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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Jedenfalls sehe ich mir nicht weiter mit an, wie du dich in den Abgrund stürzt und mich mitreißt.«
    Tjark lachte bitter. Sicher hatte Fred das Wort »Abgrund« nur unbewusst benutzt – aber hatte Tjark das bei der Titelauswahl zu seinem Buch vielleicht ebenfalls getan? Er blickte aus dem Fenster. Die Sonne schien. Die Geranien leuchteten knallrot. Zwei Kinder fuhren auf Skateboards vorbei. Die Luft flirrte. Tjark dachte an seinen Vater, der wahrscheinlich sterben würde. Er dachte daran, dass er zunehmend die Nerven verlor. Vielleicht hatte er nichts mehr in einem Job verloren, in dem er andauernd mit ansehen musste, wie das Böse sich wie eine Schlange in seinem Griff wand und er ihm nur mit Spurensuchen sowie endlosen Befragungen in einem Dschungel voller Gesetze begegnen konnte, die sich wie Lianen um die Beine schlangen und ihn ausbremsten.
    »Sprechen wir morgen darüber«, sagte Tjark. Die beiden Kinder stoppten mit ihren Skateboards an einem Café, um sich ein Eis zu kaufen. Die Sonne würde es schmelzen. Der klebrige Saft würde ihnen über die Hände laufen, und sie würden ihn mit einem Lachen begierig abschlecken.
    »Wir reden jetzt«, sagte Fred.
    Tjark machte einen Schritt nach vorne und öffnete die Fenster. Warme Sommerluft strömte herein. »Morgen«, wiederholte er. »Nicht an einem Tag wie heute.«
    Fred blähte die Backen auf und starrte auf seine Schuhe. Er dachte einen Moment lang nach und schien sich zu sammeln. »Okay, dann lass uns was tun.«
    Sie begannen damit, die Listen von den Soko-Kollegen durchzuarbeiten und abzugleichen. Eine mühselige, aber dringend nötige Aufgabe. Es waren Einträge aus den Vermisstenregistern, Personalien der bereits identifizierten Opfer, Zeugenbefragungen, Telefonauszüge, solche Dinge.
    Nach einer Weile sagte Fred: »Ich werd nicht mehr.« Er markierte eine Zeile auf einem kopierten Rufnummernauszug von Anna Novák. »Das ist doch die Nummer von Werlesieler.«
    Tjark warf einen Blick auf das Papier und nickte. Er griff sich die Telefonauszüge der anderen beiden Toten. Es waren jeweils mehrere Seiten, aber er wusste, wonach er suchen musste. Schließlich fand er zwei weitere Male die Nummer der Brauerei, blickte auf und sah in Freds besorgtes Gesicht. »Treffer«, sagte er. »Warum haben das die Blindfische von der Supersoko nicht gesehen?«
    »Weil die mit dem gleichen Tunnelblick wie du gerade gesucht haben«, erklärte Fred. »Die haben nach Nummernhäufungen und Stammfreiern geschaut und waren auf ihre Tatverdächtigen fixiert. Die haben es genauso wenig geschnallt wie die anderen Kollegen, dass sie eine Häufung von vermissten Personen in ihrem Bezirk hatten.«
    Tjark suchte in den Papierstapeln nach den Einsatzlisten von EagleEye und schob Fred eine Kopie davon zu. »Die Frage ist, ob es wie im Fall von Vikki jeweils zeitliche Übereinstimmungen zwischen den Telefonaten, dem Verschwinden der Opfer, ihren wahrscheinlichen Todestagen und Firmenfeiern gibt.«
    Fred nickte und las die Liste, die Tjark von Ruven bekommen hatte. Tjark hatte darauf bereits die Daten von Events mit einem Textmarker hervorgehoben – es waren zum Teil mehrere im Monat. Am Rand hatte er die von der Rechtsmedizin angegebenen wahrscheinlichen Todeszeitpunkte notiert.
    »Es gibt nur relative Übereinstimmungen mit Abweichungen von einigen Tagen«, sagte Fred beim Lesen wie zu sich selbst.
    »Weil die Rechtsmedizin die Todeszeitpunkte nicht auf den Tag genau ermitteln konnte. Aber das hier«, Tjark tippte auf die Telefonlisten, »ist exakt. Und das hier sagt uns: Es haben drei Frauen vierundzwanzig Stunden vor einem größeren Brauereifest mit der Brauerei Telefonate geführt – genau wie Vikki Rickmers.«
    »Mit dem Unterschied«, sagte Fred, »dass die anderen drei in Werlesiel tot aufgefunden worden sind, Vikki aber nicht.« Er fächelte sich mit den Papieren etwas Luft zu.
    »Ich reiße Mommsen den Arsch auf«, zischte Tjark. »Die bestellen sich Nutten, füllen die ab, vögeln sie und legen sie danach um – genauso läuft das da ab …«
    »Warum sollten sie das tun?«
    »Da läuft irgendeine perverse Scheiße, Fred.«
    »Die wir nicht beweisen können.«
    »Das ist das Problem.« Tjark schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Und alle werden sagen: Kümmert euch erst mal um die Festnahmen und Tatverdächtigen in Wilhelmshaven.«
    »Sie werden auch sagen: Auf diesen Telefonlisten stehen Hunderte Anrufe und nur jeweils einer von der Brauerei. Dass er ab und zu Escorts zur

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