Dungirri 01 - Schwarze Dornen
das ließ sämtliche Alarmsirenen in seinem Kopf laut und anhaltend schrillen. Er mischte sich in das Gespräch ein.
»Gut, wir wissen also, dass er die Gelegenheit, die militärische Ausbildung und die nötigen Buschkenntnisse hat, um das hier durchzuziehen. Aber wir haben kein Motiv und keine handfesten Beweise. Wir werden sehr
bald sein Haus stürmen, und bevor wir das tun, will ich wissen, wie er tickt.«
Steve, der bis jetzt geschwiegen hatte, trat mit Wucht in eine Schranktür und schrie wütend: »Er ist ein kranker Irrer. Was für ein Motiv kann es schon geben, um kleine Mädchen abzuknallen?«
»Er glaubt, dass es eins gibt«, widersprach Bella, aber sie redete leise und ohne ein Anzeichen der Verärgerung, die sie ihm gegenüber früher gezeigt hatte. »In seinem Kopf muss es einen Grund dafür geben, auch wenn uns seine Logik völlig verquer erscheinen mag.«
»Eine Art Rache?«, forschte Kris.
Alec schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Rache ist zu emotional. Hier geht es um den Intellekt, er will beweisen, dass er uns überlegen ist. Aber wieso er sich ausgerechnet diese Opfer aussucht, das weiß ich nicht. Irgendwelche Vorschläge, Bella?«
»Die drei Paare - sie sind alle etwa gleich alt, erfolgreich, aktiv und geschätzte Mitglieder der Gemeinde«, stellte sie nach einer kurzen Pause fest. »In den Ermittlungsunterlagen steht, den Tomasis gehörte der Pub in Jerran Creek, den sie zu einer Touristenattraktion im Outback gemacht haben. Mitch und Sara haben beide an der Uni Ökologie studiert und dann hier eine Agrar-Unternehmensberatung aufgezogen für die Landbesitzer in der Gegend. Ryan war eine Zeit lang so was wie ein Star in der Gegend. Mit neunzehn war er Landesmeister im Boxen, aber ein, zwei Jahre später hat er damit aufgehört und ist hier sesshaft geworden. Bis zu seinem Unfall waren er und Beth beim Rural Fire Service aktiv, Beth bei den Funkern und Ryan hat viele der Ausbildungskurse in der Region geleitet.«
»Und du bist eine erfolgreiche Kriminalpolizistin.« Steve hatte sich wieder etwas beruhigt, aber seine Worte waren eine eiskalte Erinnerung daran, dass auch Bella noch im Visier des Täters stand.
»Ja. Ich bin sicher, das in der Nacht auf dem Hotelbalkon war Darren - Größe und Statur passen. Aber vielleicht hat er es auf mich abgesehen, weil …« Sie hielt inne und biss sich auf die Unterlippe.
»Weil?«, bohrte Alec nach.
»Vielleicht, weil ich hatte, was er sich immer gewünscht hat - einen Vater. Darren war sieben oder acht, als sein Vater abhaute. Mr. Oldham war etliche Jahre australischer Meister im Holzhacken, und Darren hat ständig damit geprahlt. Aber dann hat der Alkohol ihn aus der Bahn geworfen.«
»Wohingegen du einen Vater hattest, der da war, einen, auf den du stolz sein konntest«, ergänzte Alec.
»Ja.«
Trauer schwang in dem schlichten Wort mit, eine Ahnung des Kummers, den sein Verlust für sie bedeutet haben musste. Nach allem, was er gehört hatte, war Patrick O’Connell ein bewundernswerter Mann gewesen, dessen Verlust sich nicht leicht verschmerzen ließ. Falls Darren Oldham überhaupt genug Gefühle in sich trug, um Neid zu empfinden, so wäre der von Isabelles Verhältnis zu ihrem Vater sicher geweckt worden.
Adam, der noch immer beim Fenster stand, wurde starr. »Er ist da. Eben hat sich im Schlafzimmer etwas bewegt.«
Showdown. Sie hatten nach wie vor keinen echten Beweis, aber Alec konnte nicht riskieren, so lange zu warten, bis sie einen in der Hand hatten. Er hatte die begründete
Annahme, dass ein Kind in Lebensgefahr schwebte; das reichte für einen Zugriff.
Instinktiv legte er den mentalen Schalter um und spulte die Checkliste für den Einsatz ab.
»Gut, wir stürmen das Haus und nehmen ihn fest. Aber wir müssen den Einsatz so abstimmen, dass wir ein komplettes Team ins Haus bringen, ohne ihn vorzuwarnen. Er ist wahrscheinlich bewaffnet, und wenn er Tanya bei sich hat, wird er das auf jede erdenkliche Art ausnutzen. Und ich will keine unbeteiligten Einwohner, die durch Querschläger verletzt werden.«
»Straßensperren?«, fragte Kris nach. »Ich kann ein paar uniformierte Kollegen an beiden Enden der Hauptstraße postieren, die alles abriegeln, sobald der Zugriff startet.«
»Tun Sie das. Adam, Sie suchen sämtliche verfügbaren kugelsicheren Westen zusammen und geben Bescheid, dass in fünf Minuten Einsatzbesprechung ist, und da hat gefälligst jeder einsatzbereit zu sein. Steve, Sie machen Ihr Gewehr fertig. Für so
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