Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
nicht sehr tief.«
Plötzlich erreichten sie das Ende der Magnetrutsche. Sie hörte vor einer altersschwachen Mauer auf – einheimische Ziegel auf einem Plastahl-Fundament. Das schwache Sternenlicht am aufklarenden Himmel zeigte, daß hier Dilettanten an der Arbeit gewesen waren – eine typische Konstruktion aus der Zeit der Hungerjahre. Die Mauer war beinahe ganz von Ranken und Pilzen überwachsen, aber auch dies trug nicht dazu bei, das geborstene Mauerwerk und die mit schwerfälliger Hand erfolgten Flickversuche zu verbergen. Eine einzige Reihe schmaler Fenster blickte auf den Platz hinab, auf dem sich die Magnetrutsche zwischen Büschen und Gräsern verlor. Hinter drei Fenstern leuchtete es stahlblau. Dies zeigte an, daß hier Aktivität herrschte, aber das sagten ihr auch die leisen, knisternden Geräusche.
»Früher war dies eine Fabrik«, sagte Burzmali.
»Ich habe Augen und ein Gedächtnis«, fauchte Lucilla. Glaubte dieser grunzende Kerl etwa, sie sei vollkommen verblödet?
Irgendwo links von ihnen ertönte ein leises Knarren. Eine gras- und buschbewachsene Kellertür klappte auf. Von unten drang hellgelbes Licht herauf.
»Schnell!« Burzmali führte sie mit einigen schnellen Schritten über die dichte Vegetation und dann eine Treppenflucht hinab, die hinter der sich hebenden Tür erkennbar geworden war. Die Tür schloß sich knarrend hinter ihnen. Lucilla hörte das Brummen von Maschinen.
Sie fand sich schließlich in einem großen Raum mit niedriger Decke wieder. Das Licht wurde von langen Reihen moderner Leuchtgloben erzeugt, die an massiven Plastahlträgern über ihren Köpfen hingen. Der Boden war zwar sauber geputzt, aber er wies Kratzer auf, die anzeigten, daß hier gearbeitet worden war. Hier hatten zweifellos Maschinen gestanden, die es jetzt nicht mehr gab. Irgendwo vor ihr nahm sie eine schwache Bewegung wahr. Eine junge Frau kam langsam auf sie zu. Ihr Gewand sah Lucillas Drachenrobe sehr ähnlich.
Lucilla schnüffelte. Im Innern des Raums roch es nach Säure. Ihr kam die Sache nicht ganz geheuer vor.
»Dies war eine Harkonnen-Fabrik«, sagte Burzmali. »Ich frage mich, was man hier wohl produziert hat?«
Die junge Frau blieb vor Lucilla stehen. Sie hatte eine biegsame Figur, wirkte elegant und schien unter ihrer Robe in ständiger Bewegung zu sein. Ihr Gesicht strahlte irgendwie von innen heraus, was von Erfahrung und bester Gesundheit zeugte. Ihre grünen Augen waren jedoch hart und wirkten kalt, sobald sie etwas in Augenschein nahmen.
»Man hat also mehr als eine von uns geschickt, um diesen Platz zu hüten«, sagte sie.
Als Burzmali eine Antwort geben wollte, brachte Lucilla ihn mit ausgestreckter Hand zum Schweigen. Diese Frau war nicht das, was sie zu sein schien. So wie ich! Lucilla wählte ihre Worte mit Bedacht. »Es scheint, daß wir einander stets erkennen.«
Die junge Frau lächelte. »Ich habe gesehen, wie du dich genähert hast. Ich habe meinen Augen nicht getraut.« Sie maß Burzmali mit einem abfälligen Blick. »Und er sollte der Kunde sein?«
»Und der Führer«, sagte Lucilla. Sie bemerkte die Verwirrung auf Burzmalis Gesicht und betete darum, daß er keine falschen Fragen stellte. Diese junge Frau war die Gefahr in Person!
»Hat man uns nicht erwartet?« fragte Burzmali.
»Ahhh, es spricht«, sagte die junge Frau lachend. Ihr Gelächter war so kalt wie ihre Augen.
»Ich hätte es lieber, wenn Sie mich nicht als Es bezeichnen«, sagte Burzmali.
»Ich nenne den Gammu-Abschaum so, wie es mir paßt«, sagte die junge Frau. »Was du lieber hättest, ist mir völlig egal.«
»Was haben Sie mich genannt?« Burzmali war müde, und die unerwartete Beleidigung führte dazu, daß ihm beinahe der Kragen platzte.
»Ich nenne dich so, wie ich es will, Abschaum! «
Das reichte ihm. Bevor Lucilla ihn stoppen konnte, hatte Burzmali ein leises Knurren ausgestoßen und versetzte der jungen Frau eine heftige Ohrfeige.
Aber der Schlag traf sie nicht.
Lucilla beobachtete fasziniert, wie die junge Frau sich unter dem Angriff hinwegduckte. Sie packte Burzmalis Ärmel, wie man ein durch die Luft segelndes Stück Stoff ergreift, und vollführte eine dermaßen schnelle Pirouette, daß er hilflos zu Boden segelte. Die junge Frau blieb halb geduckt auf einem Bein stehen und hob das andere zu einem Tritt.
»Ich werde ihn jetzt töten«, sagte sie.
Lucilla, die keine Ahnung hatte, was nun folgen würde, bog den Körper beiseite, entkam in letzter Sekunde dem nun vorschnellenden
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