. Er hatte nur wenige Angestellte. Das Lager war im Keller, und sein Büro lag eine Etage darüber. Als Albert nach ihm fragte, führte ihn jemand zu einem Büro, an dessen Tür ein kleines Messingschild mit seinem Namen hing. Albert klopfte an. Einige Zeit verging, er klopfte noch einmal, und schließlich öffnete er die Tür. Ein Mann wollte sich eben hinter den Schreibtisch setzen. Er hatte kein Jackett an und war nur im Hemd, die Hose war nach unten gerutscht, und den Schlips hatte er gelockert. Er war korpulent und hatte eine Glatze, genau wie Konni ihn beschrieben hatte. Zudem hatte er sich nicht rasiert, seine Augen waren rot, und er sah übernächtigt aus.
    »Was kann ich für dich tun?«, fragte er, während er sich auf den Schreibtischsessel fallen ließ.
    »Du bist Hinrik?«
    »Ja«, antwortete der Mann. Er wickelte ein Wrigley’s Kaugummi aus der Verpackung, knickte es zusammen und schob es sich in den Mund.
    Albert betrat das Büro und schloss die Tür hinter sich. Der Mann sah ihn erstaunt an. Das Büro machte einen schäbigen Eindruck, staubige Regale voller Papierstapel, ein überquellender Aschenbecher, Vorhänge, die wohl noch nie gereinigt worden waren.
    »Was kann ich für dich tun, mein Guter?«, fragte Hinrik.
    »Es geht um den tragischen Vorfall im Hafnarbíó, um die Ermordung des Jungen«, sagte Albert, der bemerkte, dass der Mann sich bereits seit einigen Tagen nicht rasiert hatte. »Davon hast du sicherlich gehört. Ich bin von der Kriminalpolizei. Wir haben Hinweise darauf erhalten, dass du an diesem Tag in der Fünfuhrvorstellung warst. Kannst du das bestätigen?«
    Einen Moment lang vergaß der Mann zu kauen. Er starrte Albert an.
    »Kannst du das bestätigen?«, wiederholte Albert mit größerem Nachdruck.
    »Nein«, sagte der Mann. »Ich weiß gar nicht, wovon du redest.«
    »Wir haben eine leere Rumflasche im Kinosaal gefunden, und wir haben die Fingerabdrücke an dieser Flasche. Und jemand hat eine Person beobachtet, von der wir annehmen, dass es sich um dich handelt.«
    »Ich war nicht in dieser Vorstellung«, sagte der Mann.
    Albert setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.
    »Wir haben einen Augenzeugen«, sagte er. »Und wir haben die Fingerabdrücke von der Flasche. Den Augenzeugen können wir holen, und wir können Fingerabdrücke von dir nehmen. Aber dadurch verzögert sich alles nur. Deswegen frage ich dich noch einmal: Warst du an diesem Tag in der Fünfuhrvorstellung?«
    Hinrik schielte zu einem Aktenschrank hinüber, der am Fenster stand. Der Alkoholdunst, der über dem Büro schwebte, war so schwach, dass er kaum wahrzunehmen war, aber Alberts lange, schmale Nase war ein überaus empfindliches Geruchsorgan.
    »Wir haben die Leute, die in dieser Vorstellung waren, gebeten, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Weshalb hast du das nicht getan?«
    Hinrik gab sich geschlagen, der Gedanke, einem Augenzeugen gegenübergestellt zu werden und Fingerabdrücke abgenommen zu bekommen, war alles andere als verlockend.
    »Ich habe nichts gesehen«, sagte er. »Ich kann euch nicht helfen.«
    »Kannst du dich an diesen Jungen erinnern?«
    »Nein.«
    »Bist du sicher?«
    »Wieso fragst du mich danach? Ich habe doch nichts getan.«
    »Hast du …«
    »Waren das nicht irgendwelche Ausländer? Das habe ich doch in der Zeitung gelesen.«
    Alberts Miene verzog sich.
    »Auf das, was in den Zeitungen steht, kann man nichts geben«, sagte er brüsk. »Die schreiben doch nur das, was ihnen in den Kram passt.«
    Er schwieg einen Moment.
    »Hast du während der Vorstellung getrunken?«
    Hinrik antwortete nicht. Albert wartete. Vielleicht hatte Hinrik die Frage unangebracht gefunden. Oder unverschämt.
    »Diese Rumflasche war also deine?«
    Hinrik nickte. »Kann sein«, sagte er.
    Albert lehnte sich entspannt zurück.
    »Weshalb hast du dann nicht Kontakt zu uns aufgenommen? Du hast doch gewusst, dass wir nach sämtlichen Personen suchen, die in dieser Vorstellung waren.«
    »Ich … Nein, davon wusste ich nichts. Ich habe gar nicht darüber nachgedacht.«
    »Aber du weißt, was dort passiert ist?«
    »Ja, ja, natürlich. Das kann ja wohl niemandem entgangen sein.«
    »Kannst du dich erinnern, diesen Jungen in dem Kino gesehen zu haben?«
    »Mir ist nichts Besonderes aufgefallen«, erklärte Hinrik, der versuchte, Haltung zu bewahren. »Ich …«
    »Ja?«
    »Ich

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