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Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides

Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides

Titel: Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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schloss den schweren Deckel der Truhe. Herzog Paulus hatte das Recht auf seine privaten Erinnerungen und Geheimnisse. Keins dieser Erinnerungsstücke war für das Vermögen des Hauses Atreides von Belang. Leto musste sich mit politischen und geschäftlichen Dingen auseinander setzen. Thufir Hawat und die anderen Berater des Hofes, selbst Prinz Rhombur, bemühten sich nach Kräften, ihn zu unterstützen, aber er kam sich trotzdem wie ein Neugeborenes vor, das von Grund auf lernen musste, das Leben zu meistern.
    Während es draußen weiterhin regnete, goss Kailea ein Glas Glühwein ein und reichte es Leto, um dann zwei Gläser für sich und ihren Bruder zu füllen. Der Herzog nippte gedankenverloren daran und genoss das würzige Aroma. Seine Knochen wärmten sich, und er dankte ihr lächelnd.
    Sie starrte auf den Haufen aus alten Sachen und rückte einen Goldkamm in ihrem kupferroten Haar zurecht. Leto bemerkte, dass ihre Unterlippe zitterte. »Was gibt es, Kailea?«
    Sie atmete tief durch und sah zuerst ihren Bruder, dann Leto an. »Ich werde nie in den Sachen meiner Mutter stöbern können. Weder in denen aus dem Großen Palais noch den wenigen kostbaren Dingen, die sie mitnehmen konnte, als sie floh.«
    Rhombur kam zu ihr, um sie in die Arme zu nehmen, aber sie blickte weiterhin Leto an. »Meine Mutter hatte sogar noch Erinnerungstücke vom Imperator, Geschenke, die sie erhielt, als sie aus seinen Diensten austrat. Sie hatte noch so viele Geschichten, die sie mir niemals erzählt hat. Ich habe viel zu wenig Zeit damit verbracht, ihr zuzuhören, als sie noch lebte.«
    »Mach dir keine Sorgen«, versuchte Rhombur sie zu trösten. »Wir werden uns unsere eigenen Erinnerungen schaffen.«
    »Und wir werden dafür sorgen, dass man sich an uns erinnert«, sagte Kailea mit plötzlicher Heftigkeit.
    Leto fühlte sich unwohl und todmüde, als er den herzoglichen Siegelring an seinem Finger rieb. Er hatte sich immer noch nicht an den schweren Ring gewöhnt, aber er wusste, dass er ihn niemals ablegen würde, bis er ihn eines Tages in ferner Zukunft an seinen eigenen Sohn weitergab, damit dieser die Tradition des Hauses Atreides fortsetzte.
    Draußen warf der Sturm unablässig Regen gegen die Wände und Fenster der uralten steinernen Burg, während das schäumende Meer an den Klippen ein beruhigendes Schlaflied rauschte. Caladan kam Leto so groß und überwältigend vor, während er sich selbst unglaublich winzig fühlte. Obwohl es keine gemütliche Nacht war, gab ihm sein Haus das Gefühl von Wärme und Behaglichkeit, als der junge Herzog lächelnde Blicke mit Kailea und Rhombur tauschte.
     
    * * *
     
    Leto erfuhr vom Tod des Imperators, als er und drei Diener sich damit abmühten, den Schädel des salusanischen Stiers im Speisesaal aufzuhängen. Arbeiter setzten Seilwinden ein, um die monströse Trophäe zu einer bislang freien Stelle an den Wänden hinaufzuwuchten.
    Thufir Hawat verfolgte die Arbeiten mit ernster Miene und hinter dem Rücken verschränkten Händen. Geistesabwesend berührte der Mentat die lange Narbe an seinem Bein, die ihn daran erinnerte, wie er einen noch jungen Paulus vor einem anderen rasenden Stier gerettet hatte. Diesmal hatte er nicht schnell genug reagiert ...
    Kailea erschauderte, als sie zum Kopf der hässlichen Kreatur aufblickte. »Es wird mir Schwierigkeiten bereiten, in diesem Saal zu essen, wenn das Ding auf uns herabstarrt. Es hat noch sein Blut an den Hörnern.«
    Leto musterte zufrieden den Stierkopf. »Ich betrachte es als Ermahnung, niemals in meiner Wachsamkeit nachzulassen. Selbst ein dummes Tier – auch wenn menschliche Verschwörer die Hände im Spiel hatten – kann den Herrscher eines Großen Hauses des Landsraads besiegen.« Er bekam eine Gänsehaut. »Denk gut über diese Lektion nach, Kailea.«
    »Ich fürchte, das ist kein sehr tröstlicher Gedanke«, murmelte sie. In ihren grünen Augen standen unvergossene Tränen. Sie blinzelte und widmete sich wieder ihrer eigenen Beschäftigung.
    Vor ihr auf dem Tisch lag ein Aktenordner aus ridulianischen Kristallen. Sie hatte sich vorgenommen, die Buchführung des Hauses in Ordnung zu bringen. Mit dem, was sie im gläsernen Büro ihres Vaters auf Ix gelernt hatte, analysierte Kailea die Einkünfte, die auf dem Gutsbesitz der Atreides erzielt wurden, um zu bestimmen, wie sich Arbeit und Produktivität über die Kontinente und Meere Caladans verteilten. Trotz ihrer Jugend hatte sie mit Leto gründlich über die Geschäfte diskutiert.

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